So verwundbar ist die EU …

Corona-Krise wirft Licht auf Risiken in Versorgung — Wankelmütige Lieferanten in aller Welt

Infolge der verheerenden Corona-Pandemie keimen in Österreich und der EU Überlegungen auf, die Eigenversorgung zu stärken und damit die Abhängigkeit von in aller Welt sitzenden Lieferanten einzuschränken.

Ein Blick auf das derzeitige Handelsgeflecht der EU-Staaten zeigt die Problemfelder und damit Ansatzpunkte für eine Trendumkehr auf. Dies betrifft insbesondere die Energieversorgung, die Anlieferung von Rohstoffen und Vorprodukten für die Industrie sowie die gigantischen Mengen an Alltagsprodukten (Textilien, Schuhe, Wohnausstattung und Apparate), die zuletzt aus dem asiatischen Raum herbeigeschafft wurden.

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In der Produktion von Maschinen, Chemikalien und Medikamenten ist Europa dagegen vergleichsweise gut aufgestellt.

Das Problemfeld Energie

Am größten ist der Importüberschuss in der EU-Bilanz auf dem Energiesektor mit Kohle, Öl, Gas, Treibstoffen. Dort türmen sich die Importe laut EU-Kommission pro Jahr um 275 Milliarden Euro höher auf als die Exporte. Die Hauptlieferanten in die EU sind, abgesehen von Norwegen, nicht gerade Horte politischer Berechenbarkeit und demokratischer Untadeligkeit: Russland, Saudi-Arabien, Irak, Kasachstan, Algerien, Nigeria, USA, Libyen und Aserbaidschan.

Asiaten müssen schuften

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Ebenfalls stark von Importen abhängig gemacht hat sich die EU auf dem Sektor der bearbeiteten Waren. Hier sind die jährlichen Importe um 47 Milliarden Euro höher als die Exporte. Problemfeld hier: Die große Abhängigkeit von oftmals sozial fragwürdig geführten Produktionsstätten in China, Bangladesh, Vietnam, Indien, Pakistan, Indonesien oder Kambodscha. Ebenfalls mit der EU gut im Geschäft ist auf dem Sektor der bearbeiteten Waren die Türkei — bekanntermaßen auf der internationalen Bühne zuletzt oftmals aggressiver Gegenspieler der EU.

Natürliche Vorkommen

Den wohl geringsten reformerischen Spielraum, weil es eben um geografisch gebundene, natürliche Vorkommen geht, hat die EU auf dem Handels-Problemfeld Nummer drei: Pro Jahr bezieht die EU netto Industrie-Rohstoffe im Wert von 31 Milliarden Euro aus aller Welt — z.B. Kork, Holz, Stoffe, Phosphor, Erze, Fette und Öle. Hauptlieferanten sind Brasilien, USA, Kanada, Südafrika, Indonesien, Chile, Peru, Malaysia, Australien und Uruguay.

Die Erfolgsfelder der EU

Vergleichsweise sehr gut aufgestellt und Netto-Exporteur ist die EU dagegen auf den Sektoren Maschinenbau und Fahrzeuge (Exporte um 175 Milliarden Euro höher als die Importe), Chemische Erzeugnisse (171 Milliarden Euro) und auf dem Sektor „Nahrungsmittel, Getränke, Tabak“ mit einem jährlichen Exportüberschuss von immerhin 19,5 Milliarden Euro.

Europa dominiert Pharma

Robust präsentiert sich Europa auch auf dem derzeit so in Diskussion stehenden Medikamentensektor: Von weltweit 19 Staaten mit Arzneimittel-Exportüberschuss liegen 14 in Europa. Im Konzert der Großen können daneben nur noch Indien, Singapur, Israel, Panama und Jordanien mitspielen. Am stärksten von Arznei-Importen abhängig sind weltweit dagegen USA, Japan, China, Russland, Brasilien, Kanada, Australien und Saudi-Arabien.

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