Sonntag ist Wahltag ist Zahltag

Frankreich hat die (Präsidenten-)Wahl zwischen Macron und Le Pen

Marine Le Pen (links) will den erneuten Einzug von Emmanuel Macron in den Elysee-Palast verhindern. Dieser gab sich die letzten Tage ungewohnt volksnah.
Marine Le Pen will den erneuten Einzug von Emmanuel Macron in den Elysee-Palast verhindern. © AFP/Mori

Marine Le Pen gegen Emmanuel Macron. Es ist die Neuauflage der Stichwahl 2017. Damals war die rechts-nationale Le Pen dem späteren Amtsinhaber klar unterlegen, auch am Sonntag dürfte der liberale Macron das bessere Ende für sich haben.

Le Pen (54), Juristin und Mutter von drei Kindern, kandidiert bereits zum dritten Mal für das Präsidentenamt. Sie ist seit 2011 Chefin der rechtsextremen Partei Front National, schlägt jedoch im aktuellen Wahlkampf sehr gemäßigte Töne an.

So bemühte sich die Kandidatin nach Kräften, die mit dem wirtschaftsliberalen Macron Unzufriedenen aus allen politischen Lagern hinter sich zu versammeln. In der Öffentlichkeit präsentiert sie sich zudem gerne als liebevolle Katzenliebhaberin oder berichtet über ihr WG-Leben mit ihrer Kindheitsfreundin Ingrid – „die kleine Schwester, die ich nie hatte“.

Trotz des „sanften“ Images will die Rechtsaußen-Politikerin eine harte Linie in der Immigrationspolitik verfolgen. Le Pen steht auch für eine von der Europäischen Union deutlich distanziertere Europapolitik. Die langjährige Europaskeptikerin hatte früher für einen Austritt aus der EU geworben, davon ist sie mittlerweile abgerückt. Dennoch befürchten manche Kommentatoren, dass Frankreich unter Le Pen innerhalb der EU dauerhaft marginalisiert würde. Der Abgeordnete Jean-Louis Bourlanges von der zentristischen Fraktion MoDem stellte klar: „Marine Le Pen hat zwar auf den offiziell Austritt aus der EU verzichtet, aber ihr Programm ist ganz einfach inkompatibel mit dem Verbleib Frankreichs in der Union.“

Macron im Endspurt

Bis kürzlich war der Präsident ganz internationaler Staatsmann und Krisenmanager, erst die letzten Tage wirft er sich in den Wahlkampf. Der intensive Endspurt mit ganz viel Bürgerkontakt soll zumindest einen Teil der Anhänger des Linksaußen-Kandidaten Melenchon und andere unzufriedene Wähler umstimmen.

Und Unzufriedene gibt es viele in Frankreich. Regionen mit hoher Arbeitslosigkeit und hohen Zuwanderungsraten sind nicht das bevorzugte Pflaster von Macron. Der 45-jährige Arztsohn aus Amiens, aufgewachsen in bürgerlich-wohlhabendem Milieu, benötigt aber für seine Wiederwahl gerade auch die Stimmen der Landbevölkerung.

Dass er seine Pläne zur Anhebung des Pensionsalters auf 65 Jahre ausgerechnet im Wahljahr wieder auspackte, hat ihm in diesen Kreisen nicht sonderlich viele Unterstützer eingebracht.

Macron, ausgebildet an Eliteschulen Frankreichs, ist seit 2007 mit seiner ehemaligen Lehrerin Brigitte Trogneux verheiratet, die aus erster Ehe drei Kinder hat. Mit nur 36 Jahren wurde Macron 2014 Wirtschaftsminister, 2017 zog er in den Elysee-Palast.

Seit dem Wahltriumph verfolgte den jungen Präsidenten eine Reihe von Krisen. Die Gelbwesten-Proteste 2018/19 hielten das Land monatelang in Atem. Dann kam die Corona-Pandemie, nun der Ukraine-Krieg samt hoher Energiepreise und Zukunftsängsten.

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