Alonso geißelte Strafen-Wirrwarr: „Die Fans tun mir leid“

F1-Rennfahrer Fernando Alonso © APA/Cacace

Für wenige Stunden hing Fernando Alonso am Sonntag in Jeddah in der Luft. Bei der Siegerehrung nach dem Saudi-Grand-Prix feierte er seinen dritten Platz, danach wurde er auf den vierten Rang zurückversetzt. Als die Nachricht von der Rücknahme der Zehn-Sekunden-Strafe kam, war es schon Nacht. „Die Fans tun mir leid“, sagte der Aston-Martin-Pilot und erklärte, die FIA habe ein trauriges Bild abgegeben. Man solle in Zukunft einfach wieder „gesunden Menschenverstand“ anwenden.

„Ich denke, es ist mehr eine traurige Vorstellung der FIA denn eine Enttäuschung für uns selbst“, sagte der Spanier zu einem Zeitpunkt, als er davon ausgehen musste, Vierter geworden zu sein.

Die Strafversetzung gegen den zweimaligen Weltmeister wurde ausgesprochen, weil seine Boxencrew beim Absolvieren einer ersten Zeitstrafe angeblich zu früh mit dem Arbeiten am Auto begonnen hatte. Dabei stand die Frage im Raum, ob der Wagenheber das Auto am Heck berührt hatte und dies als Arbeiten am Wagen zählt. Nachdem Aston Martin eine Neubeurteilung des Falls beantragt hatte, stießen die Rennkommissare ihre Entscheidung noch einmal um.

Kritik bekam die FIA vor allem dafür ab, wann die zweite Strafe ausgesprochen wurde – über 30 Runden nach dem betreffenden Vorfall. „Man kann nicht 35 Runden nach dem Boxenstopp eine Strafe aussprechen. Sie hatten genug Zeit“, befand Alonso. Wenn er von der Strafe gewusst hätte, hätte er versuchen können, einen Vorsprung von elf Sekunden auf Mercedes-Mann George Russell rauszufahren. Er habe aber nicht einmal gewusst, dass es überhaupt eine Untersuchung gebe.

Danach, so der Tenor bei Fans und professionellen Beobachtern, hätten die Stewards vor der Siegerehrung kommunizieren sollen, dass eine Strafe bevorsteht. Ein paar Minuten des Wartens länger hätte Alonso wohl einiges an Ärger erspart und stattdessen Russell die Chance gegeben, auf dem Podium mit Sieger Sergio Perez und dessen Red-Bull-Teamkollegen Max Verstappen zu feiern. Allerdings nahm Russell und nicht Alonso anschließend an der Pressekonferenz der Top-drei-Fahrer teil. Aus jetziger Sicht erst recht wieder der Verkehrte, könnte man einwerfen.

Das Problem von Strafen und ihres Timings ist im gesamten Motorsport ein altbekanntes, einigermaßen heikel und nicht leicht zu lösen. Dass die Beurteilung eines Falls mitten im Renngeschehen, wo laufend neue Szenen beurteilt werden müssen, eine gewisse Zeit in Anspruch nimmt, liegt auf der Hand. Ab wann es „zu lange“ ist, ist schwer zu bemessen. Dass die FIA-Kommissare den Fall nach Intervention von Aston Martin noch einmal öffneten und neue Beweise zuließen, ist angemessen und gerechtfertigt. Aber auch das geschah freilich erst nach Anhörung von Team-Protagonisten und sorgfältiger Abwägung.

Alonso wollte sich letztlich ohnehin nicht den Abend verderben lassen. „Für mich war das Wichtigste, dass das Auto so stark war, denn wir waren die Zweitschnellsten“, hielt der Asturier fest. „Wir waren klar vor Ferrari und haben die Mercedes kontrolliert“, fügte er hinzu. Das seien „sehr gute Nachrichten“. Red Bull sei im Moment „vielleicht ein bisschen außer Reichweite, aber wir sind gleich dahinter“.

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