„Es war ein Verdienst der Mannschaft“

Argentiniens Lionel Messi ist Weltmeister und am Ziel seiner Träume angekommen

Die Leidenszeit des Lionel Messi bei Weltmeisterschaften ist vorüber. Der Superstar führte Argentinien in seinem letzten WM-Spiel zum Titel — 4:2 im Elfmeterschießen gegen Frankreich.

Bei der WM 2006 wurde Lionel Messi gegen Serbien und Montenegro (6:0) in der 76. Minute eingewechselt. Innerhalb von drei Minuten sorgte der argentinische Ausnahmekicker für eine Vorlage, erzielte zehn Minuten später selbst ein Tor und feierte damit ein fulminantes Debüt auf der großen Fußball-Bühne. 16 Jahre und 25 WM-Einsätze später ist der 35-Jährige alleiniger WM-Rekordspieler und endlich am Ziel seiner Träume angekommen: Messi ist Weltmeister.

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„Haben wirklich gelitten“

In einem hochdramatischen Finale (siehe Spielfilm S. IV) sorgten Argentinien und Titelverteidiger Frankreich für eine Achterbahnfahrt der Gefühle — 2:2 nach 90, 3:3 nach 120 Minuten, 4:2 im Elferschießen. „Wir haben wirklich gelitten“, gestand Emiliano Martinez, der beste Torhüter des Turniers. Und tatsächlich musste die „Albiceleste“ für den dritten WM-Titel, den ersten nach 36 Jahren, ordentlich einstecken: Nach der Auftaktniederlage gegen Saudi-Arabien versank ganz Argentinien in Trauer und die weltweiten Kritiker brachen über „La Pulga“ (der Floh) herein. Doch Messi hielt dem immensen Druck stand und führte Argentinien gemeinsam mit seinen aufopferungsvoll kämpfenden Mitspielern ins Traumfinale gegen den kommenden Superstar und PSG-Teamkollegen Kylian Mbappe. „Es war ein Verdienst der Mannschaft und ich bin sehr glücklich, ein einzigartiger Moment. Ich widme den Sieg meinen Eltern, sie haben mir diesen Lebensweg ermöglicht“, jubelte ein von den Emotionen überwältigter Weltmeister-Trainer Lionel Scaloni.

„Unglaubliches Finale“

Im Endspiel verspielten die Argentinier zwei Mal eine Führung. „Wir hatten es am Anfang unter Kontrolle, erst am Ende der regulären Spielzeit haben wir es aus der Hand gegeben“, analysierte Schlussmann Martinez, der im Elfmeterschießen mit dem gehaltenen Strafstoß gegen Kingsley Coman erneut zum Helden wurde. „Gott sei Dank haben wir es dann doch noch geschafft. Es war ein unglaubliches Finale, ich weiß gar nicht, was ich sagen soll“, so der 30-Jährige.

Von Daniel Gruber

Torschützenkönig, aber tragischer Held

172 Tore, so viele wie noch nie (im Schnitt 2,69 pro Spiel, der höchste seit 1994) fielen beim Turnier in Katar (bisheriger Rekord 171/1998 und 2014). Stolze acht gingen auf das Konto von Kylian Mbappe, alleine drei davon im Finale. Dazu blieb er inklusive Elfmeterschießen drei Mal vom Punkt cool — eine unglaubliche Nervenstärke.
Doch über die Torjägerkrone kann sich der 23-jährige Superstar Frankreichs wohl erst mit etwas Abstand freuen. Die Miene, mit der er die Trophäe übernahm, sprach Bände. Zu gern hätte der Stürmer mit Frankreich als erste Nation seit Brasilien 1962 den Titel verteidigt. Doch diesmal wurde das Comeback nach 0:2 bzw. 2:3 in der Verlängerung nicht belohnt (Spielfilm siehe S. IV). Getröstet wurde Mbappe von Frankreichs Staatsoberhaupt Emanuel Macron und FIFA-Präsident Gianni Infantino.

„Sie spielen ein Finale, wir nicht“

Frankreich verspielte den Titel möglicherweise schon in Hälfte eins, als die „Equipe Tricolore“ völlig überrannt wurde. „Die Argentinier spielen ein Finale, wir nicht“, meinte Teamchef Didier Deschamps in der Pause im französischen TV. Die Franzosen konnten trotz Grippewelle im Team wenige Tage vor dem Endspiel zusetzen, doch im Elferschießen versagten Kingsley Coman und Aurelien Tchouameni die Nerven. Der Traum von der Titelverteidigung endete spät, aber doch.

Von Tobias Hörtenhuber

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