
Das 341. große Wiener Derby ist am Sonntag (17.00 Uhr) sowohl für Gastgeber Austria als auch Rapid die perfekte Gelegenheit für ein Statement. Beide hinken ihren Ansprüchen und zum Teil auch Leistungen punktemäßig hinterher, vor allem die Austria geht als Tabellenzehnter durchaus angeschlagen ins Stadtduell. Bereits jeweils ab 14.30 Uhr werden in der Steiermark bei den Duellen Sturm Graz gegen WSG Tirol und Hartberg gegen Altach die Punkte ausgespielt.
Bei den Wiener Vereinen ist der sportliche Druck bereits beträchtlich. „Wir hoffen auf den großen Befreiungsschlag“, sagte Austria-Sportdirektor Manuel Ortlechner im Vorfeld des Prestige-Duells. „Es ist für beide Vereine gerade nicht einfach, weil es in der Tabelle nicht so gut ausschaut“, gestand Rapids-Offensivmann Marco Grüll Anfang der Woche in Sky. Auch die zehn Punkte von Grün-Weiß sind kein Ruhmesblatt, vier Partien wartet man auf einen „Dreier“. Auch der mühsame Cuperfolg bei Regionalligist Gurten am Mittwoch taugte nur bedingt als Muntermacher.
Für Trainer Zoran Barisic ist all das freilich kein Grund, dem Klassiker nicht mit großem Optimismus entgegen zu blicken. „Gut drauf“ sei Rapid. „Die Ergebnisse passen nicht zu den Leistungen, die die Jungs durchgängig gebracht haben“, sagte der 53-Jährige. Am Sonntag sei ihm das aber ohnehin nicht so wichtig, meinte er auch mit einem Augenzwinkern. „Im Derby ziehe ich ein gutes Ergebnis einer guten Leistung vor.“ Wie für die Austria gelte auch für sein Team: „Mit dem einen Spiel kannst du sehr viel wettmachen, sehr viele Diskussionen im Keim ersticken.“
Schon über vier Jahre wartet Rapid gegen die Austria auf ein Erfolgserlebnis. Am Verteilerkreis passierte am 1. September 2019 der bisher letzte Derbysieg von Grün-Weiß. Die nackten Zahlen sprechen aktuell aber auch nicht für die Austria. Sechs Runden sieglos, nur drei Siege in den vergangenen 19 Runden – die Bilanz schaut für die Violetten alles andere als rosig aus. Doch gerade gegen Rapid klappte es für die Mannschaft von Michael Wimmer auch in dieser Phase. Für Sportdirektor Ortlechner ergibt sich am Sonntag die Chance, die jüngsten Rückschläge hinter sich zu lassen. Zuversicht soll das 4:0 im ÖFB-Cup bei Regionalligist St. Anna gegeben haben. „Das soll uns Kraft geben.“
Sturm Graz will sich auf den nächsten Europa-League-Auftritt beim polnischen Meister Rakow Czestochowa gegen den Lieblingsgegner einstimmen. Die WSG Tirol hat vor dem Auftritt in Graz eine miserable Bilanz gegen die Hausherren vorzuweisen. Die Tiroler konnten bis dato keines der zehn Duelle seit dem Aufstieg in die Bundesliga 2019 für sich entscheiden. Lediglich zwei Remis hat das Silberberger-Team in den vergangenen vier Jahren gegen Sturm verbucht. Dabei soll es aus Sicht des Vizemeisters bleiben.
Christian Ilzer schickte trotzdem wie gewohnt eine Warnung aus. „Die Ausgangslage ist relativ klar. Es ist ein Gegner, dessen Leistungen klar besser waren, als es der derzeitige Tabellenstand zeigt. Dazu hatten sie auch noch das Ausscheiden im Cup. Wir müssen eine Topleistung auf den Platz bringen, um in der Meisterschaft auf die Siegerstraße zurückzukehren“, meinte Sturms Trainer. Im WSG-Lager wurde im Quartier in Schloss Schielleiten viel gesprochen. Das Cup-Aus in Leoben nach schweren individuellen Fehlern lag Trainer Thomas Silberberger im Magen, es soll nun abgehakt sein.
Auch ohne den gesperrten Trainer Markus Schopp hat der TSV Hartberg drei Punkte gegen den SCR Altach eingeplant. Beide Mannschaften rangieren vor der 9. Bundesligarunde über dem „Strich“ auf den Plätzen fünf und sechs, drei Punkte im direkten Duell würden eine noch komfortablere Situation bedeuten. Während die Altacher im ÖFB-Cup beim FC Pinzgau (2:0) ungefährdet ins Achtelfinale aufstiegen, mussten die Hartberger bei der Admira in die Verlängerung.
Im September blieb die Schopp-Truppe in vier Pflichtspielen jedenfalls ungeschlagen, diese Serie soll gegen Altach fortgesetzt werden. „Die Sperre ist kein Beinbruch. Es gibt immer einen klaren Plan von mir und meinem Trainerteam“, ergänzte der Coach, der wieder auf den zuletzt in der Liga gesperrten Ousmane Diakité setzen kann.
Beide Teams stehen nach acht Runden seit Einführung der Zwölferliga so gut da wie noch nie. Für Altach ist das klare Ziel aber weiter der Klassenerhalt. „Wir sind tabellenmäßig vielleicht sogar über den Erwartungen, die wir gehabt haben“, sagte Trainer Joachim Standfest, der aber betonte: „Wir sollten jetzt nicht von warmen Eislutschern träumen und irgendetwas anvisieren. Du kannst im Fußball schon Schritte überspringen, aber da brauchst du viel Geld dazu, das wir nicht haben.“