Basketball-Superhelden um LeBron James sinnen auf Rache

US- Dream Team will nach WM-Niederlage fünftes Olympia-Gold in Folge

Die für die USA wichtigste Olympia-Goldmedaille in Paris in Sachen Nationalstolz ist jene im Männer-Basketball. LeBron James hat im Spätherbst seiner Karriere eine All-Star-Besetzung der NBA um sich versammelt, die für die Vereinigten Staaten den fünften Titel en suite beschaffen soll.

Triebfeder ist die Demütigung bei der WM im vorigen Jahr. Der Spitzname von Team USA in Frankreich lautet demgemäß – angelehnt an die populären Comic-Superhelden – „The Avengers“ (Die Rächer).

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Es war Anfang September 2023 in Pasay auf den Philippinen, als die USA im Halbfinale der Basketball-WM Deutschland 111:113 unterlagen. Während die Amerikaner am Boden lagen und anschließend auch Bronze verpassten, gewann die deutsche Auswahl das Turnier.

Danach war für das Management von USA Basketball klar, dass sich hinsichtlich Olympia etwas ändern muss. James höchstpersönlich überzeugte zahlreiche Superstars, allen voran Stephen Curry von den Golden State Warriors und Kevin Durant von den Phoenix Suns, mit ihm und Trainer Steve Kerr die Mission Olympia-Gold anzugehen.

Nächstes „Dream Team“

Die finale Liste enthält viele der besten Basketballer ihrer Generation, sofern sie einen von den USA ausgestellten Pass besitzen: James, Curry und Durant, dazu Bam Adebayo, Devin Booker, Anthony Davis, Anthony Edwards, Joel Embiid, Tyrese Haliburton, Jrue Holiday, Jayson Tatum und Derrick White.

Die Ansammlung von individuellem Talent erinnert an das originale „Dream Team“, das 1992 in Barcelona in spektakulärer Manier zu Gold wirbelte und rund um den Globus neue Basketball-Fans schuf. Angeführt von Michael Jordan überrollten die USA mit Charles Barkley, Magic Johnson, Larry Bird, Karl Malone, Scottie Pippen und anderen ihre Gegner mitunter nicht nur sprichwörtlich.

Zuvor hatten die USA stets Amateure, das heißt College-Athleten, zu den Olympischen Spielen geschickt und bis auf zwei Ausnahmen immer Gold geholt: 1972 gab es eine umstrittene Niederlage gegen die Sowjetunion, 1980 boykottierte man die Spiele in Moskau. 1988 aber gewann die Sowjetunion leistungsgerecht, und die USA mussten sich mit Bronze begnügen.

Die Reaktion darauf war ein radikal neuer Ansatz: Fortan trommelte der Dachverband immer eine exklusive NBA-Auswahl zusammen, um erneute Blamagen auf der weltweit größten Bühne zu verhindern. Dass es diese 2004 in Athen, wo Argentinien Gold gewann, trotzdem gab, ist eine andere Geschichte.

In der Vorbereitung auf Paris 2024 lief für die Basketball-Prominenz aus den USA durchaus nicht alles glatt. Knappe Siege gegen Australien, Deutschland und vor allem Südsudan verdeutlichten das. „Ich denke, wir können noch viel besser werden“, sagte Kerr nach dem 92:88 gegen die Deutschen am Montag. „Ich denke, wir können unser Spiel kompakter machen und besser werden, und das ist der Plan für die nächsten Wochen.“

Die Offensive werde nicht das Problem sein, hielt der hauptamtliche Warriors-Chefcoach fest. „Wir werden punkten, wir haben all diese Jungs, die punkten können. Es muss um die Verteidigung gehen.“

Deutlich wurde in den Testspielen auch, dass der 39-jährige James mit vollem Engagement bei der Sache ist. Mit einem Korbleger besorgte er etwa kurz vor Schluss im Alleingang den 101:100-Sieg gegen den Südsudan. „Er trägt einfach das Team auf seinen Schultern, nur weil er LeBron James ist“, brachte es Jrue Holiday von NBA-Champion Boston Celtics auf den Punkt. Beide waren in der Testphase zuletzt immer Teil der Starting Five von Kerr – neben ihnen Curry, Embiid und Booker. Durant hatte sich zuletzt mit einer Wadenverletzung herumgeschlagen.

James, der die Chance auf seine dritte Olympia-Goldene hat, wird bei der Eröffnungsfeier auch die Fahne der USA tragen. „In einem Land, das so gespalten ist, hoffe ich, dass dieser Moment uns vereint oder zusammenbringt, und sei es nur für Bruchteile von Sekunden“, sagte der Star der Los Angeles Lakers, als er erfuhr, für diese Ehre ausgewählt worden zu sein. Für ihn ist das Olympia-Turnier die beste und wohl letzte Gelegenheit auf einen weiteren großen Titel.

Die USA beginnen ihr olympisches Abenteuer am Sonntag gegen Serbien mit Center Nikola Jokic von den Denver Nuggets. Weitere Gegner in der Gruppenphase sind ebenfalls in Lille der Südsudan und Puerto Rico. Zu den Medaillenanwärtern zählen auch Deutschland, Kanada, Serbien, Griechenland sowie Gastgeber Frankreich mit Jungstar Victor Wembanyama.

„Wir sind auf dem richtigen Weg, denn die Energie in unserer gesamten Gruppe – im Team und bei den Spielern – ist unglaublich“, sagte der 20-Jährige und gestand: „Mental ist die Aufregung groß. Es fällt mir schwer zu glauben, dass dies wirklich die Olympischen Spiele sind.“

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