Fortsetzung der Bundesliga
Über allem steht natürlich die Frage nach der Wiederaufnahme des Spielbetriebs mit Geisterspielen. Zunächst gab es geteilte Meinungen und Bedenken finanzieller und moralischer Art. Auf der einen Seite drängten vor allem Salzburg, Rapid, Austria und Sturm aufs Weitermachen, während auf der anderen Seite der LASK sowie die wirtschaftlich eher kleineren Klubs auf der Bremse standen. Nunmehr sind alle dafür, das wurde auch auf der Klubkonferenz gestern deutlich. Liga-Vorstand Christian Ebenbauer sprach von einer „sehr einenden Sitzung“. Nun hofft man, dass die Politik, analog zu Deutschland, grünes Licht gibt.
2. Bundesliga
Hier stehen die Zeichen hingegen wegen der zusätzlichen Kosten und verringerten Einnahmen samt Wegfall der Kurzarbeit eher auf Abbruch, zuletzt lautete das Verhältnis unter den Vereinen 9:7. Diesbezüglich könnte aber erst die nächste Konferenz der 16 Klubs am 12. Mai Klarheit schaffen, derzeit dürfen ja 15 Zweitligisten noch nicht einmal in Gruppen trainieren.
Das Sicherheitskonzept
Regelmäßige Corona-Tests (zweimal pro Woche) sind unstrittig, als Knackpunkt gilt aber noch die Konsequenz aus einem positiven Ergebnis. Während die Bundesliga nur den betroffenen Spieler in Quarantäne schicken will, pochte das Gesundheitsministerium auf die komplette Mannschaft plus Gegner und Schiedsrichter, was einen sofortiges Ende bedeuten würde. „Wir überlegen, wie wir unabhängig von PCR-Tests agieren können, damit es noch sicherer ist“, so Ebenbauer. Als Kompromiss könnte nach deutschem Vorbild eine zweiwöchige Quarantäne vorab für alle Beteiligten verordnet werden. Noch diese Woche ist ein weiteres Meeting mit dem Gesundheitsministerium geplant.
Zeitplan
Die zwölf Bundesligisten (plus Cupfinalist Lustenau) dürfen nunmehr die dritte Woche Training in Kleingruppen absolvieren, ab 15. Mai ist reguläres Mannschaftstraining wieder möglich. Weil mindestens zwei Wochen Vorbereitung notwendig sind, könnte es frühestens Ende Mai losgehen. Bei zehn ausstehenden Runden plus drei Play-off Terminen ist klar, dass die Meisterschaft über den 30. Juni hinausgehen wird, was zu Problemen bei auslaufenden Verträgen, wovon es etliche gibt, führen könnte.
Wirtschaftliche Auswirkungen
Die Corona-Tests kosten eine siebenstellige Summe, dazu entgehen den Klubs auch Zuschauer- und Gastro-Einnahmen. Dafür würde bei einer Fortsetzung die letzte Rate des TV-Geldes, angeblich 13 Millionen Euro, ausbezahlt werden und es wäre eine hohe Aufmerksamkeit, sprich Werbewert, zu erwarten. Zumal es ja auch die Forderung gibt, Spiele im Free-TV zu zeigen. Ob da Sky zustimmt, scheint jedoch fraglich.
Aufstockung der Bundesliga
SV Guntamatic Ried und Austria Klagenfurt als Tabellenführer und Zweiter der zweiten Liga haben einen Antrag auf Aufstockung der Bundesliga von zwölf auf 14 Klubs gestellt. Die erforderliche Zweidrittelmehrheit scheint außer Reichweite, auch, weil die Bundesliga in der Hauptversammlung über 60 Stimmen verfügt und die Zweitligisten nur über 32. Denn das würde weniger TV-Geld für die Bundesligisten und eine erneute Modusänderung bedeuten. Außerdem hätte Sky in diesem Fall ein Kündigungsrecht.
Juristisches Nachspiel
Für den Fall, dass die Saison der 2. Liga abgebrochen und die Aufstockung der Bundesliga tatsächlich abgelehnt wird, haben Ried und Kärnten juristische Schritte, um den Aufstieg zu erwirken, angekündigt. Ein bedrohliches Szenario.
Lizenzierung
Das strenge Verfahren wird heute aufgeweicht, der europäische Verband (UEFA) hatte ja das Aussetzen der finanziellen Kriterien vorgeschlagen. Zudem soll vorübergehend eine Insolvenz nicht automatisch den Abstieg bedeuten.
Saison 2020/21
Für die kommende Spielzeit wird ein möglichst später Start — eventuell erst im September — angepeilt, um möglichst wenig Geisterspiele bestreiten zu müssen.
Aufsichtsrat
Die temporäre Aufstockung des Aufsichtsrats der BL um drei Vertreter — Rapid und Austria sowie eines Zweitligisten — könnte kurzfristig noch auf die Agenda kommen.
Kredit
Bereits abgelehnt haben die Klubs die Überlegung der Bundesliga, einen Millionenkredit zur Unterstützung von Vereinen aufzunehmen.
LASK-Klage
Ein Nebenschauplatz, doch der Tabellenführer hat wegen Verordnungen des Gesundheitsministeriums zum Kleingruppentraining Beschwerde beim Verfassungsgerichtshof eingelegt. Begründung: Für den Fußball bestehe eine klare Benachteiligung zu anderen Bereichen, so Vizepräsident und Klub-Anwalt Johannes Lehner. Er sprach zudem von einem „symbolischen Akt“, auch im Sinne sämtlicher Mannschaftssportarten. „Wir nehmen hier gerne eine Eisbrecher-Funktion für die Jugend und andere Teamsportarten wahr.“