
Die Stars Lewis Hamilton und Sebastian Vettel saßen schon im Flugzeug Richtung Europa, als sich die Führung der Formel 1 und des Automobil-Weltverbandes (FIA) erst wenige Stunden vor dem ersten Training am Freitag zur Absage des Großen Preises von Australien in Melbourne durchrang. Nach weiteren Verschiebungen soll die Saison nun erst Ende Mai in Europa beginnen.
Ein positiver Test eines McLaren-Mitarbeiters und der Rückzug dieses Teams hatten zu Krisensitzungen und schließlich zur späten Absage des Sonntag-Rennens geführt. “Ich bin schockiert, dass wir noch hier sitzen”, hatte Weltmeister Hamilton am Donnerstag gemeint. Die Chefs der Königsklasse des Autorennsports handelten sich wegen ihres Krisenmanagements Kritik ein. Allerdings wollten auch einige Teams – Mercedes, Red Bull, AlphaTauri und Racing Point – in der ersten Sitzung noch unbedingt ins GP-Wochenende starten.
In einem Brief bat Mercedes stellvertretend für die Teams die Formel 1 und die FIA um die Absage des Rennens, da man sich um die Unversehrtheit seiner Mitarbeiter sorge. “Eine Anhäufung von Fakten hat zu dieser Entscheidung geführt”, meinte Carey, der im weißen Hemd und blauen Turnschuhen vor die Medien trat. Man habe “sehr schwierige, sich stetig verändernde Situationen” bewerten müssen.
Den Bundesstaat Victoria trifft die Absage hart. Rund 60 Millionen australische Dollar, umgerechnet rund 35 Millionen Euro, überweist man Formel-1-Besitzer Liberty Media pro Jahr für das Event. Nach den Buschfeuern und Überschwemmungen ist nun die Streichung infolge der Coronavirus-Pandemie der nächste Tiefschlag für den Tourismus.
Die Königsklasse sieht sich mit den Verschiebungen der ersten vier Saisonrennen konfrontiert. “Ich habe Finanzkrisen und Dramen erlebt”, sagte Formel-1-Sportchef Ross Brawn, “dieses Ausmaß im Moment ist aber immens”.
Denn die Pandemie zwang auch zur Absage der folgenden Rennen in Bahrain (22.3.) und Hanoi (Vietnam/5.4.), nachdem der China-Grand-Prix (12.4.) schon zuvor abgesagt hatte werden müssen. Für alle diese Rennen soll Ersatz gefunden werden – das Restprogramm mit dem Grand Prix von Österreich in Spielberg am 5. Juli ist aber ohnehin sehr dicht.
“Wir haben Pläne, die Saison wieder aufzubauen, und wir versuchen, so viele der verlorenen Rennen wie wir nur können, unterzubringen”, erklärte Brawn. Er erinnerte daran, dass die Teams einen Teil ihrer hohen Budgets mit Preis- und Antrittsgeld decken.
Doch angesichts der Beschränkungen für Massenveranstaltungen auch in Europa sind auch die WM-Läufe in den Niederlanden (3.5.) und Spanien (10.5.) fraglich. Der GP von Monaco steht am 24. Mai im Kalender. Auch ein möglicher Saisonstart erst am 7. Juni in Aserbaidschan wurde ins Spiel gebracht.