Fall Mayer: Betroffenheit im ÖSV-Team, aber auch viel Zuspruch

Der Österreichische Skiverband will Matthias Mayer weiterhin unterstützen und sich dessen „Genesung genauestens ansehen“. Das sagte ÖSV-Generalsekretär Christian Scherer am Freitag in Kitzbühel dem ORF. Dreifach-Olympiasieger Mayer war am Donnerstag bei einer Veranstaltung in Kitzbühel derart aufgefallen, dass ein Polizeieinsatz notwendig war. Laut Bild-Zeitung wurde er sogar in Handschellen abgeführt.

Der Verband hatte daraufhin in einer Aussendung gesundheitliche Probleme publik gemacht. Gemunkelt wird in der Szene über psychische Probleme und/oder Alkoholprobleme. Fakt ist jedenfalls: Die Betroffenheit im ÖSV-Team ist groß.

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Vincent Kriechmayr sagte nach der Streif-Abfahrt im Zielraum zu Journalisten: „Die ganze Mannschaft, vor allem die, die immer mit ihm am Weg waren, waren natürlich sehr betroffen, auch meine Person. Es tut mir irrsinnig leid für ihn. Es zipft mich voll an, dass jetzt gewisse Leute sicher nicht mehr das ganz so gute Bild von ihm haben.“ Er könne nur sagen, dass er keine Person kenne, die so sozial sei wie Matthias. Das betreffe etwa Spenden und die Aufnahme von Flüchtlingen. „Ich wünsche ihm nur das Beste“, erklärte der Oberösterreicher.

„Das Leben danach ist weitaus wichtiger“

Otmar Striedinger kennt seinen näheren Landsmann schon sehr lange, sie haben schon Kinderrennen gemeinsam bestritten. Den Vorfall habe man teamintern besprochen, man kenne die Situation von Matthias schon ein bisschen länger. „Natürlich geht einem das nahe, wenn so etwas passiert. Ich glaube, für Matthias ist es eine Chance, dass er sich die Zeit nimmt, dass er eine gescheite Behandlung macht. Da sieht man erst wieder, wie unwichtig das Ganze da herunter zwischen den Toren ist. Das Leben danach ist weitaus länger und weitaus wichtiger.“

Der im Dezember 2022 in Bormio überraschend vom aktiven Sport zurückgetretene Mayer ist für den ÖSV als Berater der Speedfahrer tätigt, kümmert sich dort auch um den Nachwuchs. Außerdem ist er Botschafter für die Alpinski-WM 2025 in Saalbach-Hinterglemm und hätte demnächst als Unterstützung der jungen österreichischen Sportlerinnen und Sportler zu den Olympischen Jugend-Winterspielen nach Gangwon (Südkorea) reisen sollen.

„Auf dem Weg der Besserung“

Man befinde sich im engen Austausch mit der Familie von Mayer und könne nach Rücksprache keine Details veröffentlichen, sagte Scherer. Auch nicht über den derzeitigen Aufenthaltsort des Kärntners. “Matthias geht es gut, er befindet sich schon auf dem Weg der Besserung“, sagte Scherer aber und bekräftigte: „Er hat der österreichischen Skifamilie, der österreichischen Sportfamilie so viel gegeben, es ist auch unsere Verantwortung, einen so außergewöhnlichen Sportler auch nach der Karriere zu unterstützen. Wir werden dies weiterhin so beibehalten.“

Was alles vor etwas mehr als einem Jahr zum plötzlichen Rücktritt von Mayer geführt hatte, war öffentlich nie bekannt geworden. Der Sportler selbst hatte auch einen Monat später in einer kleinen Medienrunde in Afritz am See, an der auch die APA teilnahm, von einer „super Entscheidung“ gesprochen und sogar ein Comeback nicht ausgeschlossen. Dass zahlreiche Gerüchte im Umlauf waren, hatte er freilich vernommen, aber jegliche Spekulationen wie Streit mit einem Trainer, Doping oder Burnout abgewehrt.

Der ÖSV hatte in seiner Aussendung am Donnerstagabend zu dem Vorfall in Kitzbühel erstmals eine mögliche Erkrankung bei Mayer zum Thema gemacht. „Wir mussten heute mit Bedauern zur Kenntnis nehmen, dass Matthias Mayer seine gesundheitlichen Probleme, mit denen er schon seit längerer Zeit kämpft, noch nicht überwunden hat“, hieß es in der Stellungnahme.