Familienrat befürwortete OÖ-Bruder-Duell

Der Machtrenker Shamil Borchashvili © APA/GEORG HOCHMUTH

Dass Shamil (27) und Wachid Borchashvili (24) wieder in der gleichen Gewichtsklasse auf der Judomatte nach Erfolg streben, ist auf eine Familienentscheidung zurückzuführen.

Ein Jahr lang hat man es in verschiedenen probiert, damit beide Brüder eine Chance auf die Olympiateilnahme haben. Weil das für Wachid in der 90er-Kategorie nicht klappte, soll sich nun der bessere der beiden bis 81 kg auf dem Weg nach Paris durchsetzen – am Mittwoch kämpfen sie bei der WM in Doha.

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Shamil Borchashvili gewann bei Olympia 2021 in Tokio und der WM 2022 in Taschkent jeweils die Bronzemedaille. Der jüngere Wachid hatte den großen Durchbruch erst heuer, als er das Grand-Slam-Turnier in Tiflis für sich entschied. Anders als bei Olympischen Spielen – im Ranking hat Shamil als derzeit Sechster einen deutlichen Vorteil gegenüber Wachid – dürfen bei Weltmeisterschaften pro Gewichtsklasse zwei Athleten aus einem Land antreten.

Das Los für die Weltmeisterschaften bringt Wachid in Pool A zum Auftakt Alain Aprahamian (URU) als Gegner, danach könnte der WM-Dritte des Vorjahres, Frank De Wit (NED), warten. Der als Nummer sechs gesetzte Shamil bekommt es in Pool D nach einem Freilos mit dem Sieger aus Georgi Gramatikow (BUL) und Sagi Muki (ISR) zu tun. Das heißt, erst in den Medaillenkämpfen wäre ein Aufeinandertreffen der beiden Brüder möglich.

„In der gleichen Gewichtsklasse zu kämpfen, ist eine große Aufgabe für uns beide. Und eine große Motivation, wir pushen uns gegenseitig und lernen viel voneinander“, sagte Shamil Borchashvili im Gespräch mit der APA – Austria Presse Agentur. Er war schon einmal bei Olympia, werde den Platz 2024 in Frankreich aber freiwillig nicht dem Bruder überlassen. „Olympiagold habe ich ja noch nicht“, stellte er trocken fest.

Er arbeitet hauptsächlich mit Nationaltrainer Robert Krawczyk und Hitoshi Kubo für den Technikbereich, sieht für sich selbst noch am meisten Potenzial im taktischen Bereich. „Bei den wichtigen Kämpfen ist immer die Taktik ausschlaggebend, das erkennt man beim Videoschauen. Wer hat den anderen besser studiert. Ich habe Aufholbedarf, bin da aber auf einem guten Weg.“ Das komme mit der Zeit, ist er sicher.

Die Dichte in der 81er-Klasse ist enorm, es sind zahlreiche Ex-Weltmeister in Katar mit dabei. „Ich bin noch nicht Weltmeister geworden. Umso stärker ist der Antrieb, dass ich jeden Tag hart trainiere“, sagte Shamil und antwortete gefragt nach den Top-Favoriten. „Ich selbst. Und mein Bruder genauso gut. Die Erfolge meines Bruders taugen mir mehr als meine eigenen. Er hat eine schwierige Zeit mit vielen Verletzungen hinter sich.“

Das Projekt in der 90er-Klasse ging für Wachid nicht auf. „Er ist wegen mir raufgegangen. Dann haben wir in der Familie gesagt, ‚du hast es ein Jahr probiert, hast dein Bestes gegeben, komm wieder zurück in deine Gewichtsklasse und hol dir alles ab‘. Das macht er gut“, sagte Shamil anerkennend. Im Kampf um den Weltmeistertitel darf das Duell gerne kommen. „Man schlägt sich ja nicht. Judo ist mehr ein Schachspiel. Schauen wir, wer besser eingestellt ist. Ich freue mich darauf.“

Man kenne die Schwäche des jeweils anderen, jeder werde versuchen, den anderen zu überraschen. „Ich bin mit meinen Techniken ein bisschen eingeschränkt, habe nicht so viele zur Auswahl. Wachid ist sehr vielseitig, wirft auf links, auf rechts, tief, hoch. Im Bereich Kraft und Bereich Kondition sehe ich mich besser. Mental sind wir auf dem gleichen Level, er ist vielleicht ein bisschen stärker. Aber ich möchte ihn herausfordern. Einer muss ja aufgeben. Auch wenn es Stunden dauert.“

Im Training brauche es meistens 25 bis 30 Minuten, bis ihr Kampf vorbei sei. Es ist daher jeweils der letzte des Tages, zuvor werde mit den anderen trainiert. „Dann gehen wir heim und erzählen es der Mama. Wer wen geworfen hat“, sagte Shamil Borchashvili.

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