Formel 1: Die Rückkehr ins Reich der Mitte

Für Mercedes-Motorsportchef Toto Wolff ist China ein Schlüsselmarkt

2019 waren die Tribünen in Shanghai gerammelt voll, das werden sie auch heuer wieder sein.
2019 waren die Tribünen in Shanghai gerammelt voll, das werden sie auch heuer wieder sein. © AFP/Zhao

Der Formel-1-Tross kehrt nach fünf Jahren ins Reich der Mitte zurück. 2019 hatte die Königsklasse im Motorsport das letzte Mal den Grand Prix von China ausgetragen, danach verhinderten die Corona-Pandemie sowie strenge Auflagen der chinesischen Politik Rennen auf dem Shanghai International Circuit.

Mercedes-Motorsportchef Toto Wolff bezeichnete die F1-Rückkehr auf den größten Automobilmarkt der Welt als „wichtigen Moment“.

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Seit 2019 hat sich der Sport kräftig verändert, neue Gesichter und neue Kräfteverhältnisse sind eingezogen. Damals dominierte noch Mercedes die Formel 1, Lewis Hamilton siegte in Shanghai und war auf dem Weg zu seinem sechsten von insgesamt sieben WM-Titeln. Sebastian Vettel fuhr im Ferrari auf Platz drei, hinter ihm landete Max Verstappen auf Platz vier.

Dem Niederländer fehlte damals noch einiges zur WM-Krone, mittlerweile ist der 26-Jährige dreifacher Weltmeister, hat 57 GP-Siege eingefahren und will nun auch Shanghai in seine persönliche Erfolgsstory aufnehmen. Auf dem fünfeinhalb Kilometer langen Kurs findet am Samstag das erste Sprintrennen des Jahres statt (5 Uhr/live ServusTV, Sky), bevor am Sonntag der fünfte GP (9 Uhr) der Saison 2024 in Szene geht.

Dass die Rückkehr in China für Begeisterung sorgt, zeigte sich nicht zuletzt beim Ticketverkauf. Offiziellen Angaben zufolge waren die Eintrittskarten bereits nach einer Stunde vergriffen, als am 9. Jänner der Vorverkauf startete – trotz Preisen von umgerechnet bis zu 500 Euro. Auch in den chinesischen Medien ist der PS-Zirkus bestens vertreten.

Wachstumskurs der F1

Kein Wunder also, wenn Toto Wolff China mit seinen 1,4 Milliarden Menschen als „Schlüsselmarkt“ bezeichnet. Das große Land sei „für die globale Präsenz des Sports von entscheidender Bedeutung“, sagte der Teamchef der Silberpfeile. „Die Formel 1 bietet den Fans eine Gelegenheit, sich auf einer eher menschlichen Ebene mit der Marke auseinanderzusetzen“, meinte der 52-Jährige mit Blick auf den Auto-Absatz in China. „Das kann bei der Kaufentscheidung oft genauso wichtig sein wie das Produkt selbst.“

Die Formel 1 habe seit 2019 eine bemerkenswerte Wachstumsphase durchlaufen, so Wolff. „Wir sind in neue Märkte expandiert, haben unser Publikum weiter ausgebaut und eine neue Generation von Fans angezogen. Dieses Wachstum hat sich in China fortgesetzt, und die Rückkehr des Großen Preises von China wird dazu beitragen, diesen Fortschritt anzukurbeln.“

Ähnliches erhofft man sich in Maranello bei Ferrari. „Im Vergleich zum Rest der Welt haben wir hier zweifellos die jüngsten Kunden“, erklärte ein Ferrari-Manager einmal in einem Beitrag unter dem Titel „China – ein ganz besonderer Markt“. Er betonte: „Das Durchschnittsalter liegt bei fünfunddreißig Jahren.“

Die Scuderia feierte in China bisher vier Siege, sechsmal gewann ein Mercedes, dreimal ein McLaren-Mercedes, dazu zweimal ein Red Bull und einmal ein Renault. Rekordsieger unter den Fahrern in China ist Lewis Hamilton mit sechs Erfolgen. Sein Triumph 2019 fand übrigens im 1000. Rennen der F1-Geschichte statt.

Ein starkes Wochenende dürfte sich ganz besonders Zhou Guanyu erhoffen. Seit 2022 ist der 24-Jährige aus Shanghai Stammpilot in der Formel 1. Chinesische Staatsmedien feierten schon zu Jahresbeginn den Heimauftritt ihres Landsmannes. Sportlich fährt der „Tiger von Shanghai“ allerdings hinterher, sein Rennstall Kick Sauber hat in diesem Jahr noch keinen WM-Punkt erobert.

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