Hirscher kommt zurück – Zunächst Starts bei FIS-Rennen

Zuletzt trat Hirscher als Mastermind seiner Firma Van Deer auf © APA/BARBARA GINDL

Ski-alpin-Superstar Marcel Hirscher plant ein Wettkampf-Comeback. Das bestätigten der ÖSV und Vertreter seiner Skifirma Van Deer-Red Bull Sports am Mittwoch in einem Online-Pressegespräch, ehe der Salzburger später selbst Stellung bezog. „Ich hätte gerne die Möglichkeit, ab und zu Rennen zu fahren“, sagte Hischer, der seine Karriere eigentlich 2019 beendet hatte. „Einfach, weil es mir Spaß macht.“ Starten will er künftig für die Niederlande, dem Geburtsland seiner Mutter.

„Marcel Hirscher möchte sporadisch wieder in das Renngeschehen einsteigen“, informierte ÖSV-Generalsekretär Christian Scherer die Öffentlichkeit. Dem Wunsch nach einem Nationenwechsel komme man auch „als Wertschätzung für seine Verdienste“ für den ÖSV nach und respektiere die Entscheidung.

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„Ich freue mich riesig, dass das stattfinden kann. Ich mache das, weil die Freude am Skifahren nie weggewesen ist. Beim Skifahren bin ich daheim, da gehöre ich hin. Es ist eine coole Chance, nochmal meine Leidenschaft auszuleben“, begründete Hirscher via Instagram seinen Schritt.

„Die Zukunft im ÖSV gehört den jungen Athleten und deshalb möchte ich nicht, dass meinetwegen Ressourcen gebunden, Ausnahmeregeln gemacht oder Startplätze freigehalten werden“, erklärte Hirscher. „Mein neues Projekt ist in Holland einfacher umzusetzen. Ich bin 247 Rennen fürs Vaterland gefahren, es werden ein paar wenige sein für mein Mutterland“, sagte der ehemalige Ausnahmeskifahrer und sprach von supercoolen Gesprächen mit dem ÖSV.

Der ÖSV habe bereits den erforderlichen Brief mit der Zusage über die Freigabe des Athleten verfasst, der FIS-Vorstand werde in seiner nächsten Sitzung über die Änderung der Lizenzregistrierung entscheiden. Wenn alles seinen geplanten Lauf nimmt, soll Hirscher dann bald bei FIS-Rennen im Riesentorlauf und Slalom an den Start gehen, verriet Van-Deer-Rennchef Anton Giger. Weltcup-Einsätze seien aufgrund einer zu hohen Startnummer „schon sehr weit weg“.

Giger bemühte sich generell darum, keinen Anlass für eine hohe Erwartungshaltung zu geben. „Die Rennen, die Marcel bestreiten wird, sind keine Rennen, die im Fernsehen übertragen werden“, sagte der Ex-ÖSV-Trainer. Es sei „ein Einstieg auf FIS-Ebene, nicht mehr und nicht weniger“, der aber gleichzeitig „ein toller Impuls für den Skisport“ sei. „Die Hauptmotivation ist wirklich, dass er einfach Lust hat, Rennen zu fahren und diese Sportart mit Haut und Haaren macht“, betonte Giger. „Die weiteren Sachen werden sich dann sowieso ergeben.“

ÖSV-Männer-Cheftrainer Marko Pfeifer traut Hirscher jedoch zu, wieder in der Weltspitze Fuß zu fassen. „Man muss halt schauen, schnellstmöglich mit der Startnummer nach vorne zu kommen, um dann auch im Weltcup konkurrenzfähig zu sein. Das kann sehr schnell gehen“, sagte der Kärntner. Gerade im Slalom gebe es einige Läufer, die auch im höheren Alter noch große Erfolge eingefahren hätten – beispielsweise Mario Matt oder Andre Myhrer.

Gerüchte, wonach ein Start für Österreich am Ski gescheitert ist, dementierte später ÖSV-Präsidentin Roswitha Stadlober im ORF-TV-Interview. Hirscher hätte die Bekleidung des ÖSV tragen müssen. „Aber ich glaube nicht, dass es an dem gescheitert wäre.“ Ob Hirscher wieder vorne mitmischen kann? „Das ist die große Unbekannte, aber wie man den Marcel kennt, und der ist ehrgeizig genug, wird er sich dem stellen. Er ist topvorbereitet und das kann schneller gehen, als wir vielleicht alle glauben und schon ist er bei der Ski-Weltmeisterschaft in Saalbach am Start. Ich wünsche ihm alles Gute.“

67 Weltcupsiege und insgesamt 138 Podestplätze hat Hirscher bisher in seiner Vita stehen. Er ist mit sieben WM-Titeln und vier Silbermedaillen der erfolgreichste WM-Teilnehmer der Geschichte. Zudem holte er je sechsmal die kleine Kristallkugel im Slalom und Riesentorlauf. Den Gesamtweltcup gewann er achtmal in Serie und damit so oft wie kein anderer.

Nach seinem Rücktritt war Hirscher im Ski-Weltcup eher im Hintergrund tätig. Der 35-Jährige gründete mit Unterstützung seines langjährigen Sponsors Red Bull die Skifirma Van Deer, die mit den Norwegern Henrik Kristoffersen und Timon Haugan zwei Weltklasse-Athleten ausstattet. Ein Comeback des Firmenchefs wäre marketingtechnisch freilich ein Coup für das Projekt.

Große öffentliche Auftritte von Hirscher waren in der jüngeren Vergangenheit selten. 2022 legte er als Vorläufer bei den Hahnenkamm-Rennen eine Fahrt auf der Streif hin. Zudem nahm der passionierte Motocrossfahrer an den jüngsten Ausgaben des Erzberg-Rodeo teil.

Im März hatte der gebürtige Norweger Lucas Pinheiro Braathen bereits verkündet, wieder im Weltcup starten zu wollen. Der Technik-Spezialist fährt künftig für Brasilien, das Heimatland seiner Mutter. Eine mögliche Trainingspartnerschaft mit Hirscher werde geprüft, sagte Patrick Riml, der die von Red Bull unterstützten Skistars betreut. Im Trainerteam von Braathen wird mit Michael „Mike“ Pircher auch der langjährige Erfolgscoach von Hirscher tätig sein.

Groß ist die Freude über Hirschers Comeback-Ansinnen in den Niederlanden. „Die Tatsache, dass Marcel Hirscher beabsichtigt für den Niederländischen Skiverband anzutreten, ist eine absolute Ehre und ein Impuls von gesellschaftlichem Wert für unser Land. Marcel ist eine globale Ikone und Inspiration für alle Skifahrer: Interesse, Begeisterung und Stolz in den Niederlanden werden steigen“, teilte Frits Avis, Generalsekretär der Nederlandse Ski Vereniging (NSV) in einer Aussendung mit.

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