In Paris halten die „Zuagroastn“ Österreichs Fahnen hoch

Von Bayern bis Tschetschenien spannt sich der geografische Bogen etlicher nun heimischer Athleten

Ein Teil der 81 österreichischen Athleten bei den Olympischen Spielen in Paris hat Vorfahren im Ausland oder ist nicht hierzulande geboren. Einige von ihnen leben noch nicht lange in Österreich, Badmintonspieler Collins Filimon ist überhaupt erst seit Juni Staatsbürger. Eine bunte Truppe, die irgendwann Ja zu A sagte.

SpeerwurfEuropameisterin Victoria Hudson ist die Tochter eines vor mehr als 30 Jahren nach Österreich übersiedelten Engländers, mit dem sie in jungen Jahren viel Cricket gespielt hat. Ihre englischen Großeltern waren zuletzt bei der WM in Rom mit dabei, die Reise nach Paris werden diese auslassen. Der Vater von Hürdensprinter Enzo Diessl ist Deutscher, die Mutter ist Argentinierin italienischer Abstammung, in Südamerika wurde Diessl auch geboren. Die Familie zog 2011 ins steirische Leibnitz, seit 2020 ist er für Österreich startberechtigt.

Max Kühner, einst Mitglied des deutschen Nationalteams, reitet seit Jänner 2015 für Österreich. Der Bayer nahm dereinst während des Familien-Winterurlaubs in Kitzbühel seine ersten Reitstunden bei der Mutter von Christoph Obernauer, der als Ersatz in Paris dabei ist. „Ich bin sehr verwurzelt in Kitzbühel. Weihnachten und Silvester waren wir da“, sagte der 50-jährige Kühner, der mit der dänischen Dressurreiterin Liv verheiratet ist und drei Töchter hat.

Tischtennis-Märchen

Europameisterin Sofia Polcanova wurde in der moldauischen Hauptstadt Chisinau geboren. Ihr Vater Mihail war ihr erster Trainer, bevor sie als Teenager im Alter von 14 Jahren ohne Familie zu ihrem langjährigen Tischtennis-Klub Linz AG Froschberg nach Oberösterreich kam. Nur zwei Jahre später erhielt sie die österreichische Staatsbürgerschaft, 2022 holte sie Gold bei der EM in Deutschland. Dass die sympathische Oberösterreicherin noch immer mit ihrem Geburtsland Moldau verbunden ist, zeigt sich auch anhand eines Projektes in Chisinau für Kinder. Dort wurde mit ihrer Hilfe vor wenigen Jahren ein Tischtenniszentrum aufgebaut.

Badminton-Hoffnung Collins Filimon erhielt sogar erst im Juni die österreichische Staatsbürgerschaft. Der Rumäne aus Bukarest spielt seit 2021 für Askö Traun in der Bundesliga und international für Österreich.

Triathlet Tjebbe Kaindl hat vor allem mit seinem Vornamen ein Alleinstellungsmerkmal. „Tjebbe ist jetzt kein typischer Tiroler Name“, lachte der 25-Jährige. Seine Mutter stammt aus den Niederlanden, diese Staatsbürgerschaft wollte Kaindl aber nicht annehmen. „Ich bin hier aufgewachsen, ein Österreicher und habe keinen Grund dafür gesehen.“

Die Synchronschwimmerinnen Eirini-Marina und Anna-Maria Alexandri waren mit ihrer Drillingsschwester Vasiliki 2012 aus Griechenland gekommen, um ihr sportliches Glück zu versuchen. Ausschlaggebend war Trainerin Albena Mladenowa, die vor ihrem Österreich-Engagement zehn Jahre in Griechenland tätig gewesen war. Die Einbürgerung erfolgte 2014. Die Seglerinnen Lorena Abicht und Alina Kornelli haben jeweils dank österreichischer Mutter und deutschem Vater zwei Staatsbürgerschaften, beide entschieden sich beim Sport für Rot-Weiß-Rot.

Bunt auf der Matte

Multikulti wird im Judo-Team gepflegt. „Mein Papa ist aus Ägypten, leider kann ich kein Arabisch. Das ist schade, das habe ich leider übersehen. Ich habe mehr Familie in Ägypten als Österreich“, meinte Samuel Gaßner.

Spannend geht es auch bei Lubjana Piovesana zu. „Mein Vater ist Italiener, meine Mutter Belgierin. Sie zogen mit ihren Familien nach England und lernten sich dort kennen. Ich wurde geboren und sie gaben mir einen slowenischen Namen.“ Sie selbst kam der Liebe zum Vorarlberger Judoka Laurin Böhler wegen nach Österreich, blieb in Corona-Zeiten hängen. Weil in England gegen einen Betreuer Ermittlungen liefen und sie dort nicht mehr zurück wollte, fand sie Aufnahme im ÖJV und wurde 2023 Österreicherin.

Die Familie von Wachid Borchashvili kommt aus Tschetschenien. Er lebt seit seiner Kindheit in Österreich, erhielt 2017 den Pass. 2021 in Tokio eroberte Bruder Shamil Borchashvili Bronze für Österreich, die Brüder trainieren im LZ Multikraft Wels.

Über seinen Namen Gedanken gemacht hat sich Aaron Fara, die genaue Herkunft kennt er nicht: „Klingt nicht sehr österreichisch. Irgendein Ostblockding. Eine Kundschaft meines Vaters hat mal gefragt, ob er Rumäne ist, in Rumänien gibt es anscheinend viele Faras. Fara ist auch ein arabischer Name, vielleicht habe ich einen arabischen Einschlag, wer weiß das schon.“ Er würde jedenfalls gern einen DNA-Test machen, mit dem sich die Herkunft bestimmen lasse.

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