DFL zieht im Machtkampf mit Fans Reißleine: Kein Investor

Watzke verkündete am Mittwoch eine für viele Fans frohe Botschaft © APA/dpa/Christian Charisius

Den geplanten Einstieg eines Investors bei der Deutschen Fußball-Liga (DFL) wird es nicht geben. Das Präsidium der Dachorganisation der 36 Profivereine hat am Mittwoch in Frankfurt einstimmig beschlossen, die Verhandlungen zum Abschluss über den Milliarden-Deal nicht fortzuführen. Dies teilte die DFL nach einer außerordentlichen Sitzung mit. Der Entscheidung vorausgegangen waren wochenlange Proteste der Fans sowie zunehmende Forderungen aus den Clubs nach einer Neuabstimmung.

Die Anhänger hatten immer wieder mit aufs Feld geworfenen Tennisbällen, ferngesteuerten Autos oder sogar kleinen Flugzeugen ihren Unmut kundgetan. Längere Unterbrechungen waren einige Male die Folge, mehrmals drohte ein Spielabbruch. Laut dem DFL-Aufsichtsratsvorsitzenden Hans-Joachim Watzke, der auch Geschäftsführer von Borussia Dortmund ist, habe der sportliche Wettbewerb durch die häufigen Unterbrechungen der Partien gelitten. Auch deshalb wurde nun die Reißleine gezogen.

„Eine erfolgreiche Fortführung des Prozesses scheint in Anbetracht der aktuellen Entwicklungen nicht mehr möglich. Auch wenn es eine große Mehrheit für die unternehmerische Notwendigkeit der strategischen Partnerschaft gibt“, erklärte Watzke. „Der deutsche Profifußball steht inmitten einer Zerreißprobe“, stellte Watzke fest. „Die Tragfähigkeit eines erfolgreichen Vertragsabschlusses im Sinne der Finanzierung der 36 Clubs kann in Anbetracht der Umstände im Ligaverband mit seinen 36 Mitgliedsclubs nicht mehr sichergestellt werden.“ Auch etwaige weitere Abstimmungen würden keine Lösung des Problems bringen.

Die diversen Fangruppierungen haben somit im Machtkampf die Oberhand behalten. Das Bündnis Faszination Fankurve stellte fest, die Proteste seien nun von Erfolg gekrönt. Die Bürgerbewegung Finanzwende, die zuletzt eine Petition gestartet hatte, sprach von einer guten Nachricht für alle Fußball-Fans. „Öffentlicher Druck aus der Zivilgesellschaft kann auch das ganz große Geld aufhalten. Für uns ist das ein Anlass zur Freude“, sagte Geschäftsführer Daniel Mittler in einer Stellungnahme. Erfreut waren auch einige Ligaclubs wie der VfB Stuttgart oder Hertha BSC, die dies auch in Stellungnahmen zum Ausdruck brachten.

Die DFL wollte für eine prozentuale Beteiligung an den TV-Erlösen von einem Finanzinvestor eine Milliarde Euro kassieren, ein solches Modell wird es nun nicht geben. „Dieser Prozess ist ad acta gelegt. Wir müssen jetzt einmal ganz neu anfangen“, sagte Watzke auch mit dem Blick auf eine bessere Auslandsvermarktung der Liga. Einzig verbliebener Bewerber war das Unternehmen CVC, mit dem die DFL-Führung zuletzt Gespräche führte. Das US-Unternehmen Blackstone hatte sich zuvor aus den Verhandlungen zurückgezogen, davor war die Zahl der Bewerber sukzessive reduziert worden.

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Bei der Abstimmung der 36 Proficlubs über den Deal war im Dezember des vergangenen Jahres die nötige Zwei-Drittel-Mehrheit nur knapp zustande gekommen. Aufgrund der umstrittenen Rolle von Hannover-Geschäftsführer Martin Kind steht der Verdacht im Raum, dass bei dem Votum ein Verstoß gegen die 50+1-Regel vorgelegen haben könnte. Die Regel begrenzt den Einfluss externer Geldgeber bei Clubs der 1. und 2. Liga.

Es dürfe nicht verkannt werden, dass es diesem Votum aufgrund der Vorgänge um Hannover 96 an breiter Akzeptanz fehle, stellte Watzke nun fest. „Darüber hinwegzugehen, darf vor dem Hintergrund des hohen Guts, das wir mit der 50+1-Regel in unseren Händen halten, nicht unser Ansatz sein. Das DFL-Präsidium steht einmütig zur 50+1-Regel.“ Jede erneute Abstimmung würde weitere rechtliche Fragen zur Bewertung des im Dezember getroffenen Beschlusses aufwerfen, fügte Watzke hinzu. „Dies zu vermeiden und zu einem geordneten Spielbetrieb zurückzukehren, muss das vorrangige Ziel der DFL sein.“

Hannovers Vereinsführung hatte Kind angewiesen, gegen den Investoren-Einstieg zu stimmen. Das Abstimmungsergebnis und die öffentlichen Bekenntnisse von Antragsgegnern lassen jedoch darauf schließen, dass der 79-Jährige mit Ja gestimmt und dem DFL-Plan damit zur nötigen Mehrheit verholfen hat. Kind selbst äußert sich nicht zu seinem Votum.

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