Kriechmayr fühlt sich in Aspen nicht als Kilde-Jäger

Die Rocky Mountains bilden unter Umständen die winterliche Kulisse für den Showdown im Speedweltcup. Beim Abfahrtsdoppel der Ski-Männer in Aspen fährt Aleksander Aamodt Kilde ab Freitag mit einem recht komfortablen Punktepolster vorne weg. Vincent Kriechmayr und Weltmeister Marco Odermatt können ihm die kleine Kristallkugel noch streitig machen. Werden die Speed-Entscheidungen im USA-Triple vertagt, gibt es in Andorra in zwei Wochen ein Herzschlagfinale.

156 Punkte beträgt Kildes Vorsprung bei noch drei ausstehenden Abfahrten auf Kriechmayr. Der Oberösterreicher hadert nach verpatzter WM (12./Super-G, 11./Abfahrt) aber mit seiner Form und weist Gedanken an die Kristallkugel weit von sich. Es „fuchst mich ein bisschen“, sagte Kriechmayr. Seit Sommer 2022 ist der Skistar auch Jungjäger, doch Kilde hat er nicht im Visier. „Ich hoffe natürlich, dass ich mich besser als bei der WM präsentieren kann. Aber es ist zurzeit nicht so einfach, zu den ganz großen Favoriten würde ich mich nicht zählen. Ich muss schauen, dass ich wieder besser Ski fahre.“

Bleibt – wenn man Kriechmayr glaubt – nur noch Odermatt übrig, der Kilde die erfolgreiche Verteidigung des Abfahrtstitels streitig machen kann. Zwar verwies Odermatt seinen Rivalen mit einer fabelhaften WM-Abfahrt auf Platz zwei. Doch im Weltcup hatte Kilde in der Königsdisziplin zuletzt fast immer die Nase vorne, wie auch der schon 234 Punkte zurückliegende Schweizer weiß. Für ihn ist Kilde „der beste Abfahrer der Welt“, betonte Odermatt zuletzt. Fünf der acht Saisonabfahrten im Weltcup gingen an das norwegische Kraftpaket, die restlichen drei schnappte sich sein oberösterreichisches Pendant Kriechmayr. Der im Super-G-Weltcup als Dritter schon aus dem Rennen ist. Hier führt Odermatt 148 Punkte vor Kilde.

Nach fünf Jahren Pause fahren die Weltbesten wieder Doppelsessellift, um dann auf der Piste „Ruthie’s Run“ hinunter in den renommierten Ski-Ort Aspen zu brettern. Wegen veralteter Infrastruktur – auch rund um die Liftanlage – fanden im einstigen Silberminen-Städtchen und heutigen Nobelort seit 2017 keine Weltcuprennen mehr statt. Sportlich ist schnelles Zurechtfinden gefragt. Das erste Training wurde wegen laufender Pistenarbeiten infolge von heftigen Schneefällen abgesagt. Der einzige Probegalopp soll am (heutigen) Donnerstag (19.30 Uhr MEZ) stattfinden. Am Freitag (19.30) und Samstag (19.00) stehen Abfahrten, am Sonntag ein Super-G (18.00) auf dem Programm.

Österreichs bester Speed-Pilot der Frankreich-WM hat in den vergangenen Tagen Straßenkilometer gesammelt. Marco Schwarz ist als Premierensieger im Riesentorlauf die gut 1.500 Kilometer von Lake Tahoe (Kalifornien) nach Aspen (Colorado) übersiedelt. „Der Roadtrip hat mir sehr gut gefallen“, sagte der Kärntner, der auf der Abfahrtsstrecke in Aspen keine Erfahrungswerte hat, aber mit der ihm eigenen Coolness wieder die Branchenstars ärgern will. „Es ist immer gut, wenn neue Strecken sind, wo die anderen nicht so den Vorteil haben. Natürlich waren viele beim Weltcupfinale 2017 da, aber das ist auch schon einige Zeit her. Von dem her passt das für mich ganz gut“, sagte Schwarz vor seiner erst zweiten Weltcup-Spezialabfahrt.

Auch Daniel Hemetsberger ist in den USA im wahrsten Sinne angekommen, nachdem ihm die Zeitumstellung auch diesmal zugesetzt hatte. „Mittlerweile bin ich recht gut akklimatisiert, glaube ich, und freue mich auf die Rennen“, sagte Hemetsberger, der zuletzt auch Tiefschneetage im „geilen Skigebiet“ Aspen Highlands verbracht hat. Sein Motto für das Weltcup-Wochenende: „Kleinere Brötchen backen, nachdem es zuletzt nicht so gut gelaufen ist. Top Ten passt.“

Bei allem Understatement erwartete auch Kriechmayr „lässige Rennen“ auf einer für alle ziemlich unbekannten Piste. „Die Strecke und die Kurssetzung werden sich leicht verändert haben“, mutmaßte der Oberösterreicher, der 2017 Abfahrtsneunter geworden ist. Mit starken Trainings hatte er sich damals ins Schaufenster gefahren, im Rennen aber schon im obersten Gleitteil zu viel Zeit verloren. So wurden vor sechs Jahren beim Weltcupfinale für Dominik Paris (Abfahrt) und Hannes Reichelt (Super-G) junge Blautannen am Aspen Mountain gepflanzt, wie dies für die Weltcupsieger- und -Siegerinnen seit 2009 praktiziert wird.

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