Kriechmayr schiebt Favoritenrolle vor Super-G weit von sich

Vincent Kriechmayr © APA/EXPA/Groder

Vincent Kriechmayr sieht sich vor dem Super-G der Ski-WM in Frankreich nicht als einer der Favoriten. „Favorit bin ich in keiner Disziplin. Im Super-G bin ich Außenseiter“, sagte der Oberösterreicher vor dem Rennen am Donnerstag. Dabei weckt die Strecke L’Eclipse in puncto Charakteristik bei ihm Erinnerungen an Cortina d’Ampezzo, wo er vor zwei Jahren zum Doppelweltmeister avancierte. Ein Da capo wollen in erster Linie Marco Odermatt und Aleksander Aamodt Kilde verhindern.

„Das Gelände ist gewaltig“, schwärmte Kriechmayr, der am Dienstag bereits den Kombi-Super-G absolvierte und die viertbeste Zeit fuhr. Mit seiner Leistung war der 31-Jährige danach allerdings überhaupt nicht zufrieden, ortete einiges an Verbesserungspotenzial. Die technisch hoch anzusiedelnde Strecke in Courchevel erinnerte ihn aber an den Ort seiner beiden WM-Titel. „Es ist ähnlich wie in Cortina, das war auch eher technisch“, erklärte Kriechmayr.

Ein Super-G sei „oft schneller, oft ist es ein bisschen langsamer. Wenn du vorne mitfahren willst, musst du überall gut sein.“ Weil er in dieser Saison im Super-G nicht über Platz zwei in Bormio hinauskam, sieht sich Kriechmayr aber nicht als Anwärter auf den Sieg. „Zurzeit treffe ich es einfach nicht so im Super-G. Das Wohlbefinden ist nicht ganz so, wie es schon einmal war. Das Skifahren ist einfach oft zu schlampig. In der Abfahrt fühle ich mich doch besser.“ Dass er beim Weltcup-Finale 2021/22 auf der Strecke Super-G und Abfahrt gewonnen hatte, wischte er beiseite. „Letztes Jahr war es doch anders, der Schnee war ganz ein anderer.“

Kriechmayr verwies hingegen auf den Schweizer Odermatt und Kilde. „Wenn er mit so einem lässigen Trainingslauf, ein bisschen gemütlich und ohne Antauchen schon so schnell ist, dann blüht uns einiges“, spielte er auf den Super-G des Norwegers an, den dieser mit angezogener Handbremse durchgezogen hatte und trotzdem auf den siebenten Platz gefahren war. Auch Odermatt, der am Ende ein Tor verpasste, wäre laut Kriechmayr „pfeilschnell“ gewesen.

Für den Gesamtweltcup-Führenden geht am Donnerstag (11.30 Uhr/live ORF 1) die Jagd nach seiner ersten WM-Medaille weiter. Im Super-G hat Odermatt in dieser Saison vier von sechs Ansetzungen gewonnen, die anderen beiden Kilde. Ein gewisser Druck sei vorhanden, gab der 25-Jährige zu. „Das Ziel habe ich mir nicht in den Kopf gesetzt. Aber von der Theorie und den Erwartungen von außen kann ich nicht sagen, dass es nicht das Ziel ist. Aber etwas mir stur in den Kopf zu setzen, das bin nicht ich, das habe ich noch nie gemacht“, erläuterte Odermatt und bekräftigte, dass für einen WM-Titel „von A bis Z“ alles zusammenpassen müsse.

Auch Kilde läuft noch seiner ersten Medaille bei Weltmeisterschaften hinterher. „Es ist nie fix bei einer Weltmeisterschaft. Man weiß einfach, dass es Leute gibt, die bei solchen Events richtig Gas geben. Aber ich war nie so bereit wie jetzt für Abfahrt und Super-G“, sagte der Norweger. „Auch die Strecke passt mir gut. Man muss sich nur noch einen Plan zurechtlegen.“

Kombi-Vizeweltmeister Marco Schwarz bewies mit der zweitbesten Zeit am Dienstag abermals das Gespür für die Speed-Seite. „Der Spezial-Super-G ist natürlich wieder eine andere Geschichte. Aber ich habe mich sehr wohlgefühlt auf dem Hang, vom Schnee her taugt es mir gut, das Material hat gut funktioniert. Von dem her gehe ich schon motiviert hinein und schaue, was kommt“, sage der Kärntner. Die Strecke, die auf Deutsch übersetzt „Finsternis“ heißt, sei anspruchsvoll, aber komme ihm entgegen. „Es ist viel Gelände drin, es ist steil von oben bis unten.“

Männer-Cheftrainer Marko Pfeifer sieht seine Burschen für das erste reine Speedevent jedenfalls gut gerüstet, was auch die Silberne von Schwarz und Bronze durch Raphael Haaser im ersten Bewerb unterstrichen. „Vinc’ ist natürlich unser Leader im Speedbereich, aber Raphi hat jetzt eine Medaille, der kann schnell Super-G fahren. Daniel Hemetsberger dürfen wir auch nicht vergessen“, sagte er. „Sie fahren gut Ski, schauen wir was rauskommt.“

Der angesprochene Hemetsberger war in diesem Winter zuletzt in Cortina als Dritter einmal auf dem Super-G-Stockerl. „Ich habe schon eine Chance, wenn ich es echt gut mache“, sagte der Oberösterreicher. „Ich muss einfach schauen, dass ich möglichst gut fahre. Man kann sowieso nicht beeinflussen, was die anderen machen. Mit einer richtig guten Fahrt könnte es schon sein, dass ich es aus eigener Kraft schaffe.“ Haaser hatte nach Platz drei in der Kombi noch „die eine oder andere Passage, wo ich sage, es ist noch ein bisschen was drinnen gewesen“.

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