Kriechmayr will in Kvitfjell seine Podestserie retten

Vincent Kriechmayr fährt heuer einem Stockerlplatz in der Abfahrt noch hinterher. © APA/EXPA-Groder

Mit schwierigen äußeren Umständen gilt es an diesem Wochenende beim Ski-Weltcup in Kvitfjell fertig zu werden. Auf die Piste, auf der die vorletzte Abfahrt dieser Alpin-Saison gefahren werden soll, kam noch einmal Neuschnee. Im arg beschnittenen Training am Freitag stürzten Adrian Smiseth Sejersted und Cyprien Sarrazin. Vincent Kriechmayr und Co. wollen trotzdem das Beste aus der Situation machen. „Ich will unbedingt noch auf einmal aufs Podest fahren“, sagte Kriechmayr.

Im Gegensatz zu Sejersted, der einzige einigermaßen erfahrene Speed-Pilot, der noch im norwegischen Team war, dürfte Sarrazin glimpflich davongekommen sein. Sejersted, der in sehr weichen Schnee kam, erlitt laut ersten Informationen am Freitag eine Schulterverletzung.

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Im Mini-Training wurde, um die Piste zu schonen, nur der oberste Teil der Strecke bis zum Russi-Sprung befahren, der am Donnerstag ausgespart worden war. So könnte am Samstag die Abfahrt über die gesamte Streckenlänge gehen. Am Sonntag (jeweils 12.00 Uhr/live ORF 1) findet ein Super-G statt.

Schnellster im Abschlusstraining war der Franzose Ken Caillot, der auf den 50 Fahrsekunden mit zwei anspruchsvollen Kurven seinen Landsmann Adrien Fresquet knapp hinter sich ließ. Bester Österreicher war Otmar Striedinger als 15., Raphael Haaser war 16. und Kriechmayr 22. Stefan Rieser wurde als 32. geführt. In Hinblick auf das Rennen hat die Ergebnisliste praktisch null Aussagekraft.

Piste auf der „weicheren Seite“

Die Piste sei „schon auf der weicheren Seite“, urteilte Kriechmayr. „Das sind nicht meine Verhältnisse“, meinte der Schweizer Weltcup-Leader Marco Odermatt, der in Kvitfjell noch nie besser als 13. war. Trotz der eisigen Temperaturen über Nacht ist es den Veranstaltern nicht gelungen, einen kompakten Untergrund hinzubekommen. Im Flachen ist es schwer, den Neuschnee rauszurutschen, der Grundstock dürfte nicht allzu belastbar sein.

Im Abfahrts-Weltcup sind Odermatt und Sarrazin nur durch sechs Punkte voneinander getrennt. In Kvitfjell könnte schon vorzeitig eine Entscheidung fallen, wirklich ernst wird es im Zweikampf um die Kristallkugel wahrscheinlich aber erst beim Finale in Saalbach Mitte März. Für Kriechmayr und die übrigen Athleten der verletzungsbedingt geschwächten ÖSV-Truppe geht es noch um einen versöhnlichen Saisonabschluss. Kriechmayr ist in der Abfahrt in diesem Winter noch ohne Sieg und Podestplatz. Zuletzt blieb er in der Saison 2016/17 ohne Podium.

Im Super-G gewann der Oberösterreicher im Dezember in Gröden vor seinem Landsmann Daniel Hemetsberger, dessen Saison wegen einer Knieverletzung bereits zu Ende ist. Wenn Odermatt am Sonntag gewinnt oder Zweiter wird, hat er zum zweiten Mal in Folge die Super-G-Kugel sicher.

Auch jedes andere Ergebnis, das den Abstand zwischen dem Schweizer und dem Österreicher über 100 Punkte (aktuell 121) belässt, reicht Odermatt. Zudem könnte der Titelverteidiger aufgrund des Restprogramms seiner Verfolger am Sonntag sogar schon als Gesamtsieger de facto feststehen.

„Bin in Außenseiterrolle“

„Ich bin sicher in der Außenseiterrolle, aber ich habe ein paar Mal auch schon in der Rolle glänzen können und in der Favoritenrolle versagt. Das spielt keine Rolle“, erklärte Kriechmayr seine Ausgangssituation. Odermatt, der wie einst nur Pirmin Zurbriggen (1986/87) und Hermann Maier (1999/2000 und 2000/01) vier Kristallkugeln in einem Winter gewinnen kann, traue er alles zu. “Aber natürlich hoffe ich, dass wir ihn da zumindest biegen.“ Der entscheidende Faktor sei das Mentale. „Er hat so ein unglaubliches Selbstvertrauen und lässt vieles sehr einfach ausschauen, wo wir vielleicht zu kämpfen haben.“

Ein Fan der Kvitfjell-Abfahrt ist Rieser, der im Europacup schon öfter hier war und 2020 als Dritter auch bei der Siegerehrung dabei. “Es ist meine Lieblingsabfahrt von denen, die ich kenne“, bekundete der Salzburger, der noch auf seinen Durchbruch im Weltcup wartet. “Ich hätte mir eigentlich schon gedacht, dass es schneller geht vom Junioren-Weltmeister zum etablierten Abfahrer im Weltcup“, sagte der 25-Jährige, der über den Europacup nächstes Jahr einen fixen Startplatz herausfahren will.