Mannschaftskultur als X-Faktor

SV-Ried-Trainer Senft über die Herausforderung Liga Zwa und was er von den Spielern fordert

FUSSBALL: ADMIRAL BUNDESLIGA: SV GUNTAMATIC RIED - CASHPOINT

Ohne die verletzten Marcel Ziegl und Belmin Beganovic startet Absteiger SV Guntamatic Ried am Sonntag (10.30) als einer der Mitfavoriten in die zweite Fußball-Liga. Trainer Maximilian Senft nahm sich davor Zeit für ein ausführliches Gespräch.

Die Ried-Kicker laufen heuer mit einer Leberkässemmel auf dem Trikot ein. Da drängt sich die Frage auf: Wie groß ist der Hunger auf Liga Zwa?

Der ist unabhängig von der Leberkässemmel sehr groß. Wir sind alle froh, dass die Meisterschaft jetzt startet und die Vorbereitung vorbei ist. Denn wie schon letzten Samstag im Cup, ist ein Pflichtspiel das, wofür wir die ganze Woche arbeiten.

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Erlauben Sie mir, wieder einmal einen Vergleich mit Ihrer Vergangenheit als erfolgreicher Pokerspieler zu strapazieren. Wenn Sie auf Ihren Kader blicken, welches Blatt haben Sie im Moment in der Hand?

(lacht). Im Poker ist es ja nicht nur so, dass das eigene Blatt zählt, sondern auch die Blätter und Verhaltensweisen der Gegner. Entsprechend sitze ich mit einem sehr guten Gefühl am Tisch sozusagen und weiß aber auch, dass wir gerade am Anfang unseres Umbruchs stehen und noch nicht alles perfekt laufen wird. Und ich bin auch für das eine oder andere Gewitter gewappnet.

Die Mannschaft ist mit einem Altersschnitt 22,2 Jahren sehr jung. Vielleicht zu jung? Fehlt noch Routine im Kader?

Es kommt noch immer darauf an, wer am Platz steht. Und wir haben schon geschaut, dass die älteren Spieler absolute Leistungsträger sind. Es ist aber immer ein guter Mix wichtig, es schadet uns jedoch sicher nicht, wenn wir noch Erfahrung auf den Platz bringen. Aber ich finde, die Neuzugänge wie Andreas Leitner und Nikki Havenaar übernehmen schon viel Führung. Gleichzeitig soll Philipp Pomer als neuer Vizekapitän in die Rolle hineinwachsen und ihm wollen wir den Raum dazu auch lassen.

Was definitiv noch gesucht wird, ist ein Mittelstürmer. Nach welchem Typ schauen Sie sich da um?

Wir wollen einen Stürmer, der auf Plätzen, die nicht so gut sind, wo es mehr um lange Bälle geht, den Ball festmachen kann. Er soll absolute Box-Qualitäten haben und im Idealfall dem Tiefgang nicht abgeneigt sein.

Stichwort Spielanlage. Wie wird diese heuer bei Ried aussehen, wenn man ja in fast jedem Spiel der Favorit ist?

Die Gegner werden uns mehr den Ball geben als in der ersten Bundesliga. Das bedeutet für uns, dass wir einen genauen Plan dafür brauchen — und ich denke das ist auch der größte Unterschied zum Vorjahr, wo es mehr ums Kontern gegangen ist. Aber das ist immer so, wenn man zu den Top-Mannschaften gehört.

Stimmt, Ried gehört definitiv zu den besten Teams. Was würden Sie sagen, ist die größte Stärke der Mannschaft?

Ich glaube, dass wir ein komplett neues Teamgefüge schaffen können und gerade dabei sind, eine besondere Energie am Platz und auch abseits davon zu entwickeln. Diese Mannschaftskultur soll unser X-Faktor werden.

Was fordern Sie konkret von Ihren Spielern?

Absolute Professionalität was die Spiel-Vorbereitung und -Nachbereitung betrifft, einen Sinn für die Gemeinschaft. Zum Beispiel Frühstück organisieren. Das machen sich die Spieler bei uns immer selbst aus, Das heißt, es soll keine Spieler geben, die ihre eigenen Brötchen backen. Gleichzeitig wollen wir aber keinen Einheitsbrei, soll jeder seine Individualität ausleben.

Was braucht es am Rasen?

Harte Arbeit. Die Defensive fängt bei den Stürmern an, harte Zweikämpfe — das ist Ried. Gleichzeitig müssen die Spieler den Mut und das Selbstverständnis mitbringen, auch eine dominante Rolle einzunehmen.

Sie haben mit Markus Lackner einen Routinier aussortiert, im Cup war für David Ungar kein Platz im Kader. Wie wichtig ist es vor allem für einen jungen Trainer, Ecken und Kanten zu zeigen?

Ein Trainer muss für mich wissen, was für ihn verhandelbar ist und was nicht. Und er muss seine Idee klar verfolgen und da gibt es dann Spieler, die besser zu dieser passen bzw. nicht so gut. Um auf David Ungar zurückzukommen. Er ist ein sehr junger Spieler und junge Spieler haben einfach eine größere Bandbreite an Leistungsschwankungen. Und da hat es aktuell nicht gereicht. Aber das spricht auch vor allem für seine Mitspieler, die das sehr gut gemacht haben.

Es ist Ihr erster Saisonstart als Cheftrainer. Wie sehr hat sich der Zeitaufwand gesteigert?

(lacht). Ich hab auch als Co-Trainer unzählige Stunden mit der Arbeit verbracht. Ich hab’ ja das Privileg, dass ich meine große Leidenschaft zum Beruf machen durfte. Dementsprechend zähle ich nicht die Stunden, aber es ist aktuell nicht immer hell, wenn ich heimgehe.

Wie versuchen Sie zu entspannen und abzuschalten?

Vor allem bei der Familie. Die junge Tochter (16 Monate/Anm.) zwingt mich eh dazu (lacht).

Mit SV-Ried-Trainer MAXIMILIAN SENFT sprach Tobias Hörtenhuber

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