Statt in der Schweiz bei Grasshoppers Zürich sitzt Gerald Scheiblehner auch am Sonntag (14.30 Uhr) weiter auf der Trainerbank bei Blau-Weiß Linz im Heimspiel gegen Aufsteiger GAK. Der 47-Jährige bekam vom Club keine Freigabe für einen Wechsel. Mittlerweile ist sein Fokus wieder auf BW gelegt, der jüngste 2:0-Erfolg gegen den ehemaligen Serienmeister Salzburg soll bestätigt werden. Doch auch die Athletiker wollen nach dem Liga-Premierensieg gegen WSG Tirol (2:1) nachlegen.
Im BWL-Lager war die Länderspielpause keine einfache. Schon im Sommer hatte es Diskussionen um einen Wechsel von Scheiblehner zur Wiener Austria gegeben. Monate später war der Coach im nahen Ausland heiß begehrt. „Es stimmt, dass es ein konkretes Angebot gegeben hat. Ich denke, dass es für einen österreichischen Trainer immer reizvoll und interessant ist, wenn man ein Angebot aus dem Ausland hat. Das passiert nicht täglich, ich habe mich damit auseinandergesetzt“, sagte Scheiblehner.
Die Linzer schoben seinem Vorhaben einen Riegel vor. „Dem Scheibi mitzuteilen, dass wir nicht gesprächsbereit sind, war nicht leicht“, betonte Sportdirektor Christoph Schößwendter. Der Oberösterreicher habe einen Riesenanteil an der bisher erfolgreichen Saison. Das wurde Scheiblehner auch im Gespräch klar vermittelt.
„Die Begründung mir gegenüber ist gewesen, dass es notwendig ist, dass ich beim Verein bleibe um erfolgreich die letzten drei Spiele noch zu bestreiten und wir in einer ganz wichtigen Phase sind“, verlautete der BWL-Trainer. Das habe er als „Wertschätzung“ empfunden. Zudem sei erstmals auch öffentlich der Wunsch geäußert worden, mit ihm über den Sommer hinaus zu verlängern. „Deshalb war das jetzt trotzdem positiv.“
Er sei auch kein Typ, der von BW davonlaufe. „Ich schätze die tagtägliche Arbeit da, es ist für mich immer noch ein Luxus, hier Trainer zu sein, ich bin Linzer, meine Familie lebt da“, gab Scheiblehner Einblick. Vorerst ist das Thema damit abgehakt. Durchzuhören war aber, dass das Thema in der Winterpause neuerlich aufkochen könnte. Scheiblehner soll auch bei Ligakonkurrent Sturm Graz, der auf Trainersuche ist, ein Thema sein. „Wir werden uns in der Winterpause Zeit nehmen, um uns in aller Ruhe um die Zukunft Gedanken zu machen“, ließ Scheiblehner alles offen.
Schößwendter will jedenfalls alles versuchen, um sich nicht auf Trainersuche begeben zu müssen. „Für mich geht es jetzt darum, wie kann ich es hinkriegen, dass ich Scheibi mit allem was dazugehört überzeuge, dass er auch weiter bei uns bleibt. Hoffentlich bis Saisonende und auch noch länger“, verlautete der Ex-Abwehrspieler. Die Partie gegen den GAK war dadurch nur ein Randthema bei den Linzern, die vier ihrer fünf Saisonsiege vor eigenem Publikum gefeiert haben.
GAK-Coach Rene Poms erwartete nicht, dass sich die Trainer-Thematik negativ auf die Partie auswirken wird. „Ich erwarte ein Spiel auf Augenhöhe, wo es um kleine Details geht, die die Partie entscheiden werden“, sagte der 49-Jährige. Beide Teams setzen auf eine ähnliche Spielanlage. „Es geht dann einfach darum, wer es mehr will, die bessere Tagesverfassung hat, mit größerer Intensität in die Duelle geht und diese auch gewinnt“, skizzierte Poms. Auch Scheiblehner rechnete vor ausverkauftem Haus mit einem „Spiel, das nicht schön anzuschauen sein wird“, mit vielen Zweikämpfen und zweiten Bällen.
„Sie haben gegen zwei Topgegner einen Punkt geholt, wo eher mehr als weniger drinnen gewesen wäre und danach gegen WSG Tirol gewonnen. Sie haben neuen Mut geschöpft und werden sicher mit einer guten Energie herkommen. Wir müssen uns auf einen sehr unangenehmen Gegner einstellen“, analysierte der BWL-Trainer, der durch die wieder fitten Conor Noß und Lukas Tursch zwei zusätzliche Kaderalternativen hat. Bei den drei Partien ungeschlagenen Grazern steht Marco Gantschnig aufgrund eines Bändereinrisses im Knöchel nicht zur Verfügung. Die erste Saisonpartie endete 2:2.