Während mancher Spieler von einer gefühlten Niederlage sprach, fiel das Resümee von Österreichs Fußball-Teamchef Ralf Rangnick nach dem 1:1 am Sonntag in Wien gegen Slowenien überaus positiv aus. Das Ergebnis habe nicht gepasst, die Leistung aber sehr wohl, betonte der Deutsche nach dem Unentschieden, das die ÖFB-Auswahl den Nations-League-Gruppensieg kostete. „Ich war als Teamchef selten zufriedener, als ich es heute bin“, erklärte Rangnick.
Seine Truppe habe über 70 Minuten ein „herausragend gutes Spiel gemacht, viel besser kann man nicht spielen. Es war ein Klasseunterschied in allen Belangen. Wir hatten Chancen auf fünf, sechs, sieben Tore, der Gegner keine einzige.“ Dass man doch noch das 1:1 kassierte, sei auf eigenes Verschulden zurückzuführen. „Wir haben dieses Tor mit vorbereitet“, sagte Rangnick über den Treffer, der durch einen missglückten Abschlag von Goalie Patrick Pentz eingeleitet worden war.
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Trotzdem überwog beim 66-Jährigen die Freude über den Auftritt seiner Schützlinge. „Das Einzige, das nicht gestimmt hat, war das Ergebnis. Aber wie wir die Energie auf den Platz gebracht haben, war absolut top.“
Keine Vorwürfe an die Mannschaft
Man habe Slowenien über weite Strecken klar beherrscht. „Viel mehr klare Chancen zu haben als heute, ist schwierig. Das, was der Matchplan war, hat die Mannschaft über 70, 75 Minuten umgesetzt“, meinte Rangnick. „Ich wüsste nicht, was ich der Mannschaft hätte sagen sollen, was sie hätte besser machen können.“ Er würde sich viel mehr Sorgen machen, wenn man 1:0 mit nur einer Torchance gewonnen hätte, gab der Teamchef zu Protokoll. „Es ist mir lieber so, wie es heute gelaufen ist.“
Dass er bis zur 84. Minute mit dem ersten Wechsel wartete, verteidigte Rangnick. „Es hat sich überhaupt nichts abgezeichnet.“ Die ÖFB-Auswahl sei „ein bis zwei Klassen besser“ als die Slowenen gewesen. „Die wussten ja gar nicht mehr, was sie tun sollen“, sagte Rangnick und meinte außerdem: „Manchmal ist es im Fußball so, dass so ein Spiel 1:1 ausgeht und keiner weiß, wieso.“ Trotzdem hielt sich seine Enttäuschung „absolut in Grenzen. Das Wichtigste ist, wie wir als Mannschaft spielen.“
Im Falle des Gruppensiegs wäre die ÖFB-Auswahl nicht nur definitiv in Liga A gewesen, sondern hätte mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit auch einen Platz im WM-Play-off fixiert, sollte man in der Quali nicht unter den Top zwei landen. Die diesbezügliche Gefahr ist laut Rangnick aber ohnehin nicht allzu groß. „Wenn wir so weiterspielen, bin ich sehr zuversichtlich, dass wir uns für die WM qualifizieren, noch dazu, weil nächstes Jahr unsere Langzeitverletzten (Anm.: David Alaba, Xaver Schlager, Sasa Kalajdzic) wieder zur Verfügung stehen.“
Dank Play-off im März keine „komischen“ Gegner
Dass es nun im kommenden März in Hin- und Rückspiel gegen einen Dritten aus Liga A geht, könnte sogar positive Auswirkungen haben, vermutete Rangnick. „Ich sage das mit einem leichten Anflug von Zynismus: Es hat auch etwas Gutes. Jetzt brauchen wir nicht zwei komische Länderspiel-Gegner suchen, sondern haben zwei Pflichtspiele, die vielleicht für die Quali von Vorteil sind.“
Der Gegner in der Nations-League-Relegation wird am Freitag in Nyon ermittelt, Österreich bestreitet die erste Partie vor Heimpublikum. Der ÖFB wird bei dieser Auslosung vor Ort vertreten sein – im Gegensatz zu jener der WM-Quali-Gruppen am 13. Dezember in Zürich. „Es ist kurios, das wird online gemacht, um Geld zu sparen. Bei der Play-off-Auslosung gibt es aber eine Präsenz-Verpflichtung. Die Logik dahinter erschließt sich mir nicht“, erklärte Rangnick.
Am selben Tag wie die Play-off-Auslosung steigt auch eine außerordentliche Präsidiumssitzung, in deren Rahmen die Kündigung von ÖFB-Geschäftsführer Bernhard Neuhold vermeldet werden könnte. Rangnick sprach sich neuerlich klar für einen Verbleib des Niederösterreichers aus, machte aber auch klar, dass eine Trennung von Neuhold nicht gleichzeitig seinen Abgang bedeuten würde. „Das würde niemand verstehen, und dazu ist die Verbindung zur Mannschaft, zum Staff und auch zum Land Österreich zu außergewöhnlich.“
Große Vorfreude auf Länderspieljahr 2025
Der Teamchef will auch 2025 Erfolge wie etwa in der EM-Gruppenphase feiern. „Ich freue mich riesig aufs nächste Jahr.“ Im abgelaufenen Länderspieljahr sei der 3:2-Sieg in Berlin über die Niederlande und die dazugehörige Stimmung im Olympiastadion sein persönliches Highlight gewesen. „Das war Gänsehaut und etwas ganz Besonderes.“
2024 seien viele positive Dinge passiert, betonte Rangnick. „Die Entwicklungsschritte, die wir in den letzten zweieinhalb Jahren und vor allem in diesem Jahr gemacht haben, sind offensichtlich. Aber natürlich hätte ich mir gewünscht, dass wir bei der EURO einige Runden weiterkommen, und das war auch möglich“, gestand der Nationaltrainer.