ÖFB will Europhorie in Sachen Stadion nutzen

Fußballbund präferiert Standort Wien und forciert Bau einer Mehrzweck-Arena

Oberösterreich hat in Sachen Stadion klar die Nase vorn, in Ried steht eine schmucke Arena, in Linz deren zwei.
Oberösterreich hat in Sachen Stadion klar die Nase vorn, in Ried steht eine schmucke Arena, in Linz deren zwei. © APA/EXPA/Eisenbauer

Der ÖFB ist bestrebt, den vor der EM in Deutschland entstandenen Schwung in der Stadionfrage zu nutzen. Präsident Klaus Mitterdorfer will das Projekt auf möglichst breite Beine stellen.

„Ich weiß nicht, ob das Wort Nationalstadion der richtige Zugang ist“, sagte der Kärntner. Eine multifunktionale Arena soll neben dem Fußball auch für andere Sportarten nutzbar sein. „Priorität“ habe trotz der Bemühungen aus anderen Bundesländern für den ÖFB der Standort Wien.

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Zur Zukunft des Ernst Happel Stadions befinde man sich in einem „intensiveren Ideenaustausch“ mit verschiedenen Partnern, „das geht bis hin zum Kostenthema“, sagte Mitterdofer. „Am Ende wird es jemand zahlen müssen. Da müssen wir alle im Boot haben, sonst wird man das nicht stemmen können und wir reden noch 17 Jahre davon.“ Denkmöglich sei für ihn eine Drittel-Lösung mit dem Bund und der Stadt Wien sowie einem privaten Investor als Geldgeber.

Mitterdorfer ortet aktuell den politischen Willen, „etwas zu gestalten“. Allerdings stehen im Herbst auch Nationalratswahlen an. „Losgelöst davon muss es im Interesse aller sein, ein modernes, multifunktionales Stadion für den Sport zu haben, egal, welche Koalition es dann gibt“, meinte der Verbandschef.

„Wir wollen parteipolitisch eine unabhängige Positionierung. Es geht um den Sport, und da nicht nur um den Fußball, sondern auch um andere Sportarten, die sich das verdienen.“

Groß denken

Welche anderen Sportarten in der Arena eine neue Heimat finden sollen, wollte Mitterdorfer noch nicht konkret beantworten. „Ich bin kein Experte, aber es gibt die Möglichkeit, Tribünen zu verändern. Das betrifft sowohl Winter- als auch Sommersportarten. Es hängt ein bisschen von den Machbarkeiten und von der Finanzierbarkeit ab.“ In den „Denkprozess“ mit der Stadt Wien seien aber viele verschiedene Sportfachverbände involviert.

„Man sollte groß denken“, meinte Mitterdorfer. „Ich muss alle im Boot haben, auch Konzertbetreiber, Eventveranstalter und Investoren. Das ist viel gescheiter als ein Nationalstadion nur für Fußball.“

Die ÖFB-Auswahl solle auch nicht ausschließlich in Wien zu sehen sein. Schöne Stadien gebe es auch in Linz, wo das Nationalteam im Oktober gegen Kasachstan (10. Oktober) und Norwegen (13. Oktober) seine ersten beiden Heimspiele nach der EM austrägt, in Salzburg oder Klagenfurt.

Die jüngsten Vorstöße aus dem Burgenland und der Steiermark, für ein Nationalstadion zur Verfügung zu stehen, begrüßte Mitterdorfer. Vergangene Woche habe er ein Gespräch mit dem steirischen Landeshauptmann Christopher Drexler (ÖVP) geführt, der Premstätten bei Graz als möglichen Standort ins Spiel gebracht hatte.

„Es gibt dort noch kein klares Konzept, wie das ausschauen soll oder könnte“, sagte Mitterdorfer. Bei dem Termin seien Sturm-Graz-Präsident Christian Jauk, GAK-Obmann Rene Ziesler und Hartberg-Präsidentin Brigitte Annerl dabei gewesen. Bei den steirischen Bundesligisten ist die Stadionfrage ein Riesenthema.

„In der gesamten Stadionsituation hilft uns, dass es eine gewisse Kraft aus den Bundesländern gibt“, erklärte Mitterdorfer. „Aber für uns hat, weil wir da schon in einem intensiveren Ideenaustausch sind, immer noch das Ernst Happel Stadion Priorität.“ Eine gute EM könnte ein entscheidender letzter Rückenwind sein, um das Projekt in Gang zu bringen. „Ein Stadion könnte im internationalen Vergleich dem gesamten Sport einen Schub geben, aber natürlich auch dem Fußball.“

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