Österreichs Team will wieder Medaillen entgegensegeln

Mit sechs Booten und Brettern vor Marseille dabei

Österreichs Segelteam ist für die Olympischen Spiele nicht nur gut aufgestellt, was die Anzahl der Boote oder Bretter mit sechs betrifft, sondern auch in Sachen Revier- und Windkenntnisse und dem Umgang mit diesen. Acht Medaillen im Zeichen der Fünf Ringe wurden bisher gewonnen (3/4/1), in der Bucht von Marseille könnte es sogar klingeln, denn mehrere Paarungen oder Einzelkämpfer zählen zum Kreis der Anwärter auf das Podest.

Den Auftakt machen am Sonntag Lorena Abicht im iQFoil (Medaillenentscheidung geplant am 2. August) und Benjamin Bildstein/David Hussl im 49er (1. August). Es folgen am 2. August Lara Vadlau/Lukas Mähr im 470er (7.8.), am 3. August Lukas Haberl/Tanja Frank im Nacra 17 (7.8.) und am 4. August im Formula Kite Alina Kornelli und Valentin Bontus (jeweils 8.8.).

Wie üblich können sich die Medaillenentscheidungen jeweils um einen Tag verschieben, falls das Wetter nicht mitspielt. Gestartet wird jeweils frühestens um 12.00, für die 470er geht es oft erst um 17.00 Uhr los.

„Ich bin sehr stolz, dass wir eine so große Mannschaft sind. Wenn man hart arbeitet, zahlt sich das aus“, sagte OeSV-Sportdirektor Matthias Schmid. Die letzte Medaille wurde 2016 in Rio mit Bronze errungen, 2021 in Tokio wurde das Podestplatz-Ziel verpasst.

Etwas Glück schadet niemanden, im Segelsport braucht man es manchmal umso mehr. Denn von Wind und Wetter abhängig zu sein, berge Vor- und Nachteile. „Es können sehr viele unerwartete Dinge passieren, dass man überraschend gut sein kann. Es können sehr viele unerwartete Dinge passieren, und man kann weit unter seinen Erwartungen liegen.“

Über die zwei Wochen sei mit sehr unterschiedlichen Wind- und Wellenbedingungen zu rechnen, das werde für das eine oder andere Team eine tolle Woche bringen, für jemand anders vielleicht eine schwierigere, meinte Schmid. „Aber ich gehe davon aus, dass wir mit mehreren Teams um Medaillen kämpfen werden.“

Bildstein/Hussl sind nach den mit Platz zehn als Medaillenanwärter verpatzten Tokio-Spielen im Feld gegen 19 anderen Nationen auf Wiedergutmachung aus. „Wir sind dieses Mal keine Favoriten, wir hatten schon länger keine Topresultate“, sagte Bildstein im APA-Gespräch. Man hätte sich eine bessere Ausgangssituation gewünscht, aber man bringe viel Erfahrung mit und könne vielleicht mit dem Druck vielleicht besser umgehen als andere.

In Tokio habe man geglaubt, man müsse fehlerfrei und alles perfekt sein. „Ein gutes Learning ist, dass es bei einer Regatta von fünf Tagen kein einziges Team geben wird, das nicht einen einzigen Fehler macht. Das Entscheidende ist, trotzdem am Ball und mental stark zu bleiben, mit dem Fehler richtig umzugehen und bis zum Schluss zu fighten“, sagte Bildstein. Und Vorschoter Hussl fügte an. „Man darf nicht versuchen, da jetzt alles besser zu machen, wir müssen es sehen wie jede andere Regatta. Keep it simple.“ Dazu bedürfe es einer „gewissen Lockerheit“.

Man habe ergebnismäßig nicht die leichtesten drei Jahre hinter sich, viel mit der Materialumstellung gekämpft und wolle nun „in entscheidenden Momenten Nerven bewahren“, erklärte der Tiroler Hussl. In „unzähligen Überstunden im Winter“ habe man gelernt, das Material zu verstehen, damit umzugehen und Unterschiede zu erkennen, merkte der Vorarlberger Steuermann Bildstein an. Das Duo erinnert sich gern an Marseille zurück, dort segelte es 2013 seine erste WM, war phasenweise in den Top drei und fixierte 2019 beim Weltcupfinale Rang zwei.

Abicht ist im 24er-Feld Außenseiterin. In Tokio noch im 49er FX als Vorschoterin mit dabei, fand sie nach einem Windsurfcamp Ende 2022 Gefallen am Brett und begann eine „ziemlich wilde Reise“, die sie nach Marseille führte und ihr ein Marathonrennen am Wasser, sowie Slalom- und Kurs-Rennen bringen wird.

„Ich habe alles zusammengesucht, was es so braucht für eine professionelle Kampagne. Das innere Feuer und ein sehr starker Wille waren mein Antrieb, das durchzuziehen. Ein eiserner Wille bringt einen sehr weit. Vor allem bei einem verrückten Projekt.“

Es habe auch Momente am Wasser gegeben, wo sie mit Tränen aus Ärger und Frustration ins Ziel fuhr. Nach der erfolgten Qualifikation ging „meine Motivation durch die Decke“, allzugroße Erwartungen, was das Resultat angeht, habe sie nicht.

„Ich darf nicht vergessen, wo ich herkomme. Und mit welchen Windsurfgrößen ich da an der Startlinie stehe.“ Sie wolle die Mädels ärgern, was gehe. Auch wegen des Wetters könnte es rauer zugehen. „Vor allem bei Mistral und hoher Welle – das geht dann enorm auf die Physis.“

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