Olympia-Zentrum im Park: Österreich-Haus in Paris eröffnet

Ob man es „Austria House“, „Österreich-Haus“ oder vielleicht doch passenderweise „Maison d’Autriche“ nennt: Der temporär umgebaute Pavillon Montsouris im Süden von Paris soll während der Olympischen und Paralympischen Spiele die Hauptanlaufstelle für österreichische Sportlerinnen und Sportler, Medienvertreter und Fans sein und gleichzeitig bei den Franzosen Werbung für Österreich machen. Am Donnerstagabend wurde die Eröffnung gefeiert.

Offiziell wurde diese mit der Bundeshymne gestartet – „als Vorbote zu dem, was wir hoffentlich in den kommenden Tagen noch das eine oder andere Mal zu hören bekommen“, wie es hieß. Inoffiziell war schon eine Stunde davor viel los im und um den Park-Pavillon, vor dem das Tyrol Music Project Frankreich und Österreich musikalisch so beschwingt zu verbinden wusste, dass zumindest die durch das bunte Treiben angelockten Kinder das Tanzbein schwangen.

Nach einer Pandemie-bedingten Live-Pause in Tokio und Peking freut man sich seitens des Österreichischen Olympischen Comités über eine „Fortsetzung der mehr als 50-jährigen Austria House-Erfolgsgeschichte“ und möchte an legendäre olympische Österreich-Treffpunkte wie das Trinity House in London 2012 oder das Botafogo-Klubhaus von Rio de Janeiro 2016 anschließen. An diese große Geschichte erinnerte auch ÖOC-Generalsekretär Peter Mennel in seinen Eröffnungsworten. Er hat die 1889 erbaute historische Location im Parc Montsouris, einer 15,5 Hektar großen Grün-Oase im 14. Arrondissement, vorgeschlagen und den Mietvertrag unterzeichnet.

20 Handwerker aus Österreich – vom Tischler bis zum Elektriker – haben hier mit Materialien aus Tirol in kaum drei Wochen ein besonderes Ambiente geschaffen und die Nutzfläche des 300 Quadratmeter umfassenden Gebäudes glatt verdoppelt. 12 Tonnen Holz (Fichte, Esche, Zirbe, Buche, Birke) wurden hier verbaut, um die klassizistische französische Architektur mit Zirbenstüberl, Terrasse und Holzbar zu erweitern.

„In dieser luftigen, heimatlichen Holzkonstruktion wird einerseits der historische, denkmalgeschützte Ort – hier haben einst Gäste wie Simone de Beauvoir und Jean-Paul Sartre verkehrt – gewürdigt, und andererseits der belebte Park samt dem angrenzenden Pavillon miteinbezogen“, meinte Mennel schon im Vorfeld. „Wir sind schon jetzt Gesprächsthema Nummer eins im gesamten Bezirk.“ Für Beliebtheit im Viertel soll auch das kulinarische Angebot aus Österreich sorgen – vom Kornspitz bis zum Leberkäse.

Das Vorarlberger Unternehmen Seidl Catering übernimmt mit 24 Schülern und Schülerinnen und deren Lehrkräften aus vier österreichischen Tourismusschulen Versorgung und Service. Am Eröffnungsabend, bei dem u.a. Tourismusstaatssekretärin Susanne Kraus-Winkler (ÖVP), WKÖ-Generalsekretär Karlheinz Kopf und Politologe Peter Filzmaier – Verfasser eines Olympia-Buches – teilnahmen, wurde u.a. „Altwiener Tafelspitz“ und „Olympischer Kaiserschmarren“ serviert. Zu trinken gab es u.a. Grünen Veltliner von Jurtschitsch und Big John von Scheiblhofer serviert. Kein Wunder, dass sich mancher Anrainer im APA-Gespräch darauf freute, demnächst hier ein Gläschen trinken zu können.

Die Terrasse ist für das Publikum geöffnet und der Park ein gefragtes Erholungszentrum für die ganze Gegend, wie das rege Treiben an diesem Spätnachmittag bewies. Spielende Kinder und Jugendliche aus den Wiesen, auf Parkbänken plaudernde Seniorinnen und Senioren, eifrig ihre Runden drehende Jogger prägten das Bild. „Es ist ein besonderer Platz, voller Leben“, hatte Mennel schon in den vergangenen Tagen festgestellt.

Zur Eröffnung bevölkern aber besonders viele Gäste aus Österreich den Park und den Pavillon. Auch Astrid Steharnig-Staudinger, die Geschäftsführerin der Österreich Werbung, war angereist. Sie lobte „das Zusammenspiel zwischen Urbanem und Natur, zwischen Genuss und Bewegung“, das hier „an allen Ecken und Enden spürbar“ sei. Ziel sei, zu vermitteln, „was unser österreichisches Lebensgefühl ausmacht“.

Dafür hat man sich zur Olympiazeit auch eine Social-Media-Kampagne einfallen lassen, die auf witzige Weise zeigen soll, dass es von Paris aus nach Österreich weniger weit ist als an die Côte d’Azur („Étonnamment proche. L’Autriche“) und lässt einen gebrandeten E-Bus „mit DJ und österreichischer Kulinarik zum Probieren“ seine Runden drehen.

„Im Zentrum steht aber der Athlet und die Athletin“, betonte ÖOC-Marketingleiter und nächster ÖOC-Generalsekretär Florian Gosch im APA-Interview. „Sie sollen neben dem Wettkampfgeschehen und neben dem Olympischen Dorf sich hier für ein paar Stunden erholen können, einen Rückzugsort finden und auch Familie und Fans treffen können.“

Unter den Sportlerinnen und Sportlern, die schon zur Eröffnung diese Chance wahrnahmen, befanden sich Ruderin Magdalena Lobnig und Kanute Felix Oschmautz. Er ist bei der Eröffnung am Freitag neben Judoka Michaela Polleres der Fahnenträger der rot-weiß-roten Equipe. Und hatte am Vorabend nach eigenen Angaben noch „wirklich keine Ahnung“, was ihn dabei erwartet.

Am späten Abend schaute auch Karl Nehammer direkt nach einem vom französischen Staatspräsidenten Emmanuel Macron für Staatsgäste aus aller Welt im Louvre gegebenen Bankett im Österreich-Haus vorbei. Der Bundeskanzler freute sich, dass es „wie versprochen ein Ort der Begegnung“ geworden sei, „nicht in der Sicherheitszone, sondern auch so, dass es die Franzosen tatsächlich nutzen können“, und nahm sich Zeit für Gespräche mit dem Olympia-Team.

Austria House, Pavillon Montsouris, 20 Rue Gazan, 75014 Paris, austria-house.at

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