Olympische Turbulenzen im heimischen Pferdesport-Lager

Max Kühner unter „Barring“-Verdacht, Lea Siegl und Christian Schumach müssen ohne fitte Pferde zuschauen

Nicht fit für die Paris-Spiele zeigte sich Lea Siegls Pferd, auch Christian Schumach hat tierische Sorgen
Nicht fit für die Paris-Spiele zeigte sich Lea Siegls Pferd, auch Christian Schumach hat tierische Sorgen © APA/OEPS/Holcbecher

Unmittelbar vor Beginn der Olympischen Spiele sind schon länger bekannte Vorwürfe gegen Springreiter Max Kühner erneut aufgetaucht. Gegen den österreichischen Paris-Teilnehmer läuft ein Strafverfahren wegen eines Verstoßes gegen das Tierschutzgesetz.

Kühner weist alle Vorwürfe als völlig haltlos zurück, auch das Österreichischen Olympische Komitee (ÖOC) stellte sich hinter Kühner, fordert rasche Ermittlungsarbeit.

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Wie das Amtsgericht Starnberg mitteilte, hat die Staatsanwaltschaft München II im März den Erlass von Strafbefehlen gegen den 50-jährigen Kühner beantragt. Vorgeworfen wird dem gebürtigen Deutschen, der seit 2015 für Österreich startet, „aktives Barren“ im Mai 2023. Bei dieser in Deutschland verbotenen Methode wird einem Pferd beim Überwinden eines Hindernisses ein Stab gegen die Beine geschlagen, damit es höher springt.

Kühner weist die Vorwürfe entschieden zurück, es wurde die Einstellung des Verfahrens beantragt. „Das sind Anschuldigungen, die jeglicher Grundlage entbehren. Im Gegensatz können wir durch Amtstierärztliche Bescheinigungen, Sachverständige und viele Zeugen beweisen, dass es unseren Pferden jederzeit gut geht und ging. Das Tierwohl hat bei uns oberste Priorität und unser ganzer Betrieb ist rund um die Uhr darauf ausgelegt“, betonte er.

Alles noch offen

Derzeit laufen die Stellungnahmefristen, eine Prognose, ob und wann es zur Hauptverhandlung kommen wird, sei nicht möglich. „Es ist davon auszugehen, dass vor Mitte September 2024 keine weiteren neuen Auskünfte in dieser Sache erteilt werden können“, teilte ein Sprecher des Amtsgerichts der „Frankfurter Allgemeinen“ mit.

Elisabeth Max-Theurer, Vizepräsidentin des Österreichischen Olympischen Komitees und OEPS-Präsidentin, kritisierte die lange Ermittlungsdauer, denn das belaste auch den Reiter. „Dass eine Aufklärung notwendig ist, das ist klar“, meinte sie und kritisierte den Zeitpunkt der Causa. „Das wurde jetzt bewusst gestreut und ganz bewusst gemacht. Vielleicht sind es Neider von Max, weil der Nummer drei der Welt ist und absolute Medaillenchancen hat.“

Dem Weltreiterverband FEI ist der Fall bekannt, er sammelt derzeit Informationen, berichtete die dpa. Wenn sich der Verdacht erhärte, werde ein Verfahren eingeleitet.

Max-Theurer ist sich sicher, dass Kühner sich nichts zuschulden kommen habe lassen. „Ein wirklich guter Springreiter braucht so etwas auch gar nicht, deshalb bin ich mir sicher. Max hat ein super Auge, er kann genau abmessen und weiß, wo das Pferd abspringen und landen muss.“

Der Reitsport geriet anfang der Woche bereits in die Negativ-Schlagzeilen. Die dreifache Dressur-Olympiasiegerin Charlotte Dujardin wurde von der FEI suspendiert, weil auf einem Video zu sehen ist, wie sie einem Pferd mehrfach mit der Peitsche auf die Beine schlägt.

Aus auch für Siegl

Das Pferd Fighting Line, mit dem Lea Siegl ab Samstag den Vielseitigkeitsbewerb bestreiten sollte, hat den Gesundheitstest nicht bestanden und darf daher nicht antreten. „Wir sind alle tief bestürzt. Es ist ein rabenschwarzer Tag für das Vielseitigkeitsteam“, sagte Thomas Tesch, Equipechef Vielseitigkeit. „Das kam völlig überraschend für uns alle und ist eigentlich unerklärbar“, so Tesch.

„Vielleicht hat sich Fighting Line von den vielen Kameras und Menschen irritieren lassen.“ Der Wallach, mit dem sich Siegl einen Spitzenplatz ausgerechnet hatte, sei im Training und bei den tierärztlichen Checks völlig anstandsfrei gewesen. Beim ersten Vortraben der offiziellen Verfassungsprüfung am Freitag in Versailles habe das Pferd jedoch Taktunreinheiten gezeigt und sei zur Untersuchung gebracht worden, wo es wieder keine Beanstandung gegeben habe. Nachdem Fighting Line jedoch beim zweiten Vortraben erneut unrein ging, sei die Startfreigabe verweigert worden. Lea Siegl ist nun zum Zusehen verdammt.

Das Pferd Vitorio du Montet von Harald Ambros bestand den Gesundheitscheck problemlos. „Jetzt heißt es alles zu geben, um Harald Ambros zu unterstützen“, so Tesch.

Bereits am Donnerstag musste das Dressur-Team umgestellt werden. Beim letzten tierärztlichen Check wurde Te Quiero, das Olympia-Pferd von Christian Schumach, als nicht „fit to compete“ beurteilt, da Unregelmäßigkeiten im Gang festgestellt wurden. Statt Schumach wird Ersatzreiter Stefan Lehfellner bei den am Dienstag beginnenden Bewerben zum Einsatz kommen.

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