Der neue Sportchef von Sturm Graz heißt Michael Parensen. Seit Wochen hatte Österreichs Double-Sieger nach dem Abschied von Andreas Schicker zu Hoffenheim sondiert, nun kam mit dem 38-jährigen Deutschen ein Mann, der in der deutschen Bundesliga aktiv war. Parensen arbeitete bis April für Union Berlin als Technischer Direktor. Der Ex-Profi kündigte bei seiner Präsentation am Donnerstag an, den Erfolgspfad weitergehen zu wollen: „Es gilt den eingeschlagenen Weg fortzuführen.“
Sturm hatte das Feld der Kandidaten zuletzt eingeengt. Neben Parensen sollen auch dessen Landsmänner Tomas Zorn (38), vormals Geschäftsführer von Spartak Moskau und Sportdirektor von Lok Moskau, und Benjamin Schmedes (39), zuletzt Technischer Direktor bei Vitesse Arnheim, noch im Rennen gewesen sein. Parensen überzeugte bei dieser „enorm wichtigen Entscheidung für Sturm Graz“ laut Club-Präsident Christian Jauk durch seine Bodenständigkeit und menschlichen Qualitäten. „Er steht für Treue. Er weiß, wie man mit harter Arbeit vorankommt.“
Publikumsliebling in Berlin
Parensen war auch bei den Union-Fans hoch angesehen. Mehr als 15 Jahre war er zunächst als Profi und dann als Mitarbeiter für den Hauptstadt-Club aktiv. Die Wege trennten sich überraschend im Frühjahr. Unions Club-Führung soll dem Publikumsliebling laut Medienberichten die Rolle als Nachfolger des scheidenden Managers Oliver Ruhnert nicht zugetraut haben. Der Abschied von der Union fiel wenig herzlich aus. Parensen klagte vor dem Arbeitsgericht, ein Termin ist im Juni 2025 angesetzt. Durch seinen neuen Job ist es unwahrscheinlich, dass das Verfahren zu Ende geführt wird.
In den Diensten der Berliner hatte Parensen Sturm bereits im Blickfeld, wie er verriet. Die österreichische Bundesliga sei „immer ein guter Markt für Deutschland.“ Seit der ersten Anfrage der Steirer habe er sich noch intensiver mit dem Verein befasst, auch Spiele der Youth League mitverfolgt. „Ich will auch junge Spieler entwickeln. Wir werden diesen Weg nicht verlassen“, sagte Parensen. Als die drei ausschlaggebenden Punkte für seine Zusage nannte er die Nähe zu den Fans, die klare Philosophie im Club und das familiäre Umfeld. „Es geht hier nicht um Einzelinteressen, sondern um den Erfolg des Vereins.“
Säumel zumindest bis zur Winterpause fix
Seine erste Aufgabe liegt auf der Hand. Sturm ist auch auf der Suche nach einem neuen Cheftrainer, nachdem Christian Ilzer Schicker in der Vorwoche zu Hoffenheim folgte. Aktuell werden die Grazer interimistisch von Jürgen Säumel betreut. Der Ex-Sturm-Spieler erhielt die Zusage, zumindest bis zur Winterpause am Ruder zu sein. „Jürgen Säumel wird bis Winter die hundertprozentige Unterstützung des Vereins haben“, betonte Parensen. Danach werde man weiter beraten.
Mit dem Abgang von Ilzer sei zu rechnen gewesen. „Das war erwartbar, aber nicht in der Kurzfristigkeit“, meinte der Neo-Sportchef. „Das wirft uns aber nicht um.“ Wie Säumel an der Seitenlinie will auch er die Arbeit seines Vorgängers fortsetzen. „Die erfolgreiche Arbeit von Andreas Schicker spricht Bände. Ich identifiziere mich komplett mit der Spielphilosophie von Sturm Graz.“ Er übernehme Sturm nicht in der Krise, die Automatismen würden greifen.
Eine Vertragslänge wurde laut Jauk noch nicht fixiert. Parensen verriet, dass auch seine Familie nach Graz übersiedeln wird. Die Steiermark sei für ihn noch Neuland. „Aber ich konnte dem steirischen Dialekt in den letzten Tagen folgen.“ In seiner Karriere sei er stets ein Teamplayer gewesen. „Es ist neues Land, eine neue Liga und die Chance, meinen Horizont zu erweitern.“