Platz zwei macht Strapazen einer „zachen“ Premiere wett

Der Oberösterreicher Lukas Kaufmann radelte bei seiner Premiere beim Race Across America auf das Podest

Anfeuerungen durch seine Mannschaft waren wesentliche Bausteine auf Kaufmanns Weg zu Platz zwei.
Anfeuerungen durch seine Mannschaft waren wesentliche Bausteine auf Kaufmanns Weg zu Platz zwei. © alexzauner.com

Lukas Kaufmann hat etwas geschafft, was vor ihm beim ersten Start nicht vielen Radsportlern gelang: Platz zwei beim Race Across America, dem mit 4.923 Kilometern und 50.000 Höhenmetern längsten und härtesten Radrennen der Welt.

Von der West- bis zur Ostküste der Vereinigten Staaten benötigte er acht Tage 23 Stunden. Herausragend war auch das Teamwork, denn kein anderer Finisher benötigte weniger Standzeit.

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Vor der Abreise zu seinem größten Abenteuer seines Lebens brachte der 30-jährige Lukas Kaufmann seine Ziele auf den Punkt: „Ich will gesund ins Ziel kommen und wenn möglich unter neun Tagen finishen.“ Beides ist ihm eindrucksvoll gelungen. Der Kronstorfer sorgte auch lange für eine Überraschung, denn er führte vom ersten bis zum dritten Tag bis knapp vor dem Halfway Point vor dem schwedischen Ex-Radprofi Jimmy Ronn.

Danach folgte ein Sekundenkrimi, doch der Schwede konnte sich dann als guter Zeitfahrer auf den endlosen Weiten von Kansas entscheidend absetzen. Der vergangene letzte Tag hatte es dann nochmal in sich, wie Teamchef Thomas Hölzl berichtet: „Das Gebirgsmassiv der Appalachen im Finale hat Lukas sehr zugesetzt, obwohl er ein ausgezeichneter Bergfahrer ist. Aber die letzten neun Tage sieht man ihm an. Es ging nur rauf und runter, teilweise 20 Prozent steile Rampen hinauf. Das hat die letzten Körner gekostet.“

Mentaler Wahnsinn

In den vergangenen neun Tagen verbuchte der Oberösterreicher eine Nettoschlafzeit von lediglich 10:15 Stunden. „Der Schlafentzug mit den Halluzinationen war schon extrem. Aber genauso schlimm fand ich, dass ich in den letzten neun Tagen nichts Festes, sondern nur hochkalorische Flüssignahrung zu mir nahm. Je länger man da am Rad sitzt desto schlimmer wird es. Die mentalen Anstrengungen waren echt zach. Und dann noch täglich 15 bis 20 Liter Flüssigkeit in sich reinzuschütten. Da wird man echt ‚gaga‘ im Kopf“, bilanzierte Kaufmann in Atlantic City, wo er bei der letzten Timestation aus emotionalen Gründen kein Wort rausbrachte. Pro Tag fuhr der Kronstorfer rund 550 Kilometer weit.

Im Ziel hatte er fünf Stunden Rückstand auf den Sieger Ronn (8 Tage 18 Stunden 11 Minuten).

Sehr zufrieden zeigte sich der begleitende Arzt Jürgen Minar: „Sein Gesundheitszustand ist generell blendend. Lukas hat keine Probleme mit Händen oder Nacken. Der Hintern ist natürlich in Mitleidenschaft gezogen, aber das ist nichts, was nach ein paar Wochen wieder verheilt ist. Seine Beine waren sehr gut, zum Schluss bekam er aber Muskelschmerzen in den Oberschenkeln. Aber er kam ohne Krämpfe und vor allem Gelenksprobleme davon. Während des gesamten RAAMs hat er rund 81.000 Kilokalorien aufgenommen, getrunken hat er 113,6 Liter Flüssigkeit.“

Gratulationen

Der sechsfache RAAM-Sieger Christoph Strasser ist von Kaufmanns Leistung bei der ersten Teilnahme begeistert: „Größten Respekt und herzliche Gratulation für diesen zweiten Platz. Lukas ist ein unglaublich starkes Rennen als Rookie gefahren. Am Ende hat er sich nochmals aufgebäumt. Seine Stärke in den Bergen, das kam ihm über die Appalachen zugute. Ich erreichte bei meinem ersten RAAM nicht das Ziel, deshalb schätze ich seine Leistung noch höher ein. Er hat vor allem die Schlafstrategie durchgehalten wie ein erfahrener Ultra-Radfahrer. Gratulation auch an die Experten seines Teams. Sie sind Dreh- und Angelpunkt, um die Standzeiten gering zu halten. Und das haben sie am besten von allen gemacht, denn Lukas hatte die geringste Standzeit aller Finisher. Ich war neun Tage lang gefesselt, Danke dafür.“

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