Pogacar nach Sieg auf letzter Bergetappe vor Tour-Gesamtsieg

Tadej Pogacar hat die vorletzte Etappe der 111. Tour de France gewonnen und steht kurz vor seinem dritten Gesamterfolg. Der Slowene siegte nach knackigen 132,8 Kilometern von Nizza auf den Col de Couillole vor Titelverteidiger Jonas Vingegaard und Richard Carapaz. Vor dem abschließenden Zeitfahren am Sonntag über 33,7 hügelige Kilometer von Monaco nach Nizza hat Pogacar 5:14 Min. Vorsprung auf Vingegaard. Felix Gall konnte wie schon am Vortag nicht mit den Besten mithalten.

In seinem Wohnzimmer im Hinterland von Monaco war Dominator Pogacar auf der letzten Bergetappe einmal mehr unantastbar. Kurz vor dem Ziel setzte sich der 25-Jährige von Vingegaard ab und sicherte sich seinen fünften Tageserfolg bei der diesjährigen Frankreich-Rundfahrt und den 16. Etappensieg insgesamt. „Man bremst nicht im Radsport“, sagte Pogacar mit einem Grinsen. „Wenn man mir vor der Tour gesagt hätte, dass das alles so kommt, ich hätte es nicht geglaubt. Das ist nicht von dieser Welt.“

Nur noch ein Sturz kann das historische Double von Pogacar aus Siegen beim Giro d’Italia und der Tour de France im selben Jahr verhindern, das zuletzt die bereits gestorbene Ikone Marco Pantani 1998 geholt hatte. Mit seinem dritten Triumph wird er zu Greg LeMond aufschließen. Rekordsieger mit je fünf Erfolgen sind Eddy Merckx, Bernard Hinault, Jacques Anquetil und Miguel Indurain. Lance Armstrong waren seine sieben Siege wegen Dopings aberkannt worden.

Auf das Trikot des besten Bergprofis, das Pogacar lange auch innehatte, muss er allerdings verzichten. Das begehrte weiße Jersey mit den roten Punkten geht an Olympiasieger Carapaz aus Ecuador. Im Kampf um Rang zwei vergrößerte Vingegaard den Vorsprung auf den starken Zeitfahrer Remco Evenepoel auf 2:50 Minuten, was wohl reichen wird. Der Däne hatte auf den letzten Metern auf ein wenig Mitleid von Pogacar gehofft. „Ein klein wenig hatte ich die Hoffnung, dass er mir den Sieg überlässt. Ich wusste, dass ich im Sprint keine Chance haben würde, da ich schon am Limit war“, sagte Vingegaard. Sauer war er keineswegs: „Wahrscheinlich hätte ich dasselbe getan.“

Gall hatte sich in einer chaotischen Anfangsphase erfolglos bemüht, Teil einer Ausreißergruppe zu werden. Zu Beginn des letzten Anstiegs konnte der Osttiroler das Tempo der Gruppe mit den Top-Fahrern nicht mitgehen, er kam schließlich 7:11 Minuten nach Pogacar als 26. ins Ziel. In der Gesamtwertung machte Gall aber einen Platz gut und geht als 13. mit 38:41 Minuten Rückstand in die Schlussetappe. „Letzte Etappe, wie erwartet von Anfang an Vollgas. Ich habe versucht, in die Gruppe zu gehen, meine Beine haben dafür nicht ganz gereicht. Ich habe mich am Anfang ganz okay gefühlt, zwischendurch sehr schlecht, am Schlussanstieg bin ich mein eigenes Tempo gefahren“, resümierte Gall den Tag.

Vor der Etappe gab das Visma-Team von Vingegaard bekannt, aus Verärgerung über die TV-Übertragungen den Zugang zu seinem Funkverkehr zu verweigern. Zu oft würden Team-Strategien offengelegt, argumentierte das Team. Auch das britische Team Ineos stieg aus dem Deal aus. Drei Mitarbeiter des Tour-Veranstalters ASO empfangen den Funkverkehr von 15 Mannschaften und wählen aus, was während der Etappe eingeblendet wird. Im Normalfall werden die Funksprüche mit 15 bis 30 Minuten Verzögerung gezeigt. Die Teams erhalten dafür 5.000 Euro. Auch diese vergleichsweise niedrige Summe hatte für Verstimmungen versorgt.

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