Europa League oder Conference League? Rapid ist sich der Bedeutung des Play-off-Rückspiels am Donnerstagabend (21.00 Uhr/live ORF 1) gegen SC Braga bewusst. Die Hütteldorfer wollen nach dem unglücklichen Spielverlauf im Hinspiel (1:2) beweisen, dass sie mit dem Ligavierten aus Portugal nicht nur mithalten, sondern diesen auch bezwingen können. „Wir haben die Aussicht, dass wir etwas wirklich, wirklich Großes erreichen können“, sagte Trainer Robert Klauß.
In der Europa League sind Kaliber wie Manchester United, AS Roma oder Eintracht Frankfurt mögliche Kontrahenten. In der Ligaphase der Conference League warten nicht nur zwei Spiele weniger (6 gegenüber 8), sondern auch deutlich weniger zugkräftige, dafür aber wohl schlagbarere Gegner. „Wir wollen uns mit den Besten messen und irgendwann besser sein als die Besten“, betonte Klauß. „Ich spiele ja auch lieber gegen Salzburg als gegen Scheiblingkirchen oder Herzogenburg. Auch wenn ich weiß, wie ich gegen Herzogenburg gewinne.“
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Gegen die Salzburger geht es am Sonntag im Bundesliga-Schlager. Vorerst steht aber nur der Europacup im Fokus. Den Auftritt der Bullen am Dienstag im Champions-League-Play-off gegen Dynamo Kiew hat Klauß laut eigenen Angaben nicht einmal verfolgt. „Braga auszuschalten, wäre etwas Besonderes“, meinte der Deutsche. Die Bedeutung des Spiels wollte er aber nicht überstrapazieren. „Wenn man zu sehr an die Konsequenzen denkt, besonders an die einer Niederlage, dann lähmt und hemmt das.“
Klauß forciert einen positiven Zugang. Die unerwartete Ligapleite am Wochenende bei Blau-Weiß Linz (0:3) habe wehgetan. „Wir waren enttäuscht, frustriert, verärgert.“ Daheim gegen Braga wolle man „ein anderes Gesicht“ zeigen – jenes, mit dem man in der EL-Quali bereits gegen Wisla Krakau und Trabzonspor reüssiert hatte. „Das Gefühl, dass wir schwer zu schlagen sind, hatte uns gut getan“, sagte Klauß.
Nun kamen zwei Pflichtspielniederlagen am Stück. „Die Ausgangssituation hat sich ein bisschen geändert“, meinte Klauß. Man hätte schon in Braga gerne gezeigt, „was wir gegen einen Gegner mit dieser Qualität können“. Eine Rote Karte gegen Antreiber Lukas Grgic in der vierten Minute durchkreuzte die Pläne. Klauß zieht daraus „noch mehr Ansporn zu zeigen, wie gut wir sind“.
Gelingen muss die Wende ohne den gesperrten Grgic. „Er ist schon derjenige, der auch verbal vorangeht, ein wichtiges Regulativ innerhalb der Mannschaft. Das müssen wir auf mehrere Schultern verteilen“, meinte Klauß. Die offene Position im Mittelfeld-Zentrum wird Moritz Oswald einnehmen, auch Linksverteidiger Jonas Auer steht nach einer Erkrankung wieder zur Verfügung. Im Sturm dürfte nach seiner vergebenen Slapstick-Chance in der ersten Minute des Hinspiels erneut Dion Beljo neben Guido Burgstaller das Vertrauen erhalten.
Die Portugiesen erwartet Klauß alles andere als abwartend. „Es liegt nicht in ihrem Naturell, dass sie nur reagieren. Sie wollen immer den Ball haben, dominant sein. Für uns geht es darum, das zu brechen.“ Als Bragas „Schlüsselspieler“ sieht er Mittelfeldmann Rodrigo Zalazar, der nicht nur im Hinspiel getroffen hat, sondern auch am Wochenende in der Liga gegen Moreirense (3:1) zwei Tore erzielte. „Er leitet viele Angriffe mit ein und kommt selbst zu Abschlüssen.“ Zudem schießt der Uruguayer gefährliche Standards.
Rapid will mit einem fast vollen Stadion dagegenhalten. Die öffentlichen Bereiche sind ausverkauft, nur noch wenige Restkarten neben dem Auswärtssektor waren zuletzt verfügbar. Mehr als 21.000 Zuschauer werden erwartet. „Es wird ein emotional enorm aufgeladenes Spiel“, meinte Braga-Trainer Carlos Carvalhal, der vor einem Sturmlauf der Hütteldorfer warnte. „Wir werden ein Tor schießen müssen, damit wir weiterkommen. Aber wir sind eine couragierte Mannschaft.“
Die vier Spielen unter dem erst vor zwei Wochen zurückgekehrten Ex-Coach hat Braga alle gewonnen. „Es wäre ein guter Zeitpunkt, das zu ändern“, sagte Rapid-Kapitän Matthias Seidl. „Wir haben es selbst in der Hand. In Hinspiel war der Start nicht optimal, trotzdem haben wir eine super Leistung abgeliefert.“ Das 1:2 lasse den Grün-Weißen alle Chancen. „Wir werden von Anfang an komplett Gas geben und alles reinwerfen.“ Die Auslosung der Europa League findet am Freitag (13.00 Uhr) statt, jene der niedriger dotierten Conference League folgt eineinhalb Stunden später.