Salzburg steht am Dienstag (18.45 Uhr/live Sky) in der Fußball-Champions-League ein richtungsweisendes Spiel bevor. Will Österreichs Vizemeister ernsthaft in den Kampf um den Aufstieg eingreifen, sind drei Punkte beim Heimauftakt gegen Stade Brest fast schon Voraussetzung. Während die zuletzt formschwachen Bretonen in Reichweite scheinen, warten in der zweiten Hälfte der neu eingeführten Ligaphase Gegner von Weltformat wie Paris Saint-Germain und Real Madrid.
In die schwierige Ausgangsposition haben sich die Salzburger durch ihre 0:3-Auftaktpleite bei Sparta Prag selbst manövriert. Man müsse die Champions League dennoch genießen, betonte Trainer Pepijn Lijnders. Angst verspüre sein Team nicht. „Den größten Druck legen wir auf uns selbst, wie wir spielen wollen, wie wir Dominanz kreieren wollen“, sagte der Niederländer. „Druck ist ein Privileg. Wir haben es uns selbst erarbeitet, hier zu sein. Aber wir müssen die Leistung bringen, niemand wird das für uns erledigen.“
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Zwölf von 36 Teams scheiden nach der Ligaphase aus. Jene auf den Positionen 9 bis 24 der Gesamttabelle spielen in der Zwischenrunde in Hin- und Rückspiel um den Achtelfinaleinzug. Die nötigen Punkte sollten die Bullen bald holen. In drei Wochen geht es ebenfalls zu Hause gegen Dinamo Zagreb weiter, danach folgen Gastspiele bei Feyenoord Rotterdam und Bayer Leverkusen.
Nach ihrem Durchhänger Mitte September haben sich die Salzburger vergangene Woche mit Zu-Null-Siegen im Cup bei der Wiener Viktoria (4:0) und in der Liga gegen die Austria (2:0) zurückgemeldet. „Ich möchte dasselbe Level von Einsatz, Fokus, Wut und Verlangen sehen wie im letzten Spiel“, erklärte Lijnders. „Darauf wollen wir aufbauen. Wir brauchen eine All-in-Performance.“
Mittelfeldmann Mads Bidstrup dürfte erstmals nach seiner längeren Erkrankung beginnen. „Ich würde es mir wünschen, dass er 95 Minuten spielen kann, aber ich glaube es nicht“, sagte Lijnders über den für das Pressing so wichtigen Dänen. Für Landsmann Maurits Kjaergaard kommt die Partie nach seiner Knöchelverletzung noch zu früh. Den Ligaschlager am Sonntag (17.00 Uhr) bei Meister Sturm Graz hat er aber noch nicht ganz abgeschrieben.
ÖFB-Verteidiger Samson Baidoo, der die Generalprobe gegen die Austria wegen Wadenproblemen verpasst hat, ist fraglich. Der 20-Jährige wäre der einzige Österreicher in der Startformation. Leandro Morgalla („Es ist das Wichtigste, dass man sich auf das Spiel freut und den Druck eher ausschaltet“) wird definitiv starten, bestätigte Lijnders. Dadurch kann Amar Dedic erneut von der Rechts-auf die Linksverteidigerposition wechseln.
Überraschen will Lijnders Brest weniger mit der Aufstellung als mit der Intensität. „In der Champions League wird man bestraft, wenn man Momente anbietet“, sagte der frühere Liverpool-Co-Trainer. „Wir müssen gut sein, fast perfekt, um ihnen Probleme zu bereiten.“ Als Vorbild sollen die erfolgreichen Quali-Spiele im August gegen Twente Enschede und Dynamo Kiew dienen. „Da waren wir wie Scharfschützen, wir haben bestraft.“
Brest ist in dieser Saison noch nicht in die Gänge gekommen. Nach vier Niederlagen in sechs Ligaspielen liegt der Überraschungsdritte der Vorsaison in Frankreich nur auf dem 13. Tabellenplatz. Gegen Sturm Graz gelang in der Königsklasse zwar ein 2:1-Auftaktsieg, auswärts hat das physisch starke Team von Trainer Eric Roy bisher aber alle Partien verloren.
Die Generalprobe am Freitag in Auxerre ging mit 0:3 gehörig daneben, Roy soll in der Kabine sehr laut geworden sein. „Ich erwarte in den nächsten Spielen Antworten“, sagte der 57-Jährige, der die Bretonen im Jänner 2023 auf einem Abstiegsplatz übernommen und aus ihrem Dornröschenschlaf erweckt hatte.
Lijnders warnte vor einem sehr flexiblen Gegner. Gefahr stellen vor allem zweite Bälle dar, die Sturmtank Ludovic Ajorque den Spielern rund um ihn herum verschafft. „Sie haben einige Waffen“, meinte der Salzburg-Coach. „Wir müssen sie respektieren, wie sie angreifen und wie sie direkt spielen.“ Auch bei Flanken und Standardsituationen sei Brest gefährlich. „Sie sind ein komplettes Team, das seit langer Zeit sehr konstant spielt. Aber wir freuen uns darauf, ihnen Probleme zu bereiten.“