Schweinberger und Kiesenhofer gingen in Sturzorgie leer aus

Die Hoffnungen auf eine österreichische Medaille im olympischen Rad-Einzelzeitfahren der Frauen haben sich auch wegen Stürzen nicht erfüllt. Christina Schweinberger wurde am Samstag in Paris bei schwierigen Regenbedingungen Zehnte. Anna Kiesenhofer, Siegerin des Straßenrennens von Tokio 2021, landete unter 35 Teilnehmerinnen an 33. Stelle. Gold sicherte sich überlegen die Australierin Grace Brown vor der Britin Anna Henderson (+1:31,59 Min.) und Chloe Dygert (USA/+1:32,46).

Dygert kam wie das ÖRV-Duo und zahlreiche weitere Fahrerinnen auf der durch die Nässe besonders rutschigen 32,4-km-Strecke von der Esplanade des Invalides zum Ziel an der Pont Alexandre III zu Fall. „Ein Wahnsinn, was die Mädels da geleistet haben, die aufs Podium gefahren sind“, zollte Schweinberger den furchtlosen Konkurrentinnen Respekt. Sie selbst schürfte sich an Hüfte und Oberschenkel auf, gab aber gleich Entwarnung.

Kiesenhofer indes stand mit kullernden Tränen in den Augen in der Mixed-Zone. Sie war wie die Teamkollegin im Kreisverkehr gestürzt, hatte sich den Ellbogen stark blutend aufgeschürft und gezweifelt, ob sie weiterfahren kann. „Mental war es dann im Kopf vorbei. Ich bin ja nicht hergefahren, um um Platz X zu fahren, ich wollte wirklich vorne dabei sein.“ Aufgabe sei aber keine Option gewesen. „Das schaut blöd aus. Irgendwie ins Ziel fahren.“

Es sei so rutschig wie auf Glatteis gewesen, sie habe aber etwas Risiko eingehen müssen, denn sonst verliere man sowieso Zeit. „Die ersten Kurven bin ich vorsichtig angegangen, mit jeder Kurve hatte ich mehr Selbstvertrauen. Dann war es plötzlich zu viel Selbstvertrauen und ich bin gelegen.“

Es sei so richtig schade, denn die Beine seien beim Aufwärmen so gut gewesen, berichtete die Goldmedaillengewinnerin von Japan. „Die Enttäuschung ist umso größer, weil ich denke, dass ich bei Optimalbedingungen ein richtig gutes Rennen fahren hätte können. Ich bin so enttäuscht, weil ich so viele Monate gearbeitet habe.“ Sie wusste, dass das Wetter eine Challenge werde, wolle aber keine Ausreden suchen oder sich als Opfer sehen.

Kiesenhofer hoffte, dass sich die Verletzung nicht als allzu schlimm herausstellen werde, damit sie bis zum Straßenrennen am Sonntag nächster Woche wieder hergestellt sei. Gebrochen schien auf ihr erstes Gespür hin nichts zu sein, die Finger ließen sich alle gut bewegen.

Auch Schweinberger wurde im Gespräch mit den Journalisten emotional, entschuldigte sich sogar für die Platzierung. „Platz zehn war das Minimalziel. Es ist aber eine Enttäuschung. Ich glaube schon, dass ich mein Bestes gegeben habe“, meinte die Tirolerin. Sie verlor nicht nur durch den Sturz an sich Zeit, sondern auch, weil sie auf der Seite, auf der sie lag, nicht gut aus dem Pedal kam. „Das hat mich dreißig Sekunden gekostet. Ich kann es nicht darauf schieben, dass ich das Podium versäumt habe. Es sind ja mehrere gestürzt.“

Man müsse die Kurven auch bei Regen fahren wie im Trockenen, aber nach dem Sturz habe sie nicht mehr so viel Druck gegeben und Zeit liegengelassen, erzählte sie. Dass es viele Stürze gibt, habe sie vor ihrem Start erfahren, an dieser Stelle aber nicht damit gerechnet. „Vielleicht war das der Fehler, dass ich da weggerutscht bin.“

Bis dahin lieferte Schweinberger ein starkes Rennen ab, lag auf Platz vier. „Von der Zeit her bin ich schneller gefahren als davor mit meinem Coach berechnet – auch von der Leistung her. Das war sicher eines von meinen besseren Zeitfahren, wenn nicht sogar das beste.“ Schlimm sei der Moment gewesen, als sie zehn Kilometer vor dem Ziel von Brown überholt worden sei. „Sicher ist das die Siegerin, aber das war für den Kopf schwierig zum Umschalten.“

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