Stürzt Marokko auch den Titelverteidiger?

Sensationsteam will aus „Traum nicht aufwachen“ — Frankreich ist gewarnt

Marokkos Sofiane Boufal feierte nach dem Halbfinaleinzug mit seiner Mutter. Am Mittwoch soll der nächste Tanz folgen.
Marokkos Sofiane Boufal feierte nach dem Halbfinaleinzug mit seiner Mutter. Am Mittwoch soll der nächste Tanz folgen. © AFP/Mabromata

Marokko hat bereits Fußball-Geschichte geschrieben und ist als erste Nation vom afrikanischen Kontinent in ein WM-Halbfinale eingezogen. In der Runde der letzten Vier planen die „Löwen vom Atlas“ bereits den nächsten Coup in Katar: Am Mittwoch (20, live ORF 1) soll Titelverteidiger Frankreich gestürzt werden.

„Das ist absolut verrückt. Wir erleben gerade einen Traum und wollen nicht aufwachen“, erklärte Mittelfeldspieler Sofiane Boufal. Auch wenn Marokko erneut klarer Außenseiter ist, spricht einiges dafür, dass das WM-Märchen im Halbfinale weitergeht:

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Abwehr-Bollwerk: In fünf Spielen musste Marokko erst einen Gegentreffer hinnehmen — und das war ein Eigentor im Duell mit Kanada. Die Verteidigung um Kapitän Romain Saiss ist diszipliniert, kompakt und lässt nur selten Chancen zu. Falls doch ein gegnerischer Angriff durchkommt, wartet immer noch Yassine Bounou. Der Torwart hielt im Achtelfinale gegen Spanien zwei Elfmeter und brachte eine Runde später Portugals Cristiano Ronaldo zur Verzweiflung.

Teamgeist: „Wir haben eine Gruppe zusammengeschweißt, mit einer Einstellung, wo jeder für jeden kämpft“, meinte der stolze Teamchef Walid Regragui und tatsächlich beeindruckte Marokkos Teamgeist und Aufopferungsbereitschaft. Gerade gegen die spielstarken Teams in der K.o.-Runde waren diese Attribute besonders wichtig.

„Empfinden Respekt“

„Die Marokkaner werden genau wie wir nur ein Ziel haben, nämlich das Finale zu erreichen. Wir empfinden großen Respekt und haben gesehen, wozu sie fähig sind“, warnte Frankreich-Trainer Didier Deschamps vor dem Sensationsteam. Doch auch sein Team liefert gute Argumente, warum die erste Titelverteidigung seit 1962 gelingen kann:

Geschlossenheit: Probleme mit den Egos der zahlreichen Stars, interne Skandale sowie eine für Beobachter arrogant wirkende Ausstrahlung gehören in der „Equipe Tricolore“ der Vergangenheit an. Deschamps hat es wieder geschafft, eine echte Einheit zu formen und prominente Katar-Ausfälle wie Pogba, Kante oder Benzema zu kompensieren.

Dritter Frühling: Kaum jemand traute Stürmer Olivier Giroud in Katar viel Einsatzzeit zu, doch die Verletzung von Benzema beförderte den Milan-Legionär in die Startelf und der 36-Jährige zahlte das Vertrauen zurück. Giroud brauchte keine Anlaufzeit und löste Thierry Henry als erfolgreichsten Torjäger Frankreichs mit 53 Teamtreffern ab. „Ich bin nicht auffallend, aber ich bin Giroud“, analysierte es der vierfache Torschütze bei dieser WM nüchtern.

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