Teamchef Rangnick im EURO-Tunnel: „Müssen auf uns schauen“

Fußball-EM: Personalsorgen bei Gruppengegnern lassen Rangnick kalt - Matchplan für Auftakt gegen Frankreich steht - Nur Position des Seiwald-Nebenmannes im Mittelfeldzentrum scheint offen

Ralf Rangnick © APA/AFP/GABRIEL BOUYS

ÖFB-Teamchef Ralf Rangnick hat den Fokus kurz vor dem EM-Start am Montag (21.00 Uhr/live ServusTV und ARD) gegen Frankreich voll auf seine eigene Mannschaft gerichtet. Personalsorgen bei den Franzosen, aber auch den weiteren Gruppengegnern Polen und Niederlande, kümmern den Deutschen laut eigenen Angaben nicht. „Uns ist vollkommen klar, wenn wir in dieser Gruppe weiterkommen wollen, und das wollen wir, dann müssen wir auf uns schauen“, betonte Rangnick am Freitag in Berlin.

Von einem Virusinfekt im französischen Team will Rangnick laut eigenen Angaben noch nicht einmal gehört haben. „Das ist mir ehrlich gesagt nicht so wichtig. Selbst wenn der eine oder andere Spieler ausfällt, ist das jene Nation, der auf jeder Position dreifach besetzt ist“, erklärte der 65-Jährige. „Sie sind gesegnet mit guten Spielern.“

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Der Matchplan der Österreicher gegen den Vizeweltmeister steht. “Wir haben schon grundsätzlich eine Idee, wie wir das Spiel angehen – und mit wem“, sagte Rangnick. Es gebe auf mehreren Positionen aber auch „richtig gute Alternativen“. Patrick Pentz darf nicht zuletzt ob seiner fußballerischen Qualitäten im Tor beginnen. Im Abwehrzentrum scheinen Kevin Danso und Linksfuß Maximilian Wöber gegenüber Philipp Lienhart und Gernot Trauner im Vorteil.

Einzig im Mittelfeld gilt eine Position noch als offen – jene des Vertreters des verletzten Xaver Schlager als Nebenmann von Dauerbrenner Nicolas Seiwald. Florian Grillitsch ist eine Option, Rangnick könnte aber auch einen seiner Führungsspieler Marcel Sabitzer und Konrad Laimer ins defensive Mittelfeld zurückziehen. Dadurch würde auf dem Flügel ein Platz für Patrick Wimmer frei. Rangnick: „Das ist eine Sache, die wir uns bis Montag überlegen, wer da auf dieser Position spielt.“

Seiwald ist völlig unumstritten. Rangnicks Lieblingsschüler, in dem der frühere Manchester-United-Coach Parallelen zu Schottlands Mittelfeldstar Scott McTominay sieht, hat die vergangenen 15 Länderspiele allesamt durchgespielt. „Er ist ein Spieler, bei dem man immer weiß, was man bekommt als Trainer.“ Er könne sich nicht erinnern, dass der 23-Jährige in einem Spiel oder einem Training je einmal „underperformed“ hätte. „Und er hat die Art und Weise, wie wir spielen, seit vielen Jahren vermittelt bekommen – in Salzburg und jetzt in Leipzig.“

Im Stadion auf dem Wurfplatz wurde in den vergangenen Tagen noch an Details gefeilt. Am Donnerstag stand laut Rangnick der eigene Ballbesitz, am Freitag das Umschaltspiel im Mittelpunkt. Am Samstag soll das Vorgehen bei gegnerischem Ballbesitz trainiert werden – und am Ende wie immer Standardsituationen.

Der ÖFB-Coach lobte die Platzverhältnisse im Berliner Olympiapark: „Wir haben nahezu perfekte Bedingungen. Ich bin auch froh, dass wir keine weiteren Verletzten haben. Wir haben bisher alles machen können, das wir uns vorgenommen haben.“ Auch Innenverteidiger Gernot Trauner soll nach einer geplanten Trainingspause am Samstag wieder einsteigen.

Mit der Rolle eines möglichen Geheimfavoriten, die vor allem deutsche Medien dem ÖFB-Team bei der EM zuschieben, kann Rangnick wenig anfangen. „Es spielt überhaupt keine Rolle, als was wir gesehen werden, weil uns das nicht hilft, Spiele zu gewinnen. Wir müssen uns auf die Dinge konzentrieren, die uns stark machen.“

Balleroberungen in der gegnerischen Hälfte etwa – kein Team verzeichne laut Rangnick so viele wie die ÖFB-Auswahl. „Gleichzeitig ist Frankreich eine Mannschaft, die gerne zockt, die gerne spielt. Das muss jetzt erstmal kein Nachteil sein“, meinte der Deutsche. “Sie machen das aber auch auf einem sehr hohen Niveau.“ Daher gelte es, gemeinsam die richtigen Pressing-Auslöser zu finden.

„Wir sind um einiges weiter als vor zwei Jahren“, sagte Rangnick über die Entwicklung des Teams seit seinem Amtsantritt. „Aber jetzt geht es von Neuem los.“ Taktisch erwarte er ein anspruchsvolles Turnier. Viele Chefcoaches bei der EURO seien bereits Vereinstrainer gewesen. „Das sorgt schon dafür, dass ich glaube, dass das taktische Niveau höher sein wird, als man es vielleicht sonst von Nationalteams bei Europa- oder Weltmeisterschaften gewöhnt ist.“
haz/tsi

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