„The Normal One“ als Heilsbringer für die Stadt

Mythos FC Liverpool: VOLKSBLATT-Serie zum englischen Top-Klub vor dem Spiel gegen den LASK

Nach dem 2:0-Finalsieg im Endspiel der Champions League gegen Tottenham 2019 wurde Klopp von den Spielern auf Händen durchs Stadion getragen.
Nach dem 2:0-Finalsieg im Endspiel der Champions League gegen Tottenham 2019 wurde Klopp von den Spielern auf Händen durchs Stadion getragen. © AFP/Soriano

Gleich bei seiner Vorstellung als neuer Trainer beim FC Liverpool eroberte Jürgen Klopp die Herzen der Fans im Sturm. Angesprochen auf den Spitznamen „The Special One“ von Kollege Jose Mourinho, der zu dieser Zeit Chelsea betreute, antwortete der Deutsche in gewohnt lockerer Art: „Ich bin ein normaler Kerl aus dem Schwarzwald, also eher ‚The Normal One‘.“ Der Ausspruch wurde rasch zur Marke. Das Konterfei des Trainers mit dem markanten Spruch verkaufte sich auf T-Shirts viele Millionen Mal.

Statue gefordert

Der heute 56-Jährige holte die „Reds“ nach Jahren der Tristesse aus dem sportlichen Koma und schrieb mit dem Klub eine Erfolgsgeschichte, die ihresgleichen sucht. Spätestens seitdem Klopp 2020 den ersten Meistertitel in der Premier-League seit 30 Jahren holte, wird der gebürtige Stuttgarter in der Hafenstadt an der Mersey als Heilsbringer verehrt.

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Dabei wäre es um ein Haar nicht dazu gekommen. Ganz Liverpool zitterte nach der ersten Welle der Corona-Pandemie um die Fortsetzung der Meisterschaft, in der Liverpool den Gegnern vor der Unterbrechung bereits meilenweit enteilt war. „Das war die nervenaufreibendste Zeit meines Lebens“, erklärte der Erfolgscoach später rückblickend.

Längst gibt es in der 500.000-Einwohner Stadt Forderungen nach einer Statue für den Trainer. Was Klopp aber missfällt: „Ich möchte noch 30, 40 Jahre leben. Ich bin an einer Statue nicht interessiert, schon gar nicht zu Lebzeiten.“

„Reise nicht zu Ende“

Die Verehrung kennt keine Grenzen. „Für mich ist er die Wiedergeburt von Shankly in einem deutschen Körper. Er ist einfach brillant“, betonte Klub-Legende Bruce Grobbelaar. Bill Shankly, die 1981 verstorbene Trainer-Legende, führte Liverpool 1964, 1966 und 1973 zur Meisterschaft und hat die Grundlage für den Mythos geschaffen, der den Klub bis heute umweht. Klopp trat längst in die Fußstapfen des 1981 verstorbenen „Mr. Liverpool“. „Die Erfolge sind auch für Shankly und Paisley, für Fagan und Dalglish, für Souness und Gerrard“, sagte Klopp über all die Ikonen. Und er hat in Liverpool weiter nicht genug: „Die Reise ist noch lange nicht zu Ende.“

Von Christian Baumberger

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