Der Marktwert spricht ganz klar für Trabzonspor, Rapid will die hohe Hürde in der 3. Qualifikationsrunde zur Fußball-Europa-League aber erfolgreich nehmen. Der Grundstein dafür soll schon am Donnerstag (19 Uhr/live ORF 1) gelegt werden, da gilt es im 40.000 Zuschauer fassenden Papara Park Stadyumu gegen den Ligadritten der vergangenen Süper-Lig-Saison zu bestehen. Die Truppe von Trainer Robert Klauß reist mit breiter Brust an.
Vor allem die jüngsten beiden Heimpartien haben viel Selbstvertrauen gebracht. Der 6:1-Kantersieg gegen Wisla Krakau konnte am Sonntag mit einem 1:0 in der Liga gegen Double-Sieger Sturm Graz bestätigt werden. „Es war schön zu sehen, dass wir gegen so einen starken Gegner schon so viel Kontrolle hatten. Jetzt wartet mit Trabzon die nächste Stufe der Herausforderung. Heißblütiges Stadion, guter Gegner, europäischer Wettbewerb, das ist noch einmal eine Stufe drüber, da werden wir sehen, wie weit wir sind“, erklärte Klauß.
Lesen Sie auch
Sehr viel teurer
Vieles deutet daraufhin, dass die Lücken nach den Abgängen von Marco Grüll, Leopold Querfeld und Nikolas Sattlberger gut geschlossen werden können. Einer der Neuen ist mit Dion Beljo der mit vier Millionen Euro wertvollste Spieler im Rapid-Kader, der einen Marktwert von knapp 29 Mio. Euro aufweist. Die Türken stehen in dieser Hinsicht mit fast 97 Mio. Euro zumindest eine Kategorie drüber. „Wir wissen, dass ihr Marktwert dreimal so hoch wie unserer ist. Wenn man diesen, die Kadergröße, Kaderqualität und individuellen Fähigkeiten von einzelnen Spielern sieht, sind sie favorisiert. Das ist klar“, verlautete Rapids Cheftrainer.
Sein Team habe trotzdem die Möglichkeit, in der Türkei zu gewinnen. „Dafür müssen wir komplett an die Grenzen gehen“, betonte der Deutsche. Positiv stimmt ihn, dass die Türken bisher nur die zwei Europa-League-Quali-Spiele gegen Ruzomberok (2:0, 1:0), „in denen sie noch nicht so gefordert wurden“, in den Beinen haben. Die Liga startet erst am Sonntag bei Sivasspor. Zudem ist der Verein im Umbruch und hat das Transferprogramm nicht abgeschlossen. Interesse soll es an Niederlande-Stürmer Wout Weghorst geben. Doch auch ohne ihn ist viel Qualität vorhanden.
Teuerster (Mittelfeld-)Spieler ist der 24-jährige Franzose Batista Mendy (9,5 Mio.). Bekannter sind der ägyptische Teamstürmer Mahmoud Trezeguet sowie der 33-jährige montenegrinische Innenverteidiger Stefan Savic, der von Atletico Madrid gekommen ist. Kapitän ist der 28-jährige Ugurcan Cakir, der bei der EM dabei war, aber u.a. gegen Österreich nur als türkischer Ersatztormann fungierte. In Österreich ist der Ex-Rapidler Taxiarchis Fountas ein alter Bekannter, der 28-jährige Grieche steht allerdings wie einige Kollegen des großen Kaders nicht auf der Europacup-Liste.
Es wird laut und heiß
„Sie haben sehr gute Waffen in der Offensive, greifen sehr gerne über die Flügel an“, gab Klauß Einblick. „Ich glaube, dass sie in der Defensive ein paar Anfälligkeiten haben, die wir für uns nutzen können“, sagte der 39-Jährige. Wichtig sei es, schon auswärts eine gute Spielkontrolle zu haben. „Wir wollen sie weg vom Tor halten, aber auch selbst den Ball laufen lassen“, gab Klauß die Marschroute vor. Er bereitete seine Spieler ferner darauf vor, dass sie bei großer Hitze womöglich bei jedem Ballbesitz ausgepfiffen werden. „Wir werden sehr viel Lautstärke gegen uns haben, da gilt es ruhig zu bleiben.“
Dann könnte ein großer Schritt in Richtung Europacup-Gruppenphase gelingen. „Druck ist immer da. Es wäre natürlich schöner, dass wir jetzt diese Runde überstehen, dann haben wir eine gewisse Sicherheit“, wusste Klauß. Beim Einzug ins Play-off wäre die Europa-League-Gruppenphase noch in Sichtweite, bei einem dortigen Out würde es in der „drittklassigen“ Conference League weitergehen.