Trainer-Hick-Hack vor dem Duell Niederlande gegen Polen

Fußball-EM: Koeman traut den Aussagen um Lewandowsk-Ausfall vor dem Match am Sonntag nicht, Probierz reagierte irritiert

Ronald Koeman (M) traut den polnischen Aussagen zu Lewandowski-Aussagen nicht. © APA/AFP/ANP/Koen van Weel

Kein Robert Lewandowski, kein Frenkie de Jong: Im ersten Spiel der Österreich-Gruppe D der Fußball-EM zwischen Polen und den Niederlanden fehlen auf beiden Seiten zwei zentrale Figuren. Während Außenseiter Polen am Sonntag (15.00/ORF 1) in Hamburg ohne den angeschlagenen Starstürmer Lewandowski auskommen muss, wird Oranje-Spielmacher De Jong verletzungsbedingt die ganze EURO in Deutschland verpassen. Bei den Niederlanden herrscht in der Lewandowski-Frage aber noch Skepsis.

Denn Bondscoach Ronald Koeman traut den Angaben des polnischen Mannschaftsarztes nicht ganz. Demnach habe sich der Barca-Torjäger im letzten Test gegen die Türkei (2:1) einen Muskelfaserriss im Oberschenkel zugezogen und fehle fix im Auftaktspiel – für das zweite Gruppenmatch gegen Österreich am 21. Juni werde alles versucht.

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„Wer weiß, ob alle Berichte wahr sind. Ich habe immer Zweifel“, sagte Koeman im Vorfeld im Oranje-Quartier in Wolfsburg. “Wir werden am Sonntag sehen, ob er spielt oder nicht. Dass er ein außergewöhnlicher Angreifer ist, steht außer Frage.“

Polens Trainer Michal Probierz reagierte etwas irritiert auf diese Aussagen. „Er hat vielleicht enormes Wissen über Verletzungen. Ich habe das nicht, sondern einfach Vertrauen in unsere medizinische Abteilung. Es gibt einen Spruch: ‚Sag die Wahrheit, und die Leuten denken, du lügst.‘ Das passt in diesem Fall“, erklärte Neo-Teamchef Probierz, der auch im neunten Pflichtspiel in Serie ungeschlagen bleiben will.

„Wir werden keine Angst haben. Wir haben auch in diesem Spiel eine Chance, auch wenn Robert Lewandowski nicht spielen wird“, erklärte Lewandowskis Sturmpartner Karol Swiderski, der nach seinem Jubel-Hoppala am Montag am Knöchel zumindest leicht angeschlagen war. Dass mit Arkadiusz Milik ein dritter Stürmer für die gesamte Endrunde ausfällt, macht die Sache noch schwieriger. „Dass wir als Außenseiter gelten, kann unser Vorteil sein“, hoffte Mittelfeldmann Jakub Moder.

Ob mit oder ohne Lewandowski, im Volksparkstadion von Hamburg werden die Niederlande als deutlicher Favorit ins Spiel gehen. Auch wenn mit De Jong und Teun Koopmeiners von Europa-League-Sieger Atalanta Bergamo zwei wichtige Mittelfeldspieler im 4-3-3-System kurz vor dem Turnier verletzungsbedingt absagen mussten. „Das ist sehr bitter für die Burschen, aber auch für uns“, sagte Koeman, der mit dem Dortmunder Linksverteidiger Ian Maatsen und Bologna-Stürmer Joshua Zirkzee zwei Spieler nachnominierte.

Trotz der Ausfälle verfügen die Niederländer noch über ein starkes Team. Die ganz großen Stars wie Marco van Basten oder Ruud Gullit wie beim ersten und einzigen EM-Titel vor 36 Jahren ebenfalls in Deutschland fehlen zwar, doch hinter den Topfavoriten Frankreich, England und Deutschland will auch die Elftal eine gute Rolle spielen. „Wir wollen eine Mannschaft sein, gegen die man ungern spielt“, sagte Kapitän Virgil van Dijk.

In Hamburg, wo am Sonntag etwa 20.000 Oranje-Fans erwartet werden, hoffen die Niederländer auf einen erfolgreichen Start in die schwierige Gruppe mit Frankreich und der ÖFB-Elf. Koeman setzt bei seinem ersten großen Turnier als Trainer auf die Unterstützung der Anhänger. „Die Vorfreude bei mir ist groß. Es ist ein großartiges Turnier. Wir werden viel Unterstützung haben und die auch benötigen“, sagte er.

Der 61-Jährige war 1988 ebenfalls dabei. In Erinnerung geblieben ist der damalige Abwehrchef aber nicht, weil er mit einem verwandelten Elfmeter das 1:1 erzielte. Vielmehr hat es jenes Bild in die Fußball-Geschichte geschafft, in dem sich Koeman nach dem Sieg mit dem Trikot von Olaf Thon symbolisch den Hintern abputzt. Ähnliche Aktionen sind am Sonntag nicht zu erwarten.

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