Verletzungssorgen bei ÖFB-Gegnern vor EM-Start

Die ÖFB-Gruppengegner Polen und Niederlande haben wenige Tage vor Beginn der Fußball-EM in Deutschland mit ernsthaften Verletzungssorgen zu kämpfen. Der frühere Weltfußballer Robert Lewandowski zog sich am Montag bei Polens 2:1-Testspielsieg gegen die Türkei einen Muskelfaserriss im Oberschenkel zu und wird das Auftaktspiel gegen die Niederlande verpassen. Das Oranje-Team muss dagegen fix auf Spielmacher Frenkie de Jong und Teun Koopmeiners verzichten.

In Polen wurden am Dienstagnachmittag die schlimmsten Befürchtungen bittere Realität. Superstar Lewandowski wird nach Angaben des polnischen Mannschaftsarztes Jacek Jaroszewski für das erste Spiel der Gruppe D gegen die Niederlande am Sonntag in Hamburg fix ausfallen, ein Einsatz im zweiten Gruppenspiel gegen Österreich ist derzeit offen. „Wir tun alles, damit Robert im zweiten Spiel gegen Österreich spielen kann“, sagte der Arzt mit Blick auf das Duell gegen die ÖFB-Elf fünf Tage später am 21. Juli in Berlin.

Gegen die Türkei hatte sich der Torjäger in seinem 150. Länderspiel in der 32. Minute angeschlagen auf den Rasen gesetzt. Wenig später stand der 35-Jährige wieder auf, erklärte den medizinischen Betreuern in aller Ruhe die Situation und verließ den Platz aus eigener Kraft. „Robert hat eine leichte Verletzung, das sollte keine Probleme bereiten“, hatte Teamchef Michal Probierz in einer ersten Reaktion noch Entwarnung gegeben.

Mehr Glück hatte Sturmpartner Karol Swiderski, der sich beim Torjubel nach dem 1:0 (12.) verletzt hatte. Der 27-Jährige, der in Italien bei Hellas Verona kickt, sprang jubelnd in die Höhe und knickte bei der Landung um. „Im Fall von Karol Swiderski ergab die Untersuchung eine Verstauchung des Sprunggelenks ohne nennenswerten Schaden“, sagte Jaroszewski. „Nach der Behandlung sollte er innerhalb von drei bis vier Tagen wieder voll trainieren können.“

Der Lewandowski-Ausfall und ein angeschlagener Swiderski werden Probierz zum Grübeln bringen. Denn bereits am Samstag zog sich Juventus-Angreifer Arkadiusz Milik beim 3:1-Testspielsieg gegen die Ukraine eine Knieverletzung zu, die eine EM-Teilnahme unmöglich macht. Neben dem Sturmduo Lewandowski/Swiderski sind mit Krzystof Piatek (Basaksehir) und Adam Buksa (Antalyaspor) nur mehr zwei nominelle Mittelstürmer im Kader. Polen blieb ungeachtet aller Verletzungen auch im achten Spiel unter der Ägide von Neo-Coach Probierz ungeschlagen, womit der 51-Jährige den erfolgreichsten Start eines Polen-Teamchefs hinlegte.

Auch Bondscoach Ronald Koeman muss umplanen und ohne zwei Taktgeber im zentralen Mittelfeld auskommen. Barcelona-Leistungsträger De Jong wird die Endrunde wegen einer Knöchelverletzung verpassen, für ihn rückte Linksverteidiger Ian Maatsen von Champions-League-Finalist Borussia Dortmund in den Kader. Koopmeiners von Europa-League-Sieger Atalanta Bergamo fällt wegen einer Muskelverletzung aus, die sich der 26-Jährige am Montag beim Aufwärmen vor dem 4:0-Testspielsieg gegen Island zugezogen hatte. Ob noch ein weiterer Spieler einberufen wird, ließ Koeman am Dienstag offen.

„Ich bin traurig und enttäuscht. Leider braucht mein Knöchel mehr Zeit“, schrieb der 27-jährige De Jong auf Instagram. De Jong hatte sich die Verletzung im April gegen Real Madrid zugezogen. Koopmeiners hatte bei Atalanta eine starke Saison gespielt und war von Koeman fest als Stammspieler eingeplant. Mit De Jong, Koopmeiners, Mats Wieffer, Marten de Roon und Quinten Timber fehlen dem Oranje-Team insgesamt fünf Mittelfeldspieler.

Bei Favorit Frankreich sind einige Tage vor dem Auftaktspiel (17. Juni) gegen das ÖFB-Team, das unter anderem ohne David Alaba, Xaver Schlager und Einsergoalie Alexander Schlager auskommen muss, ebenfalls einige Spieler nicht topfit. Superstar Kylian Mbappé hatte im Testspiel gegen Luxemburg (3:0) am Mittwoch einen Schlag aufs Knie abbekommen und kam bei der Generalprobe gegen Kanada (0:0) am Sonntag nur in der Schlussphase zum Einsatz. „Er musste sich behandeln lassen, 15 Minuten gingen. Die französische Nationalmannschaft mit oder ohne Kylian ist etwas anderes“, sagte Nationaltrainer Didier Deschamps.

Mbappé zeigte sich nach seinem Kurzeinsatz aber gelassen. „Es läuft sehr gut“, sagte der neue Torjäger von Real Madrid mit einem Lächeln. Die L’Équipe machte sich dagegen Sorgen, es sei schwer vorstellbar, dass Mbappé zu Turnierbeginn bei 100 Prozent sein werde. Ein Einsatz von Juve-Mittelfeldspieler Adrien Rabiot, der laut der französischen Zeitung zuletzt wegen einer Muskelermüdung und Schmerzen in der Wade pausierte, scheint gegen die ÖFB-Elf am Montag unwahrscheinlich. Ähnlich ist die Situation bei Real-Kicker Aurélien Tchouaméni, der bereits das CL-Finale wegen eines Ermüdungsbruchs im linken Fuß verpasst hatte, und ebenfalls gegen Kanada geschont wurde.

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