Verstappen degradierte diesmal auch Perez zum Statisten

In der in der Formel 1 fast erdrückenden Red-Bull-Dominanz hat Sergio Perez am Wochenende alle Chancen gehabt, mit der erstmaligen Übernahme der WM-Führung ein bisschen mehr an Spannung in den Titelkampf zu bringen. Doch Weltmeister Max Verstappen stellte klar, wer der Chef im Team und letztlich auch im gesamten Fahrerlager ist. Von Startplatz neun aus pflügte der Niederländer in Miami durchs Feld, sorgte so für die von den US-Fans erwartete Show, holte Sieg und Extra-Punkt.

Perez erwies sich danach als fairer Verlierer. Die Enttäuschung des Pole-Mann über den zweiten Platz war dem 33-jährigen Mexikaner allerdings anzusehen und anzuhören. „Die Leistung, die er heute gezeigt hat, war für mich unerreichbar“, sagte Pérez über Verstappen: „Ich muss jetzt verstehen, warum das so war.“ Sechs Punkte lag er nach seinem Sieg-Wochenende von Baku hinter dem Spitzenreiter. Verstappen hat nach seinem dritten Grand-Prix-Sieg im fünften Rennen nun aber 14 Punkte mehr als sein Stallrivale.

„Alles in allem war Max einfach stärker als ich“, betonte Pérez, der vor allem Probleme mit den Reifen hatte. Er war auf den Medium-Gummis gestartet, Verstappen hatte die härteren Reifen aufziehen lassen und damit die bessere Wahl getroffen. „Der Reifen war besser als erwartet“, betonte der Sieger und antwortete auf die Frage, ob er sich diesmal unschlagbar gefühlt habe: „Ich fühle mich immer unschlagbar, aber manchmal haben andere auch einen guten Tag, kommen nahe an dich ran und können dich herausfordern.“ Am Sonntag in Miami konnte das keiner, auch Pérez nicht.

Aber auch der hat schon zwei Saisonsiege, womit alle bisherigen fünf Rennen an Red Bull gegangen sind – viermal davon gab es einen Doppelsieg. Zum Drüberstreuen siegte Perez auch im Sprint von Baku. So einen WM-Start hatte der Rennstall davor noch nie hingelegt. Diese Dominanz erinnert an jene von Mercedes vor sieben Jahren mit 19 Siegen aus 21 Rennen. Es war die Saison mit dem erbitterten Titelkampf zwischen Lewis Hamilton und Nico Rosberg, aus dem der Deutsche als Weltmeister hervorging – und wenige Tage danach seinen Rücktritt verkündete.

Ein solch packendes Duell zwischen WM-Leader Verstappen und Perez scheint derzeit illusorisch. Die beiden fahren nur dann auf Augenhöhe, wenn Verstappen einen schlechten Tag erwischt; entweder durch Eigenverschulden, technisches Versagen oder wie vor Wochenfrist in Baku, als eine Safety-Car-Phase Perez in die Karten spielte. Und die anderen Teams können da schon gar nicht mitreden. Red Bulls Teamboss Christian Horner macht sich sogar schon Gedanken, was mit der Konkurrenz los sein könnte. „Wir fragen uns, wo die anderen bleiben.“

Ferrari und Mercedes wurden in der Fahrer-WM gar vom im Saisonverlauf zum vierten Mal auf das Podest gefahrenen spanischen Altmeister Fernando Alonso und in der Konstrukteurs-WM von dessen Team Aston Martin überflügelt. Horner ist sich aber sicher, dass von den Traditionsteams im weiteren Saisonverlauf noch mehr Widerstand kommen werde. Bis dahin müsse man so viel Vorsprung wie möglich herausfahren. Verstappen und Perez dürfen dabei auf den Rennspeed des Red Bull vertrauen. „Dieser Vorteil ist zur Zeit ziemlich groß, denke ich“, meinte Verstappen dazu.

Für Ferrari ist das magere Abschneiden von Carlos Sainz und Charles Leclerc als Fünfter bzw. Siebenter – das Mercedes-Duo George Russell und Lewis Hamilton wurde Vierter bzw. Sechster – besonders schlimm, steht doch in der nächsten Woche das Heimrennen der Scuderia in Imola auf dem Programm. „Uns fehlt massiv der Speed im Rennen“, klagte Leclerc. „Die Pace ist im Qualifying da, aber im Rennen sind wir viel zu weit hinten.“ Der Monegasse war im Qualifying von der Strecke abgekommen und hatte nichts mit dem Kampf um die Podestplätze zu tun, so wie Sainz.

Die beiden seien sich darüber einig, dass das Auto im Rennen sehr inkonstant sei. Es sei praktisch unmöglich, ans Limit zu gehen. „Es ist frustrierend“, sagte Sainz. Der Spanier handelte sich zudem noch eine Fünf-Sekundenstrafe ein, weil er zu schnell in die Boxengasse gefahren war. Immerhin blieb diese ohne Folgen. „Wir werden weiter in Maranello an der Entwicklung von Updates für den Wagen und der weiteren Optimierung arbeiten mit dem Ziel, schon in Imola vor unseren Tifosi mehr aus dem Wagen rauszuholen“, kündigte Teamchef Frederic Vasseur an.

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