Verstappen kämpft in Spa gegen das Ende zweier Serien

Die Vorherrschaft von Red Bull Racing war einmal, schon drei Formel-1-Rennen ist der einstige Dauer-Dominator Max Verstappen sieglos. In Belgien unweit seiner Heimat aber liegt eine der absoluten Lieblingsstrecken des Niederländers. Auf dem Circuit de Spa-Francorchamps ist Verstappen seit drei Jahren unbesiegt, auf dem berühmt-berüchtigten Umlauf soll die wachsende Frustration wieder dem gewohnten Siegesgefühl weichen.

Der in Belgien geborene, dreifache Weltmeister fiel am vergangenen Wochenende vor allem als Rumpelstilzchen am Lenkrad auf. In ungewohnt harscher Manier kritisierte Verstappen sein Team am Boxenfunk für die Strategie, die Laune wurde durch Rang fünf nicht gehoben. „Ungarn war ein schwieriges Rennen und ein Wochenende, das man vergessen und nach vorne blicken muss“, sagte Verstappen.

Angesichts von 76 Punkten Vorsprung auf Lando Norris, müssen die Nerven des WM-Leaders noch nicht flattern. Gewiss ist Verstappen siegesverwöhnt, im vergangenen Jahr gewann er 19 von 22 Rennen. In dieser Saison gab es mit aktuell sieben Siegern so viele verschiedene wie seit 2012 (acht) nicht mehr. An diesem Sprint-Wochenende, dem letzten vor der gut einmonatigen Sommerpause, hat Verstappen im halben Heimrennen eine schöne Serie zu verteidigen: Eine Scharte von vier Rennen ohne Sieg musste der Siegeshungrige seit 2020 nicht mehr verdauen.

Einfach wird die Angelegenheit nicht werden. Zumal Verstappens Auto wohl ein Getriebewechsel bevorsteht, wodurch er in der Startaufstellung wie in den jüngsten beiden Rennen in Spa zurückversetzt werden würde. Eine Bestätigung diesbezüglicher Medienberichte gab es vorerst nicht. Gewiss ist hingegen: So leicht wie 2023 dürfte eine Aufholjagd angesichts der wiedererstarkten Konkurrenz nicht werden.

Das junge McLaren-Duo um den WM-Zweiten Norris und Premierensieger Oscar Piastri spitzt nach dem Doppelsieg von Budapest auf den nächsten Coup. Zwar drückte das Hick-Hack um die Stallorder kurzfristig die teaminterne Stimmung. Doch die Aussicht auf das beste McLaren-Ergebnis in Belgien seit sehr langer Zeit dürfte die stärkere Triebfeder sein.

Die Hochgeschwindigkeitsstrecke in Belgien war zuletzt „nicht das glücklichste Jagdrevier“ für McLaren, wie auch Piastri weiß. Während Verstappen 2023, 2022 und 2021 gewann, reichte es für die papayaorange-lackierten Boliden in diesem Zeitraum nur einmal zu einem Top-sechs-Ergebnis, als Daniel Ricciardo 2021 auf Platz vier fuhr. Norris, der wie Verstappen eine belgische Mutter hat, kam über Rang sieben (2023) noch nicht hinaus. Der letzte Podestplatz war der Sieg von Jenson Button 2012. Die gegenwärtige Stärke gibt aber Zuversicht. „Wir haben ein Auto, das sich zu einem echten Allrounder entwickelt hat“, bekundete Piastri. „Ich bin zuversichtlich, dass wir stark sein werden.“

Lewis Hamilton von Mercedes feierte in Budapest seinen 200. Podestplatz und tritt mit einem in Ungarn enttäuschenden George Russell an, wo andere Herausforderungen warten. „Mit kühleren Temperaturen und einem schnelleren Layout wird es interessant sein, zu sehen, wie der W15 abschneidet“, erklärte Toto Wolff, Teamchef von Mercedes.

Ferrari, in der Konstrukteurswertung nun 16 Punkte hinter McLaren auf Platz drei, setzt auf Charles Leclerc, der 2019 in Spa gewann. Ferrari-Teamchef Fred Vasseur hofft entsprechende Effekte des neuen Update-Pakets. Der sogenannte Porpoising-Effekt, also das „Hüpfen“ der Boliden, sei auf dem Hungaroring geringer als zuletzt gewesen. „Wir werden sehen, ob wir das auch auf Hochgeschwindigkeitskursen behoben haben“, sagte Vasseur.

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