Vorbereitung in Windischgarsten folgte immer eine gute Saison

Fußball: Adi Hütter ist auch mit AS Monaco auf Trainingslager in Oberösterreicher - Im Interview spricht er über die abgelaufene EM, die heimische Bundesliga und natürlich seine Ziele als französischer Vizemeister

Adi Hutter weilt als Trainer von AS Monaco gerade in Oberösterreich, in Windischgarsten © APA/AFP/Valery HACHE

Unter Adi Hütter hat die AS Monaco die Rückkehr in die Fußball-Champions-League geschafft. Die APA traf den 54-jährigen Trainer in Windischgarsten, wo der französische Vizemeister noch bis Sonntag sein Vorbereitungs-Camp abhält und am Samstag einen Test gegen Sturm Graz absolviert. Hütter über Zweifel nach dem Kapitel Mönchengladbach, die Wachablöse in Österreich und Erkenntnisse der EM in Deutschland.

Herr Hütter, wie kam es zum Trainingslager in Windischgarsten?

Adi Hütter: „Es ist die vierte Mannschaft, mit der ich hier bin. Es verbindet mich eine Freundschaft mit der Hotelfamilie hier und es passt hier alles mit Hotel, der Nähe zum Trainingsplatz, der schönen Gegend, den Zimmern und dem Essen. Und nach der Vorbereitung beim Dilly habe ich mit meinen Mannschaften immer eine gute Saison gespielt (lacht).“

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Am Samstag geht es in einem Test gegen den neuen österreichischen Meister Sturm Graz. Verfolgen Sie die heimische Liga und war der Titel für Sturm eine Art Wachablöse?

„Es war kurzfristig sicher eine Wachablöse, aber Salzburg will sicher zurückschlagen. Auch der LASK war ja schon einmal sehr knapp dran. Das tut dem österreichischen Fußball sicher gut. Sturm hat seine Entwicklung kontinuierlich über die letzten drei Jahre vorangetrieben und hat jetzt das Double geholt. Das wird auch Salzburg anregen, wieder zurück in die Spur zu finden. Der LASK ist auch auf einem guten Weg. Es ist spannend, dass ein anderer Club einmal Meister geworden ist. Ich freue mich für Christian Ilzer und Andreas Schicker, die einen sehr guten Job machen.“

Wenn man Ihre Karriere verfolgt, dann scheint es, dass sie wie am Reißbrett geplant war.

Hütter: „Sicherlich hat mir speziell der Erfolg in Frankfurt den Weg geebnet. Was Mönchengladbach angeht, haben wir eine faire Trennung gemacht. Danach habe ich ein Jahr Pause gemacht, die Zeit für Familie und Freunde genutzt, das hat mir auch sehr gut getan. Für mich war es wichtig, zurückzuschlagen und zu zeigen, dass ich es noch kann. Umso mehr freue ich mich über den Erfolg in der letzten Saison.“

Hat es Zweifel gegeben?

Hütter: „Nach dem Gladbach-Jahr war es auch für mich gut, eine Pause zu machen. Dass man nach 370 Spielen in sieben Jahren Zeit für sich selbst hat, war gut. Einfach mal aus dem Hamsterrad rausgehen und einmal einen anderen Blick bekommen und reflektieren.“

Normal werden Trainer eher rausgeworfen, Sie wurden von Ihren Spielern nach Erreichen der Champions League in die Luft geworfen.

„Das habe ich nicht erwartet. Was da in Montpellier passiert ist, da hatten wir fix die Champions League erreicht. Da haben mich alle in die Luft geschmissen. Bilder sagen oft mehr als tausend Worte. Wir haben alle sehr viel investiert und viel zurückbekommen, das hat mir sehr viel gegeben.“

Bei der EM sind weniger Tore gefallen als bei den letzten Turnieren. Unter Trainer Adi Hütter hat es hingegen in den letzten 300 Spielen nur acht torlose Spiele gegeben.

„Ich war als Spieler selbst eher ein „Achter“ und ich liebe es mehr nach vorne zu spielen, als zu verteidigen. Kreativ zu sein ist einfach schwieriger. Und die Menschen kommen ins Stadion, um unterhalten zu werden. Lieber gewinne ich 3:2 als 1:0. Ich stehe mehr für begeisternden Fußball als für langweiligen.“

Was sind aus Trainersicht die Erkenntnisse dieser EM?

„Das Schöne ist, dass die beste Mannschaft gewonnen hat. Diejenige, die den schönsten Fußball gespielt hat. Wenn du alle Gegner schlägst, und das in einer verdienten Art und Weise. Das war eine tolle Entwicklung und ich orientiere mich sehr am spanischen Nationalteam. Die spielen einfach einen tollen und modernen Fußball.“

Und wie beurteilen Sie die Leistung von Österreich?

„Wir haben uns richtig gut präsentiert, vielleicht aber mit ein wenig weniger individueller Qualität. Wir haben ein gutes Bild abgegeben. Aber die Erwartungshaltung ist in Österreich immer gleich sehr hoch. Wenn man Holland schlägt, dann glaubt man, man kommt auch locker über die Türkei drüber.“

Mit AS Monaco spielen Sie nun in der Champions League.

„Im Clubfußball ist es das Größte, was es gibt. Das Schöne ist, dass wir es uns erarbeitet haben in der Champions League zu spielen. Darauf freue ich mich sehr. Mit Bern bin ich gegen ZSKA Moskau und gegen Mönchengladbach zweimal gescheitert, mit Salzburg gegen Malmö. Das war immer mein Highlight, einmal in der Champions League als Trainer zu sein.“

Wenn man hinter Paris Vizemeister wird, dann …

„Da muss alles passen. Unser Anspruch ist natürlich sehr hoch, aber wir wissen, dass es einen Krösus gibt. Aber ich bin nach Bern gekommen und Basel war achtmal Meister und dann haben wir sie gestürzt. Wir haben schon viele Punkte liegen gelassen. Jetzt wollen wir natürlich da vorne dabeibleiben.“

Wie ist das Leben in Monaco?

„Ich lebe in Frankreich in der Nähe vom Trainingszentrum, außerhalb von Monaco. Das ist ein spezieller und einzigartiger Platz.“

Werden Sie auf der Straße erkannt?

„Ja, es gibt ja immer wieder auch Touristen. Es ist sehr sicher für die Topstars, es ist sehr angenehm.“

Mit Ihnen, Oliver Glasner oder Ralph Hasenhüttl hat Österreich Top-Trainer im Ausland.

„Oliver hat das nach mir in Frankfurt mit dem Europa-League-Sieg vollendet und macht einen Top-Job in England. Ralph hat das in England auch gemacht und auch jetzt in Deutschland. Wir sind irgendwo die Aushängeschilder für die nächste Generation. Wir dürfen sehr stolz auf uns sein. Wenn man will und hart arbeitet, ist alles möglich, und daran sollte man immer glauben.“

Interview von Markus Neißl/APA

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