„Will das gute Gefühl mitnehmen“

OÖ-Skispringer Hayböck über den Matten-Auftakt, den Ski-Wechsel und seine Hochzeit

Auch wenn ihn aktuell eine Verkühlung etwas bremst, Skisprung-Routinier Michael Hayböck hat im Sommer wieder richtig Schwung aufgenommen.

Mit fünf Siegen im Continental-Cup sicherte sich der Oberösterreicher nicht nur die Gesamtwertung, sondern als siebter und zusätzlicher ÖSV-Adler auch ein Fixticket für den Weltcup, der am 5./6. November im polnischen Wilsa beginnt.

Was sich der 31-Jährige für die Saison am meisten wünscht, was er vom Start auf Matten hält und warum er seinen Ski gewechselt hat, erzählte der Sieger von bisher fünf Weltcupspringen im VOLKSBLATT-Interview.

VOLKSBLATT: Sie wurden im Continental Cup zum Seriensieger, wie ist das im Vergleich zur Weltspitze einzuschätzen?

HAYBÖCK: Der Vergleich hinkt immer ein bisschen. Es kommt darauf an, wie stark der Conti-Cup besetzt ist. Aber sagen wir einmal so: Es hat sich schon oft bewahrheitet, dass man im Weltcup meist ganz gut dabei ist, wenn man im Continental Cup gewinnt.

Haben diese Erfolge die schmerzlichen Erinnerungen an die Bandscheiben-Probleme und die OP vor einem Jahr endgültig verblassen lassen?

Eigentlich ist das alles schon wieder passé, nicht mehr relevant. Ich verschwende kaum mehr Gedanken daran. Wenn, dann eher im Scherz wie in Klingenthal, wo ich im Vorjahr nicht mehr in der Lage war, an einen Sprung zu denken und ich heuer Erster und Zweiter geworden bin.

Gilt Ihr Trainingsgrundsatz von Ende letzter Saison, den Körper mehr in den Mittelpunkt zu stellen, noch?

Ja, es ist ganz wichtig, dass ich das an erster Stelle lasse und ich habe das auch über den ganzen Sommer gut berücksichtigt. Ich weiß, dass ich aufpassen muss, nicht so tun kann, als wäre nichts gewesen. Auch wenn ich gesund bin, muss ich meine Übungen machen, die Regenerationszeiten gut einhalten. Das ist die Basis und sicher ein Grund dafür, dass es jetzt so gut gelaufen ist. Ich bin selten um diese Jahreszeit so stabil gesprungen.

Und sind auch in der Anlaufspur wieder richtig schnell.

Zu alter Stärke zurückgefunden (lacht).

Welchen Anteil hat der neue Ski?

Der Ski macht bei der Anlaufgeschwindigkeit nicht den größten Unterschied. Das ist die Hocke, das Selbstvertrauen, die Lockerheit und die Materialabstimmung. Der Ski macht den größten Unterschied in der Luft. Ich fühle mich sehr wohl mit dem neuen Paket.

Warum der Wechsel von Fischer zu Augment?

Das war eine der schwersten Entscheidungen. Als Oberösterreicher hat man einen besonderen Bezug zu Fischer und ich bin 20 Jahre nichts anderes gesprungen. Fischer hat an den Erfolgen einen großen Anteil gehabt. Aber ich habe gewusst, wenn ich einen neuen Weg einschlagen will, dann jetzt und nicht wieder zwei Jahren warten. Weil die Verträge laufen meist zwei Jahre. Aktuell passt mit dem Körper alles und da möchte ich nichts unversucht lassen, um vielleicht noch einmal einen Schritt weiter zu machen.

Blicken wir auf den Saisonstart. Dieser findet wegen der Fußball-WM in Katar zwei Wochen früher und ohne Schnee auf Matten statt. Wie finden Sie das?

Ja, es ist komisch. Dauerlösung ist es keine, aber ich verstehe, dass man das so macht, weil sie versucht haben, Fernsehzeiten zusammenzubringen. Von dem leben wir und von dem her sind wir froh, dass es solche Lösungen gibt. Das Problem fängt halt damit an, dass eine Fußball-WM im November/Dezember ist.

Die Skisprung-WM steigt erst im Februar. Ist das Ihr großes Ziel?

Wenn ich eines herauspicken müsste, dann ja — dort mit dabei zu sein und um Medaillen mitfighten zu können. Aber es fühlt sich noch sehr weit weg an. Ich möchte einfach das gute Gefühl, dass ich jetzt habe, mitnehmen und wieder einmal eine ganze Saison durchspringen.

Abschließend noch eine private Frage: Bei Markus Schiffner waren Sie Trauzeige, im Sommer hat auch Kumpel Stefan Kraft geheiratet. Wann ziehen Sie mit Freundin Claudia nach?

(lacht) Es wird sich weisen. Alles zu seiner Zeit. Aber es steht am Plan. Ich hab‘ schon ein Haus gebaut und einen Baum gepflanzt, das haben die beiden anderen noch nicht (lacht).

Mit ÖSV-Adler MICHAEL HAYBÖCK sprach Tobias Hörtenhuber

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