Kommentar zum neuen LASK-Stadion
„Zwickt’s mi, i man i tram.“ Diese legendäre Textzeile von Wolfgang Ambros kam mir am Freitag am Abend bei der offiziellen Eröffnung der Raiffeisen Arena mit der Partie des LASK gegen Austria Lustenau (1:0) immer wieder in den Sinn.
Zwickt’s mi: Mit diesem Stadion ist der LASK endlich im 21. Jahrhundert angekommen und hat die Basis dafür gelegt, sich langfristig im oberen Tabellendrittel der österreichischen Fußball-Bundesliga zu etablieren. Das war in den letzten Jahrzehnten nicht immer so. Zur Erinnerung: Von den letzten 21 Saisons waren die Athletiker nur neun erstklassig, zwei davon aber sogar nur in der Regionalliga.
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Zwickt’s mi: Die Raiffeisen Arena ist wirklich ein Schmuckstück geworden und erfüllt alle modernen Anforderungen. Keine Laufbahn, steile Tribünen, tolle Stimmung, ausreichend Gastrotheken, kurz Wege, super Arbeitsbedingungen auch für uns Journalisten und ein tolles Ambiente für die VIP-Gäste und Sky-Boxen-Mieter. Vor allem durch diese Erlöse kann der LASK ja sein Budget auf eine neue Ebene heben.
Zwickt’s mi: Davor versprühte das 1952 eröffnete Linzer Stadion ja über Jahrzehnte maximal einen Ostblock-Charme. Das offene Oval, gerne auch Hufeisen genannt, war spätestens Ende der 1990er schon antiquiert und über die Jahre ein Flickwerk.
Zwickt’s mi: Dass ich (bald 50) das in meinem Journalisten-Dasein noch erleben darf, hätte ich nicht mehr für möglich gehalten. Spätestens mit der völlig unverständlichen Entscheidung der Stadt Linz, kein Austragungsort der EURO 2008 sein zu wollen, schien der Zug für ein modernes Stadion auf der Gugl für viele Jahre abgefahren. Der mehr als 30 Millionen Euro Facelift durch die Stadt Linz — ein Musterbeispiel für unnötige Steuergeldvernichtung — zwischen 2010 und 2012 änderte daran bekanntlich rein gar nichts.
Zwickt’s mi: Die Freude, in diesem Stadion arbeiten zu dürfen, ist an diesem 24. Februar 2023 riesig. Wehmut, dass es das alte Linzer Stadion nicht mehr gibt, hingegen überhaupt keine vorhanden. Dabei habe ich in diesem alten Stadion wirklich viele Dinge erlebt. Ich durfte einst selbst auf dem Rasen kicken — im Finale der oö. Schülerliga irgendwann Anfang der 1980er Jahre. Zumindest da war das Stadion noch ein Highlight.
Zwickt’s mi: Danach habe ich mit meinem Vater und meinem Bruder immer wieder Spiele von LASK und SK Vöest gegen Rapid oder Austria besucht — unvergessen dabei der unvermeidliche Stau (von Wels kommend) auf der Stadtautobahn. Ich habe 1989 ein Linzer Derby gesehen, das als Vorspiel zur Freundschaftspartie FC Tirol gegen Real Madrid (0:3) vor 25.000 Zuschauern herhalten durfte. Ich habe als Talent des Leistungszentrums (Vorläufer der Akadmemie) bzw. U21-Spieler auf den Nebenfeldern etliche Trainingseinheiten und Matches absolviert.
Zwickt’s mi: Ich habe beruflich mehrere hundert Spiele — vom LASK, aber auch vom FC Linz — im alten Stadion verfolgt und dabei fast alles hautnah miterlebt. Große Siege und bittere Niederlagen, heiße Derbys (auch gegen Ried oder Vorwärts), Europacup-Triumphe wie ein 4:1 gegen Eindhoven, mehrere Aufstiegssaisonen und diverse Abstiegsdramen sowie natürlich ÖFB-Cup-Schlachten. Ausverkaufte Matches mit prächtiger Stimmung und Tristesse pur bei Geisterspielen — wie ein Zweitliga-Duell gegen Wörgl vor rund 300 Getreuen oder das von Corona beeinträchtige Duell mit Manchester United im Jahr 2020. Und natürlich die Länderspiele gegen die Elfenbeinküste (2012/0:3) und Slowenien (1997/0:2).
Zwickt’s mi: Auch die beiden einzigen Autogramme, die ich mir als Journalist je von einem Spieler oder Trainer geholt habe — AS-Roma-Superstar Francesco Totti bzw. dessen Coach Fabio Capello — habe ich im alten Linzer Stadion erhalten.
Zwickt’s mi: Klar ist, dass auch die neue, moderne Raiffeisen Arena viele Geschichten schreiben wird. So geschehen schon letzten Freitag. Die Elferentscheidung, die den Hausherren letztlich den Last-Minute-Sieg bescherte, war selbst für Coach Didi Kühbauer „hart“ und „zu wenig“, wie er einräumte.
Zwickt’s mi: Die Story des Video Assistant Referee ist seit Freitag um ein trauriges Kapitel reicher. Fällt die Entscheidung von Schiri Harald Lechner („Wir haben als Team versagt“) noch in die Kategorie „soll nicht, aber kann passieren“, so hätte der Kollege am TV-Schirm (Christian-Petru Ciochirca) verschiedene Einstellungen und Zeitlupen zur Verfügung gehabt und dabei erkennen müssen, dass Flecker wegrutschte, aber nicht von Türkmen gefoult wurde. Lechner bereitete die Fehlentscheidung jedenfalls eine schlaflose Nacht, wie er einräumte, und er entschuldigte sich telefonisch bei Lustenau-Trainer Mader. Stark!
Zwickt’s mi: Er ist erst 20, aber verwandelte den Elfer mit unglaublicher Coolness. Die Rede ist von Marin Ljubicic, der den Ball in Panenka-Manier in die Mitte lupfte, damit in Minute 94 den Premierensieg fixierte und den LASK in die Meistergruppe schoss. „Ich habe viel Selbstvertrauen und wusste von der ersten Sekunde, dass ich den Elfer so schießen werde, weil der Torhüter zu Boden gehen wird“, grinste der Kroate nach seinem zehnten Saisontor. „So schießen ist Härte pur“, meinte Kühbauer.
Fazit: Zwickt’s mi, i man in tram. Des derf net woahr sein, wo samma daham.
– Ab sofort in der Raiffeisen Arena. Und sicher noch ganz oft und hoffentlich dann auch bald einmal vor ausverkauftem Haus!