Sportunion-Präsident McDonald will Vereine weiter stärken

McDonald über NPO-Fonds, Digitalisierungsschub und Vorbild Schweiz

PG SPORTUNION

Nach rund eineinhalb Jahren in der Pandemie, wie fällt Ihre Bestandsaufnahme für den Sport aus, wie hat der österreichische Sport diese schwierige Phase überstanden?

Ich glaube, dass es sich ausgezahlt hat, dass wir als SPORTUNION uns zu Beginn der Pandemie stark als Interessensvertretung ins Zeug gelegt haben und drei Ziele verfolgt haben.

Welche waren das?

Erstens: Dass wir 100 Prozent der Vereine durch die Krise bekommen. Diesbezüglich ist es uns als organisierter Sport gelungen, mit dem Vizekanzler und dem Finanzminister einen Non-Profit-Fonds einzurichten, der die fehlenden Einnahmen und Ausfälle abgemildert hat, um die Vereine durch die Krise zu bringen. Dieser NPO-Fonds ist europaweit einzigartig und ein toller Erfolg, deshalb auch ein großes Dankeschön an die Bundesregierung, dass sie auf uns gehört hat.

„Hoffe, dass wir mit blauem Auge davonkommen“

Zweitens?

Dass wir sehr stark auf Zusammenhalt gesetzt haben und in Wechselwirkung mit den Vereinen viele digitale Lösungen für interaktive Bewegungseinheiten angeboten haben. Wir konnten damit einen großen Digitalisierungsschub aus der Taufe heben und Menschen in Bewegung halten.

Und Drittens?

Sind wir mit der Politik ständig im Kontakt geblieben, damit wir die Sportvereine und mehr als 500.000 ehrenamtlichen Trainer und Funktionäre, die unentgeltlich Arbeitsstunden im Wert von über einer Milliarde Euro im Jahr leisten und denen man nicht genug danken kann, nun beim Comeback ganz besonders unterstützen können.

Wie schaut diese Unterstützung konkret aus?

Es wurden dafür einige Programme entwickelt wie etwa der Sportbonus. Dabei übernimmt das Bundesministerium bis zu 75 Prozent mit maximal 90 Euro des Mitgliedsbeitrags von neuen Mitgliedern. Zudem wurde der Tag des Sports weiterentwickelt, er wird kombiniert mit dem „Tag des Schulsports“ und „Tag des Vereinssports“, um es mehr in die Breite zu schaffen. Damit können sich Vereine auf einer entsprechenden Bühne präsentieren. Bisher war es ja vor allem ein Auftritt des organisierten Sports in Wien. Details dazu sind unter www.sportbonus.at und langertagdessports.at zu finden.

Wie geht es im Herbst weiter, droht wieder ein sportlicher Lockdown?

Ich hoffe, dass wir mit einem blauen Auge davonkommen, auch wenn die Zahlen wieder im Steigen begriffen sind. Das Ziel muss sein, dass im Herbst Kinder und Jugendliche nicht nur outdoor, sondern auch indoor auf jeden Fall Sport betreiben können. Das Vorbild ist dabei die Schweiz, wo auch in den schwierigsten Phasen der Pandemie bis 16 immer Sport ausgeübt werden konnte, weil man davon ausgeht, dass in dieser Altersgruppe die Kollateralschäden ohne Sport höher sind als durch Corona.

„Sportpolitik wird nicht an Medaillen gemessen“

Österreichs Olympia-Bilanz fiel ja für Sommerspiele mit sieben Medaillen sehr erfreulich aus. Was sagt das aus?

Ich habe mich sehr über die Erfolge gefreut, auch über den Einzug ins Achtelfinale der Fußball-EM. Aber die Basis für solche Erfolge wird immer im Verein und durch Ehrenamtliche gelegt, genau deshalb ist es so wichtig, die Vereine so gut wie möglich zu unterstützten. Denn erfolgreiche Sportpolitik wird nicht an der Anzahl an Olympia-Medaillen gemessen.

Sondern?

An der Anzahl der Kinder, Jugendlichen, Erwachsenen und Senioren, die Sport betreiben und damit etwas für ihre Gesundheit tun. Umso wichtiger ist es, dass Österreich sich als Sportnation begreift und dass das flächendeckende Vereinswesen, um das uns viele Länder beneiden, gestärkt wird.

„Schulsportstätten stärker für Vereine öffnen“

Wie könnte sich die Politik da noch einbringen?

Zum Beispiel darin, die durch öffentliche Gelder erbauten Schulsportstätten, die oft an den 180 schulfreien Tagen im Jahr geschlossen sind, viel stärker verpflichtend für Sportvereine zu öffnen. Gerade in den Städten gibt es ja einen Mangel an Sportflächen. Ferner muss es das Ziel sein, alle Kinder in den Vereinssport zu bringen, derzeit sind es rund 50 Prozent. Denn Sport steht ja nicht nur für Gesundheit, sondern auch für für die Vermittlung von gesellschaftlichen Werten wie Leistungsorientierung, Fairness, Zusammenhalt und Leadership wie für Integration.

Stichwort „Tägliche Turnstunde“?

Die SPORTUNION Oberösterreich mit Franz Schiefermair an der Spitze ist hier ein Treiber mit österreichweiter Bedeutung. Jede dritte Volksschule ist bereits bei unserer Bewegungsinitiative „UGOTCHI – Punkten mit Klasse“ dabei. Während der Corona-Lockdowns hat die SPORTUNION mit der digitalen Turnstunde für interaktive Bewegung gesorgt. Wir lassen aber hier nicht locker.

Können Sie der Pandemie auch irgendetwas Positives abgewinnen?

Wenn, dann die Tatsache, dass klar in den Vordergrund gerückt ist, welche Bedeutung der Sport für die psychische und physische Gesundheit der Menschen hat.

Mit PETER MCDONALD, Präsident der SPORTUNION Österreich, sprach Roland Korntner

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