Steifer Nacken

Jede zweite Frau und ein Drittel der Männer leiden unter Nackenschmerzen, die die Lebensqualität erheblich beeinträchtigen. Gründe dafür gibt es viele. Eine Gefahrenquelle lauert derzeit im Home-Office durch falsches Sitzen und mangelnde Bewegung. Auch Stress oder eine schlechte Schlafposition können Nackenschmerzen verursachen.

Young man suffering from neck pain. Headache pain. © Aleksej – stock.adobe.com

Viele kennen die meist stechenden oder bohrenden Schmerzen im Nacken, die sich mitunter bis in Hals, Schultern und Arme ziehen. „Spätestens dann ist medizinischer Rat gefragt, denn unter starken Schmerzen ist es für Betroffene fast nicht mehr möglich, noch auf eine gute Haltung zu achten oder gar gezielt dagegenzuwirken“, weiß Erich Buchinger, leitender Physiotherapeut am Klinikum Schärding. „Am besten ist, es gar nicht so weit kommen zu lassen und im Alltag vorzubeugen. Denn bevor Schmerzen auftreten, wurden jene Muskeln, die Nacken, Rücken und Schultern stabilisieren sollen, meist schon längere Zeit massiv überlastet.“

Gezielte Übungen zur Entspannung und Stärkung von Körper und Seele eignen sich gut zur Prävention und können auch dauerhafte Linderung bewirken. Neben Fehlhaltungen, Muskelverspannungen oder dem oft altersbedingten Verschleiß können Stress und psychische Probleme wie eine Depression Auslöser sein.

„Wir unterscheiden zwischen akuten und chronischen Nackenschmerzen“, erklärt Buchinger. „Akute Schmerzen dauern bis zu drei Wochen, chronische länger. Dazu kommen wiederkehrende Schmerzen, die nach einiger Zeit erneut auftreten. Betroffene sollten möglichst rasch Hilfe suchen, sonst besteht die Gefahr, dass die Schmerzen ins sogenannte Schmerzgedächtnis übergehen, also chronisch werden – und dann sind sie noch schwieriger loszuwerden.“

Steifer Nacken: Wann zum Arzt?

In der Regel ist der Hausarzt für die erste Diagnose zuständig. „Schmerzmittel oder Injektionen, die den betroffenen Bereich betäuben, sorgen oft kurzfristig für Linderung, auch eine Akupunktur kann hilfreich sein“, sagt der Physiotherapeut: „Für langfristige Schmerzfreiheit braucht es aber meistens eine Therapien zur Behebung der Ursachen. Sind Nerven oder Halswirbeln geschädigt, kann auch eine Operation ratsam sein.“
In weniger als einem Prozent der Fälle gehen Nackenschmerzen mit schwerwiegenden Problemen wie Infektionen, Rheuma, Tumoren oder Knochenerkrankungen einher. Dennoch rät Buchinger zur Vorsicht, wenn zusätzlich Symptome wie Fieber und Schmerzen in weiteren Bereichen auftreten oder wenn etwa die Halswirbelsäule instabil wird – typisches Beispiel ist das Schleudertrauma. Auch eine Hirnhautentzündung kann sich durch einen steifen Nacken äußern, dazu kommen meist grippeähnliche Symptome. In solchen Fällen sollten umgehend Notarzt oder Rettung verständigt werden.

Tipps gegen Verspannungen

Um Nackenschmerzen vorzubeugen oder sie zu lindern, empfiehlt der Experte mehr Bewegung, Entspannungs- und Dehnübungen, Massagen und Wärme, etwa durch einen Schal, Wärmekissen, -salben und -pflaster oder eine Rotlichtlampe. Auch die Schlafposition sollte überprüft werden, eine gute Matratze und ein spezielles Nackenkissen verwenden.

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Buchinger rät, am Arbeitsplatz – auch im Home-Office – einen ergonomischen Sessel zu verwenden und die Höhe bzw. Position von Schreibtischplatte, Monitor und Tastatur an die Körpergröße anzupassen. „Eine gute Übung zur Stärkung der Halsmuskulatur: Den Kopf vorsichtig auf alle Seiten beugen, bis man einen Widerstand bemerkt. In dieser Position jeweils kurz verharren und dann wieder lockerlassen. Auch Trainingsgeräte wie Faszienrollen und Therabänder können einfach zu Hause verwendet werden – wichtig ist aber immer, dass die Übungen korrekt durchgeführt werden“, so Buchinger.

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