Stelzer und Achleitner kämpfen weiter für MAN-Steyr-Jobs

Nach Belegschafts-Nein zu Wolf-Übernahme – LH Stelzer will weitere Gespräche – Investoren wären bereit

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Gegen 11 Uhr war es Gewissheit: Die Belegschaft des von der Schließung bedrohten MAN-Werks in Steyr hat sich mit einer satten Mehrheit von knapp 64 Prozent gegen die Übernahme- und Fortführungspläne von Investor Siegfried Wolf gestellt.

Auch im Wissen, dass dies laut Ankündigung der MAN-Verantwortlichen in München wohl die Schließung bedeutet.

„Konzept schlüssig, aber zu viel Unsicherheit“

Angesprochen auf das letztendlich doch deutliche Ergebnis erklärte der stellvertretende Betriebsratsvorsitzende Helmut Emler gegenüber dem VOLKSBLATT: „Das Konzept war schlüssig, aber die Unsicherheit vor allem in Detailfragen war zu groß.“ Auch dass in München für deutsche Mitarbeiter ein besserer Sozialplan ausgearbeitet wurde hätte dazu geführt, dass nach der grundsätzlich positiven Stimmung nach der ersten Vorstellung des Projekts durch Siegfried Wolf nun dieses Ergebnis herausgekommen sei. Als nächstes werde man Gespräche mit MAN aufnehmen, und man sei auch Investoren gegenüber nicht abgeneigt.

Verständnis für Votum und Blick nach vorn

Landeshauptmann Thomas Stelzer zeigte Verständnis für die Absage der Belegschaft an das Angebot von Siegfried Wolf: „Dieses Votum ist Ausdruck der Enttäuschung über den Umgang des MAN-Konzerns mit den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern des Werks in Steyr. Diese Enttäuschung ist auch verständlich, denn die Beschäftigten von MAN Steyr haben sich eine derartige Behandlung aufgrund der bisher erbrachten Leistungen keinesfalls verdient“, so Stelzer.

Gemeinsam mit Wirtschaftslandesrat Markus Achleitner betonte er, den Standort nicht aufgeben zu wollen und für die Belegschaft zu kämpfen. „Das Land OÖ ist von Beginn an voll hinter den Mitarbeitern von MAN Steyr gestanden und wird dies auch weiterhin tun. Wir werden weiterhin für den Erhalt des Standorts Steyr und damit für die Arbeitsplätze der MAN-Beschäftigten kämpfen“, bekräftigen die beiden ihre Anstrengungen: „Für uns ist das heutige Votum jedenfalls kein Schlusspunkt, wir werden vielmehr den MAN-Konzern in die Pflicht nehmen, auch andere Optionen ernsthaft ins Auge zu fassen.“

Investor Wolf über Ablehnung enttäuscht

Der gescheiterte Investor Siegfried Wolf gab sich in einer ersten Reaktion enttäuscht: „Ich kann dieses Votum heute nur mit großem Bedauern zur Kenntnis nehmen.“ Er sei überzeugt, dass mit dem Potenzial an Know-how in der Fahrzeugproduktion an diesem Standort unter der Marke Steyr etwas Neues, Großes entstehen hätte können. Leider sei es ihm nicht gelungen, genügend Aufklärungs- und Überzeugungsarbeit zu leisten, um Missinterpretationen und Fehlinformationen entkräften zu können, so der Ex-Magna-Chef.

Wolfs Pläne hätten eine Reduktion der Stammbelegschaft von 1900 auf rund 1250 bedeutet, dazu wären Gehaltseinbußen gekommen. Für die Mehrheit dürfte dies ein Grund gewesen sein, sich gegen die Pläne zu wenden.

In einer ersten Reaktion nach der Bekanntgabe des Abstimmungsergebnisses betonte man bei der MAN-Führung in München die Enttäuschung, verwies aber gleichzeitig auf die Konsequenz: Man nehme die Pläne zur Schließung des Werks in Steyr wieder auf, als nächster Schritt werde zudem der Sozialplan neu verhandelt.

Erste Reaktion: MAN aktiviert Schließungsplan

Zu den Bestrebungen in Oberösterreich, eine zukunftsträchtige Lösung zu finden, gibt man sich zurückhaltend. Gegenüber dem VOLKSBLATT heißt es, dass es zu noch zu früh sei, über andere Möglichkeiten zu spekulieren. Alle anderen Angebote bisher seien geprüft worden und nur das Angebot der WSA rund um Siegfried Wolf habe eine Zukunftsperspektive geboten.

Investoren wären bereit und wollen Gespräche

Die letzte Hoffnung auf eine Rettung des Standorts Steyr könnte die Investorengruppe rund um den Linzer Unternehmer Karl Egger (Ke Kelit) sein. Dieser hatte wie berichtet die Idee eines „Green Mobilty Center Zentralraum Oberösterreich“ geboren. Grundidee des Projekts ist die Weiterentwicklung der bisherigen Strukturen hin zu einem Zentrum für Zukunftstechnologien. Dabei sollen künftig möglichst viele Experten und Unternehmen aus unterschiedlichen Bereichen zusammenarbeiten. Bei den Initiatoren ist man weiterhin startklar, wird betont.

„Wir sind nach wie vor gesprächsbereit, es müssen nun alle an einem Strang ziehen“, so der Sprecher des Konsortiums, Gerald Ganzger, im VOLKSBLATT-Gespräch. Er erhofft sich auch Unterstützung durch die Politik. „Wir sind ganz klar bereit Teil der Lösung zu sein. Es braucht einen Standortsicherungsgipfel“, betont Ganzger. Dem Gram bei MAN in München über die für sie negative Entscheidung kann er nichts abgewinnen.

„Es ist keine Zeit beleidigt zu sein. Das Ergebnis zeigt die Unsicherheit, die Besorgnis der Belegschaft. Das ist ernst zu nehmen, das sind Menschen mit Familien und kein Spielball“, ruft er MAN zu Gesprächen auf.

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