Suchdienst nach Vermissten des 2. Weltkriegs wird 2023 eingestellt

Der Rotkreuz-Suchdienst in Deutschland nach Vermissten des Zweiten Weltkriegs wird eingestellt. Angehörige sollten daher bis spätestens Ende kommenden Jahres eine Suchanfrage stellen, wie das Deutsche Rote Kreuz (DRK) am Montag in Berlin mitteilte. Ende 2023 werde der Suchdienst diese vom Bund finanzierte Aufgabe beenden.

„Deshalb sollten Anfragen beim DRK-Suchdienst am Standort München in den nächsten anderthalb Jahren gestellt werden“, erklärte DRK-Präsidentin Gerda Hasselfeldt.

Der Verbleib von vermissten Wehrmachtssoldaten, Zivilisten, Kriegsgefangenen, Zivilinternierten oder Kindern, die durch Flucht und Vertreibung von ihren Familien getrennt wurden, ist bis heute vielfach ungewiss. Auch Informationen zu Gefangenen in sowjetischen Speziallagern in der ehemaligen sowjetischen Besatzungszone und der DDR kann der DRK-Suchdienst bereitstellen.

Im vergangenen Jahr stellten 10.091 Deutsche eine Suchanfrage im Zusammenhang mit dem Zweiten Weltkrieg, im Jahr zuvor waren es rund 9.000. „Wir gehen davon aus, dass im Umfeld des 75. Jahrestags des Kriegsendes das Interesse an diesem Thema steigt und in vielen Familien das Bedürfnis wächst, das Schicksal vermisster Angehöriger abschließend zu klären“, erklärte Hasselfeldt. Dieses Interesse werde aber aufgrund der demografischen Entwicklung wieder abflauen.

In 23 Prozent aller Fälle kann der DRK-Suchdienst demnach Auskunft über den Verbleib eines vermissten Angehörigen geben. Bei deutschen Kriegsgefangenen in der früheren Sowjetunion seien dies oft auch Angaben zu Sterbedatum und letztem Aufenthaltsort.

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Seit 1992 erhielt der DRK-Suchdienst aus russischen Archiven rund zwei Millionen Kriegsgefangenen- und Interniertenakten sowie rund fünf Millionen Karteikarten der sogenannten Kriegsgefangenenkartei aus dem Russischen Staatlichen Militärarchiv. Deren Auswertung könne auch heute noch neue Erkenntnisse zu Vermissten bringen.

Das DRK bearbeitet auch Anfragen zur internationalen Suche nach Menschen, die aktuell durch bewaffnete Konflikte, Katastrophen, Flucht oder Migration getrennt wurden. Im vergangenen Jahr gingen 2.083 Suchanfragen von Flüchtlingen ein, die den Kontakt zu Angehörigen verloren hatten. Diese internationale Suche wird auch nach 2023 fortgesetzt.

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