Sutherland: „Ich weiß nichts über Hollywood“

Kanadische Leinwand-Legende Donald Sutherland feiert am Freitag seinen 85er

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Nach mehr als 55 Jahren vor der Filmkamera kann Donald Sutherland immer noch junge Zuschauer begeistern. Sie kennen den kanadischen Leinwandstar nämlich aus der „Tribute von Panem“- Blockbuster-Reihe in der Rolle des skrupellosen Präsidenten Snow. Der Mime, der am Freitag (17.7.) 85 Jahre alt ist, verkörperte den Politiker, der wie ein Diktator herrscht, seit 2012.

Der ultraliberale Kanadier wollte mit seiner Rolle in der düsteren Fantasy-Saga auch etwas bewirken: „Ich hoffe, dass junge Menschen daraus lernen, dass sie sich unbedingt politisch engagieren müssen. Dass sie sich organisieren müssen“, sagte Sutherland damals bei der Premiere.

Der Zwei-Meter-Mann nimmt auch sonst kein Blatt vor den Mund. Als er im vorigen September beim Filmfest im nordspanischen San Sebastian einen Ehrenpreis für sein Lebenswerk erhielt, beklagte er u.a. die „Bullshit“- Haltung von Politikern beim Kampf gegen den Klimawandel. Der fünffache Vater, dem Sohn Kiefer Sutherland (53) vor die Kamera folgte, hat seit den 1960er Jahren in über 150 Filmen und TV-Produktionen mitgespielt – und dabei enorme Wandlungsfähigkeit bewiesen.

Durchbruch mit „Das dreckige Dutzend“

Der Kriegsklassiker „Das dreckige Dutzend“ (1967) war sein erster internationaler Erfolg. Mit Robert Altmans Militär-Satire „M.A.S.H“ kam ein weiterer Hit hinzu. 1971 brillierte er als Privatdetektiv in Alan Pakulas Psychothriller „Klute“ an der Seite von Jane Fonda. Mit einer Liebesszene in Nicholas Roegs subtilem Horrorfilm „Wenn die Gondeln Trauer tragen“ (1973) schrieben Sutherland und Julie Christie als Eheleute, die um ihre tote Tochter trauern, Filmgeschichte. Die Sexszene hielten viele für echt, was Sutherland und andere stets dementierten.

Für den großen Federico Fellini wurde er „Casanova“, er war der faschistische Gutsbesitzer Attila in Bertoluccis „1900“. Robert Redford holte ihn für sein Regiedebüt „Eine ganz normale Familie“ vor die Kamera. Mit Charlize Theron knackte er in dem Krimi „The Italian Job – Jagd auf Millionen“Tresore. Er arbeitete mit vielen legendären Regisseuren, darunter Claude Chabrol, Ken Russell, John Schlesinger und Werner Herzog. Doch als Hollywood-Star sieht er sich selbst nicht: „Ich weiß nichts über Hollywood“, sagte Sutherland bei seiner Ehrung in San Sebastian. „Ich arbeite nur.“

Mit seiner dritten Ehefrau Francine Racette lebt er weitab von der kalifornischen Filmmetropole in seiner kanadischen Heimat, im Osten der Provinz Québéc. In Hollywood wurde er 2011 mit einem Stern auf dem „Walk of Fame“ verewigt, gleich neben der Plakette seines Sohnes Kiefer. Doch die höchste Ehre – einen Oscar – gab es noch nicht. Trotz seiner vielen herausragenden Rollen war Sutherland bisher nie für einen Oscar nominiert. Die Film-Akademie würdigte ihn 2017 immerhin außerhalb des Wettbewerbs mit einem Ehren-Oscar für sein Lebenswerk.

Sutherland denkt noch nicht an den Ruhestand

Mit 85 Jahren denkt Sutherland offenbar nicht an den Ruhestand. Mitte Juni wurde bekannt, dass er neben Robert De Niro, Anne Hathaway und Cate Blanchett im Film „Armageddon Time“mitspielen soll. Im Rückblick auf seine lange Karriere wurde Sutherland in San Sebastian gefragt, ob er einen Lieblingsfilm habe. Der fünffache Vater wehrte ab, er könne ja auch nicht sagen, ob er ein Lieblingskind habe. „Ich habe keinen Favoriten. Ich habe enge Beziehungen mit allen“, sagte er diplomatisch. Und fügte nach kurzer Pause hinzu, „aber ich habe wirklich sehr gerne mit Fellini gearbeitet“.

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