Talibanische Mission in Europa

Türkischer Starprediger zielt mit islamistischen Fatwas auch auf deutschsprachige Muslime

Träumt von Zuständen wie unter den Taliban: Der türkische Prediger Yildiz beeinflusst auch deutschsprachige Muslime.
Träumt von Zuständen wie unter den Taliban: Der türkische Prediger Yildiz beeinflusst auch deutschsprachige Muslime. © Screenshot/Facebook

Taliban verbrennen Musikinstrumente, verbieten unbegleiteten Frauen Reisen, verordnen ihnen Ganzkörperverhüllung und befehlen Geschlechtertrennung in Restaurants und Parks.

Seit die Islamisten im vergangenen Sommer die Macht zurückerobert haben vergeht kaum eine Woche ohne verstörende Nachrichten aus Afghanistan. Sie bewirken hierzulande Schaudern — begleitet von der beruhigenden Gewissheit über die große Entfernung zum islamistischen Wahnsinn am Hindukusch.

Talibanismus aus Istanbul

Weit entfernt? Mitnichten! Was Taliban predigen und in die Tat umsetzen, davon träumen auch Islamisten in Europa. Ein führender Kopf der Missionierung à la Taliban ist der populäre türkische Prediger Nurettin Yildiz, den das Bildungsministerium in Ankara als „einen der wertvollsten Gelehrten von heute“ preist. Der Vorsitzende der Istanbuler Soysaldoku-Stiftung verfügt über eine große Fangemeinde: Auf Facebook, Twitter, Instagram und Youtube folgen ihm 3,3 Millionen, allein in den vergangenen drei Monaten wurden es um 75.000 mehr.

Yildiz’ Mission ist nicht auf türkische Muslime beschränkt. Seine Webseite „fatwazentrum.de“ bietet Anleitung fürs islamkonforme Leben auch auf Deutsch. Muslime können Fragen stellen, Yildiz antwortet mit einer Fatwa (Rechtsauskunft). Islamform bedeutet in dem Fall freilich: Nahe am Talibanismus.

Verbot über Verbote

Das belegen viele Anfragebeantwortungen. So gibt es auf die Frage „Ist es haram (verboten, Anm.), Musik zu hören?“, diese Antwort: „Musik, welche die Gelüste anregt, dazu führt Falsches nachzuahmen, die Zeit zu vergeuden und von guten Taten abzulenken, ist nicht erlaubt.“ Einem Piloten, der bei einer Airline arbeitet, die im Flugzeug Alkohol ausschenkt, rät Yildiz zum Jobwechsel.

Für verboten erklären seine Fatwas auch Wimpernverlängerungen oder das Entfernen von Augenbrauen. Für Frauen gibt es überhaupt viel zu beachten, wollen sie Yildiz’ Vorstellung von einer guten Muslima entsprechen. Auch die in Afghanistan geltenden Reisebeschränkungen propagiert er: „Ohne einen Mahram (enger Verwandter, Anm.), ist es für eine Muslima nicht erlaubt, eine Reise anzutreten“, antwortet Yildiz auf die Frage, ob eine Frauengruppe eine Reise von über 90 Kilometern antreten dürfe, obwohl nur der Gatte einer der Frauen dabei ist.

Frisur muss Mann gefallen

Eine Frau, die den Hidschab (Kopftuch) gegen den Willen ihres Ehemannes ablegen möchte, wird belehrt: „Ihr Ehemann hat das Recht, sich einzumischen und dies ist auch richtig.“ Männliches Einmischungsrecht betrifft auch die Frisur. Denn dafür gelten laut fatwazentrum.de folgende Regeln: Die Frisur sollte auch dem Ehemann gefallen und damit seine Zustimmung erhalten.“

Buntes Kopftuch untersagt

Zudem dürfe „keine Frisur nachgeahmt werden, die stellvertretend für eine andere Religion ist bzw. deren traditionsgemäße Haarpracht nachahmt“. Hosen dürfen Frauen nur „neben ihren Ehemännern tragen. Darüber hinaus darf die Hose nur getragen werden, wenn sie nicht zu erkennen ist“. Es gilt das Verhüllungsgebot. Und, so Yildiz: „Ein Kleidungsstück, welches auffallend ist und fremde Blicke auf sich zieht, fällt nicht in den Bereich einer konformen Bedeckung.“ Bunte Kopftücher sind verboten.

Nein zu Geschwisterlichkeit

Desillusionierend für Nicht-Muslime, die vom Wandel durch Annäherung träumen, sind Yildiz’ Ausführungen zum Thema „interreligiöser Dialog“: „Eine Verbundenheit, als wären sie (Juden, Christen, Anm.) Glaubensgeschwister, ist jedoch nicht möglich. Das Bild der Geschwisterlichkeit ist … mit dem Islam nicht vereinbar, der zur Ablösung aller anderen Religionen gekommen ist. … Ein Tisch, an dem sich unter dem Verständnis: ‚Eine Prise von Ihnen und eine Prise von uns‘, zusammengesetzt wird, ist keineswegs etwas Gutes.“

Dem Mann, der all dies verbreitet, folgen im Web 3,3 Millionen Menschen. Tendenz steigend…

Von Manfred Maurer

Das könnte Sie auch interessieren