Tanzende Bögen lebhafter Streicherkunst

Erlebnisstarke Quartettmusik beim Debüt des Quatuor Danel aus Brüssel im Brucknerhaus

Das Konzert von Quatuor Danel wurde ergriffen aufgenommen.
Das Konzert von Quatuor Danel wurde ergriffen aufgenommen. © Marco Borggreve

Auf Russisches konzentrierte sich der Brucknerhaus-Kammermusikabend am Montag mit einem Spezialprogramm im Regentenjahr Beethovens, dessen zwei Werke der Nachkriegszeit von Gedanken an die Schrecken des Nationalsozialismus belastet waren. Doch bald wurden diese verscheucht von einem mitreißenden Musizieren, das das Brüsseler Streichquartett Danel zur spontanen Begeisterung hinlegte. Es ist sicher eines der besten, wenn nicht das weltbeste Ensemble dieser Art in der Nachfolge legendärer Quartette etwa des LaSalle Quartettes oder der Amadeus-Streicher.

Sie pflegen schon seit 30 Jahren eine umfassende Literatur mit betonter Hingabe an Haydn und Werke russischer Komponisten. Beethoven war ein kluger Griff durch die Wahl seines ersten der drei Rasumowsky-Quartette mit der eingebauten russischen Volksliedmelodie. Die zeitliche Ausdehnung des monumentalen Klangbildes (der Kopfsatz zählt 400 Takte) für das sinfonisch angelegte Kammermusikwerk verlor nicht einen Takt an Spannung und Energie, gesteigert bis zur ungestümen Gebärde, was vielleicht den Eindruck eines neuen Beethovens weckte. Stilistisch hat er mit diesem Werk Neuland betreten – nach siebenjähriger Pause, die er vor seiner mittleren Schaffensperiode bei den Streichquartetten einlegte.

Hauptfokus auf Weinberg und Schostakowitsch

Der Hauptfokus im Programm richtete sich jedoch auf die Zeit eines Schostakowitsch und – besonders verdienstvoll von den Gästen – auf den polnisch-jüdischen Komponisten Mieczyslaw Weinberg, der nun vermehrt jene Beachtung zu finden scheint, die dem hochbegabten Tonschöpfer aus Warschau gebührt. Befreundet mit Dmitri Schostakowitsch, dessen subtiles Streichquartett Nr. 4 D-Dur op. 83 (1949) durch ein jüdisches Lied im Finale erst nach Stalins Tod durch das Beethoven-Quartett uraufgeführt wurde, komponierte auch Weinberg sein fünftes Quartett B-Dur op. 27 aus 1945 unter Angst gegen den Terror und persönlicher Diffamierung.

Davon ließen sich die Interpreten aber keineswegs berühren. Im Gegenteil: Das Danel Quartett holte den Melodiemeister Weinberg ans Licht und setzte seine Leidenschaft und Vertiefung beim Einsatz für die Qualität des Werkes ein, als gelte es einen Auftrag zur Wiedergutmachung zu demonstrieren.

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Das Publikum verstand die harmonisch mäßige Sprache und zeigte sich ergriffen vom Musizierrausch der vier Herren Marc Danel, Gilles Millet, Vlad Bogdanas und Yovan Markovitch.

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