Teilhabe bleibt Herausforderung

Viel wird über die Teilhabe von Menschen mit einer Beeinträchtigung in der Gesellschaft gesprochen, doch die Realität sieht oft anders aus. Noch gibt es viel zu viele Hürden, als dass man von einer gelebten Gleichstellung sprechen könnte.

Christine Sallaberger ist stolz, den Führerschein geschafft zu haben. Denn für sie ist dadurch mehr Teilhabe möglich geworden. © Caritas

Oft stoßen Menschen mit Beeinträchtigung schon bei einfachen Wünschen an Grenzen: Markus Moser (22) ist blind und lebt in einer vollbetreuten Wohnungsgemeinschaft der Caritas.

Ihn ärgert es, dass er immer sofort in die Schublade ‚beeinträchtigt‘ gesteckt wird: „Es gibt wenig Möglichkeiten in der Öffentlichkeit, bei denen Menschen mit Beeinträchtigungen mit Nicht-Beeinträchtigten zusammenkommen. Die wenigen Angebote, die es gibt, sind oft auf eine ältere Zielgruppe zugeschnitten. Ich würde gerne Ausflüge in der Gruppe unternehmen, die gehen dann aber zu Destinationen für die Altersgruppe 60 plus.“

Oft schwer, für seine Anliegen Gehör zu finden

Auch die gehörlose Barbara Kloß, die im Kompetenzzentrum für Hör- und Sehbildung der Caritas in Linz arbeitet, ist schon oft beim Versuch der Teilhabe an Grenzen gestoßen: „Ich würde gerne Sprach- oder Fotografiekurse machen.

Wenn ich allerdings bei Bildungsveranstaltungen dabei sein will, muss ich immer selbst nachfragen, ob es Gebärdendolmetscher gibt. Falls es keine gibt – was meistens der Fall ist – muss ich mir die Dolmetscher selbst finanzieren.“

Stefan Pimmingstorfer, Geschäftsführer der Caritas für Menschen mit Behinderungen, kennt die Barrieren, mit denen Menschen mit Beeinträchtigungen konfrontiert sind: „Diese Barrieren bedeuten Diskriminierung in der Teilhabe am gesellschaftlichen Leben etwa in Lokalen und Krankenhäusern, bei Veranstaltungen, bei der Benutzung von öffentlichen Verkehrsmitteln, bei Freizeitaktivitäten, Aus- und Weiterbildungen oder im Beruf. Menschen mit Beeinträchtigungen haben kaum Möglichkeiten, öffentlich über ihre Probleme zu sprechen und auch gehört zu werden. Sie haben, wie andere auch, unterschiedliche Bedürfnisse, viele Fähigkeiten und Wünsche und das Recht, am kulturellen, wirtschaftlichen und politischen Leben teilzuhaben.

„Aber die Realität sieht oft anders aus“, weiß Pimmingstorfer. So sieht es auch Karin Höller: „Ich fühle mich ausgeschlossen, wenn ich mich bei Firmen bewerbe und aufgrund einer Beeinträchtigung nicht aufgenommen werde oder wenn manche Leute nichts mit mir zu tun haben wollen, weil ich eine Beeinträchtigung habe.“

Susanne K. wiederum hat schlechte Erfahrungen beim Arzt gemacht: „Oft werde ich nicht ernst genommen, wenn ich über meine Schmerzen rede. Die einzige Alternative ist, mit einer Begleitung zum Arzt zu fahren. Aber dann ist man wieder fremdbestimmt, der Arzt redet wieder nur mit der Begleitperson, obwohl man selbst daneben steht.“

Auch bauliche Barrieren im öffentlichen Raum oder fehlende Informationen in einer leicht verständlichen Sprache verhindern die Teilhabe in der Gesellschaft. Michael Wilhelm, der in Peuerbach lebt und am Caritas-Standort St. Pius arbeitet, freut es, wenn seine Individualität von anderen Menschen erkannt wird: „Ich fühle mich als Teil der Gemeinschaft, wenn ich spüre, dass ich meine Fähigkeiten einbringen kann und meiner Kompetenz vertraut wird.“

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