„Test ist immer nur eine Momentaufnahme“

LH-Stv. Christine Haberlander über die Corona-Zeit, die ÖAAB-Wahl und die politische Normalität

LH-Stv. Christine Haberlander
LH-Stv. Christine Haberlander © Land OÖ/Ehrengruber

VOLKSBLATT: Sie stellen sich am 26. September erstmals einer landespolitischen Wahl. Aufgeregt?

HABERLANDER: Ja natürlich, das ist doch selbstverständlich. Ich freue mich sehr, dass ich im Team von Thomas Stelzer für unser Land politisch arbeiten darf. Dafür gebe ich jeden Tag mein Bestes.

Sie sind vor vier Jahren in die Landespolitik eingestiegen, jetzt sind Sie als Listenzweite auf der OÖVP-Landesliste hinter LH Stelzer und als Listenerste im Wahlkreis Linz-Land prominent platziert, Sie sind LH-Stellvertreterin und ÖAAB-Landesobfrau. Wie empfinden Sie Ihren bisherigen politischen Durchmarsch?

Ich bin dankbar für das Vertrauen, das mir die Menschen im Land in all meinen Funktionen schenken. Dabei arbeiten wir für ein Ziel, Oberösterreich wieder stark zu machen. Um mit Mut und Zuversicht das Morgen bewältigen zu können. Für mich heißt das vor allem, die stärkste Gesundheitsversorgung anzustreben, für die besten Bildungschancen und Betreuungseinrichtungen zu kämpfen und mich im Sinne der Frauen dafür einzusetzen, dass Land der Möglichkeiten auch Land der Chancengleichheit bedeutet.

Hand aufs Herz: Haben Sie in einer stillen Stunde Ihren Einstieg in die Politik zweifelnd hinterfragt?

Die vergangenen Monate waren für viele Menschen sehr belastend. Natürlich auch für mich. Es waren Monate mit schwierigen Entscheidungen. Monate der Sorge — oft rund um die Uhr. Monate, in denen wir den Menschen viel zumuten mussten. Diese Zeit war weder für die Oberösterreicherinnen und Oberösterreicher noch für mich persönlich einfach. Aber was uns in der ÖVP auszeichnet, dass wir nicht aufgeben, nur weil es einmal schwieriger wird.

Hat es Sie eigentlich geschmerzt, dass die Wahl im ÖAAB Corona-bedingt online stattfinden musste?

Ja, sehr. Die Technik macht vieles möglich, aber den Handschlag, das persönliche Wort und die Gemeinschaft kann sie nicht ersetzen. Das zeigen die vergangenen Wochen ganz klar, wo das ja Gott sei Dank wieder möglich war. Trotzdem ist uns beim digitalen Landestag ein klares Zeichen der Geschlossenheit gelungen. Ich freue mich über das eindeutige Wahlergebnis für mein Team und mich.

Welche Themen konnten Sie bereits als ÖAAB-Obfrau umsetzen?

Es geht darum, in konsequenter Sacharbeit etwas weiter zu bringen. Das ist uns gemeinsam mit Landeshauptmann Thomas Stelzer und entsprechend unserem Leitmotiv im ÖAAB „Gesundheit schützen. Arbeit sichern“ mit einer Reihe von wirksamen Arbeitsmarktmaßnahmen sehr gut gelungen. Auch auf Bundesebene sieht man die Handschrift des ÖAAB, etwa bei den Corona-Unterstützungsmaßnahmen sowie den neuen Rahmenbedingungen für das Arbeiten von zuhause. Gemeinsam mit ÖAAB-Bundesobmann Gust Wöginger werden wir uns auf Bundesebene dafür einsetzen, dass umsichtig und nachhaltig die Pflege abgesichert wird.

Corona hat die Arbeitswelt verändert. Was davon kann oder muss man behalten?

Corona hat in der Arbeitswelt bestehende Entwicklungen beschleunigt und einige Themenfelder aufgezeigt, in denen die Rahmenbedingungen angepasst gehören. Ein Beispiel ist Homeoffice, das plötzlich für viele möglich geworden ist und eine Reihe von Vorteilen mit sich bringen kann. Wie in anderen Lebensbereichen muss aber auch hier die Wahlfreiheit weiter gegeben sein.

Für das Handhaben von Corona gab es keine Blaupause. Woher holt man sich das Know-how für das Krisenmanagement?

Für beispiellose Krisen gibt es kein Handbuch. Wir alle haben jeden Tag dazu gelernt – auch durch Fehler. Es ist – wie in allen Lebensbereichen —wichtig, mit dem Lernen nicht aufzuhören und die richtigen Lehren aus der Vergangenheit zu ziehen. Es wurden von Beginn an regelmäßige Corona-Boards mit Fachexpertinnen und -experten abgehalten. Ich bin ja eine Sachpolitikerin und deshalb war und ist Fachexpertise die wichtigste Grundlage für jegliche Entscheidungen. Jetzt raten uns die Expertinnen und Experten, mehr auf die Krankenhausbettenauslastung zu schauen und diese höher zu bewerten, als alleine auf 7-Tages-Inzidenzen zu starren. Diese Inzidenzen waren am Jahresanfang ein taugliches Instrument, jetzt hat sich die Situation durch die Impfungen aber verändert.

Die Impfung gilt als der Gamechanger im Umgang mit dem Virus. Warum sind viele Menschen nur schwer von der Notwendigkeit der Impfung zu überzeugen?

Die Impfung schützt jede und jeden Einzelnen von uns – und damit uns alle. Mit ihr schützen wir uns selbst vor der Krankheit und unsere Mitmenschen vor einer Ansteckung. Viele vertrauen alleine auf die Tests, das ist aber zu kurz gegriffen: Ein Test ist immer nur eine Momentaufnahme. Zudem dürfen wir nicht vergessen, dass viele eine Corona-Infektion hatten und daher Antikörper haben und sich deshalb noch nicht impfen lassen möchten. Aber der Schutz vor dem Virus hat Vorrang, daher sollten alle das niederschwellige Angebot für eine Impfung nutzen, egal ob etwa bei Fußballspielen oder in Einkaufszentren, denn das „g“ von geimpft ist der effektivste Schutz vor Corona.

Eine generelle Impfpflicht ist wohl vom Tisch, nicht aber die Impfpflicht für bestimmte Berufsgruppen. Wo ist sie denkbar?

Impfungen gehören zu den wirksamsten Schutzmaßnahmen, die die Medizin zu bieten hat. In Oberösterreich wurden bereits mehr als 1,6 Mio. Corona-Impfungen verabreicht. Darüber hinaus ist die Impfbereitschaft in den sensiblen Bereichen —wie in den heimischen Spitälern — ohnehin groß. In Oberösterreich setzen wir daher auf ein niederschwelliges Angebot für alle, Aufklärung, Information und Motivation. Aber eines ist klar: Impfen heißt schützen.

Das Corona-Virus hat lange Zeit das politische Handeln bestimmt. Sind wir abseits von Corona wieder in der politischen Normalität angekommen?

Corona mag vieles verändert haben, nicht aber unser Ziel, dass die Menschen in Oberösterreich gesund und gut leben können. Heute – und bis ins hohe Alter. Mehr denn je ist dabei der Zusammenhalt wichtig. Die Corona-Krise hat Gräben aufgerissen. Es braucht die Politik, um wieder zusammenzuführen. Wir haben als OÖVP immer das Gemeinsame in den Vordergrund gestellt, die Arbeit für unser Land. Das ist unsere DNA, so wollen wir auch in der nächsten Periode weiterarbeiten.

Auch nach der kommenden Landtags-, Bürgermeister- und Gemeinderatswahl werden die politischen Funktionen zwischen Frauen und Männern nicht im Verhältnis 50 zu 50 verteilt sein. Wie kann man Frauen noch mehr motivieren, sich politisch zu engagieren?

Wir leben in einem Land, in dem Frauen die gleichen Möglichkeiten haben wie Männer. Und wir ermutigen Frauen und Mädchen, selbstbewusst ihre Talente zu nutzen und zu entfalten. Dies gilt sowohl für alle Lebensbereiche – somit auch bzw. aus meiner Sicht insbesondere für die Politik. Noch nie war Politik so weiblich wie bei diesen Wahlen! Für die bevorstehende Wahl treten bei der OÖVP 46,3 Prozent Frauen an. In den Gemeinderäten, als Bürgermeisterinnen, im Landtag — wir Frauen gestalten mit. Der Frauen-Anteil ist im Vergleich zu 2015 um 11,3 Prozent gestiegen. Auf der Landesliste für die Landtagswahl beträgt der Frauenanteil 50 Prozent. Diese Zahlen zeigen eindrucksvoll, dass die OÖVP auch die Partei von und für die Frauen in Oberösterreich ist.

Wahlzeiten sind selten Erholungsphasen. Wie tanken Sie dennoch Kraft, noch dazu, wo der Kampf gegen die Pandemie wohl auch an der Substanz gezehrt hat?

Ich nutze diesen Sommer, um Corona-sicher unterwegs zu sein, das geht ja draußen ganz gut. Und dabei komme ich natürlich mit vielen Personen ins Gespräch. Ehrlicherweise schätze ich es sehr, wenn ich zuhören kann, was die Menschen bewegt und welche Sorgen und Anliegen, welche Ideen und Lösungsvorschläge sie haben. Aus diesen Begegnungen nehme ich wahnsinnig viel mit.

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